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"Wenn ich richtig wütend werde, spreche ich Deutsch"

  • Ann-Kathrin Jägle, Klasse 9c, Kepler-Gymnasium & Freiburg

  • Fr, 18. Dezember 2015
    Schülertexte

     

ZISCHUP-INTERVIEW mit Vivi Richter über die Vorteile ihrer Zweisprachigkeit, Heimatverbundenheit und Fußball.

Vivi Richter  | Foto: Privat
Vivi Richter Foto: Privat

Vivi Richter ist knapp 15 Jahre alt und wächst in Freiburg mit den Muttersprachen Französisch und Deutsch auf. Interessant ist es zu erfahren, ob es anders ist, mit mehr als einer Muttersprache aufzuwachsen. Zischup-Reporterin Ann-Kathrin Jägle aus der Klasse 9c des Kepler-Gymnasiums in Freiburg hat sie dazu befragt.

Zischup: Warum bist du zweisprachig aufgewachsen?
Vivi: Meine Mutter ist Französin und mein Vater ist Deutscher. Sie hatten beschlossen, dass ihre Kinder beide Sprachen lernen sollten, damit beide Sprachen gleichberechtigt sind. Auch meine älteren Schwestern haben beide Sprachen gelernt.
Zischup: Wann ist dir bewusst geworden, dass du zweisprachig lebst?
Vivi: Das kann ich gar nicht so genau sagen, es war einfach schon immer so. Es ist ja nicht so, dass ich erst mit acht angefangen habe, zwei Sprachen zu sprechen. Vielleicht ist es mir richtig bewusst geworden, als mir klar wurde, dass meine Großeltern und auch meine Eltern aus zwei verschiedenen Ländern stammen.
Zischup: Gibt es besonders auffallende Vorteile oder auch Nachteile, wenn man mit zwei Sprachen aufwächst?
Vivi: Ich finde es gut, wenn man zwei Sprachen fließend sprechen kann. Bewerber um einen Ausbildungs- oder Studienplatz mit zwei Muttersprachen werden meist bevorzugt. Der einzige Nachteil, der mir einfällt, ist, dass man beide Sprachen in Gesprächen leicht vermischt.
Zischup: Überlegst du dir bei jeder Person, ob du mit ihr Französisch oder Deutsch reden sollst?
Vivi: Da muss ich mal genau überlegen … Nein, das überlege ich mir nicht. Wenn ich bei meiner französischen Oma bin, dann rede ich französisch, und wenn ich bei meiner deutschen Oma bin, rede ich deutsch!
Zischup: Sprichst du eigentlich einen Dialekt?
Vivi: Also ich spreche Hochdeutsch und auch im Französischen spreche ich keinen Dialekt. Aber wenn ich in Frankreich Französisch spreche, sagen die Einheimischen oft, dass ich ein gutes Französisch spreche, aber man schon merke, dass ich aus Deutschland komme. Dabei bin ich doch Halbfranzösin!
Zischup: Bei internationalen Ereignissen, wie Fußballspielen oder Olympischen Spielen, drückst du da Frankreich oder Deutschland die Daumen? Und für wen bist du, wenn sie gegeneinander spielen?
Vivi: Um ehrlich zu sein: Ich bin eher Deutschlandfan, ich kenne vielmehr Spieler der deutschen als der französischen Nationalmannschaft. Wenn sie gegeneinander spielen, bin ich daher in der Regel für Deutschland, aber ich sage oft, dass ich für den war, der gewonnen hat.
Zischup: Glaubst du, dass du aufgrund deiner Sprache und deiner Verbundenheit zu Frankreich die schlimmen Ereignisse in Paris anders oder gar noch schlimmer empfindest?
Vivi: Unabhängig davon, welcher Nationalität ich angehöre oder welche Sprache ich spreche, waren dies ganz schreckliche Ereignisse in Paris. Für mich wurde mein Heimatland angegriffen. Es wäre für mich genauso schlimm, wenn Berlin angegriffen würde.
Zischup: In welcher Sprache diskutierst du mit deinen Eltern, wenn ihr nicht einer Meinung seid?
Vivi: Ich diskutiere mit meinen Eltern eher auf Französisch. Wenn ich aber richtig wütend werde, dann wechsle ich ins Deutsche.
Zischup: Und in welcher Sprache streitest du dich dann mit deinen Schwestern?
Vivi (ohne zu zögern): Ganz klar auf Deutsch. Mit meinen Schwestern rede ich immer Deutsch.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 18. Dezember 2015: PDF-Version herunterladen

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