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Haustierwahn in der Pandemiezeit

  • Lilli Krille, Klasse 9a, Goethe-Gymnasium (Emmendingen)

  • Fr, 17. Dezember 2021
    Schülertexte

     

Haustierwahn in der Pandemiezeit .

Ein Hund im Freiburger Tierheim, welches sich  im Stadtteil Lehen befindet  | Foto: Thomas Kunz
Ein Hund im Freiburger Tierheim, welches sich im Stadtteil Lehen befindet Foto: Thomas Kunz

Während Corona suchen viele Menschen Trost und Beschäftigung bei Haustieren. Das bekommt auch der Freiburger Tierschutzverein zu spüren. Raphael Greiner, der stellvertretender Tierheimleiter berichtet, es gebe doppelt so viele Anfragen als vor der Pandemie. Vor allem seien Hunde, Katzen und Kaninchen gefragt.

Der Freiburger Tierschutzverein hat rund 14 Mitarbeiter und wurde bereits 1893 von zwei Frauen gegründet. Er ist der Träger des Tierheims, der das Finanzielle und Rechtliche übernimmt. Greiner erklärt, es sei so wie eine Firma, die vom Tierheim eine Abteilung übernimmt.

In dem großen Gebiet leben zirka 80 Hunde, Katzen und Kleintiere, außerdem 50 Vögel, 50 Igel und diverse andere Tiere. Die Anzahl variiert aber von Jahreszeit zu Jahreszeit, denn im Sommer zum Beispiel sind Haustiere mehr gefragt als im Winter. Wenn man sich ein Tier aus dem Tierheim zulegen will, ruft man beim Tierschutzverein an und macht danach ein Kennenlerntreffen. Im Anschluss besichtigt ein Mitarbeiter des Tierschutzvereins das zukünftige Zuhause und checkt, ob der Lebensraum dem Tier entspricht. Falls dies nicht zutreffen sollte, kann es durchaus passieren, dass man das Tier nicht aufnehmen darf.

Zwischen 40 und 50 Anrufe gingen pro Tag ein

Die Menschen, die Interesse an einem Tier haben, sind ganz unterschiedlich. Von Familien, Alleinstehenden, Paaren, Älteren bis Jüngeren sei alles dabei, berichtet Greiner. Das habe sich auch während Corona nicht geändert. Die Menschen seien nur unüberlegter geworden.

Vor Corona seien täglich zehn bis 20 Anrufe aus Interesse an einem Tier eingegangen. Das habe sich in der Pandemie erheblich gesteigert. Raphael Greiner erklärt, es seien mindesten doppelt so viele Anrufe entgegengenommen wurden. Zwischen 40 und 50 Anrufe erreichten den Tierschutzverein am Tag. Obwohl das Tierheim während des ersten Lockdowns teils geschlossen war, hörte die Nachfrage nicht auf, erläutert Greiner. Damit war der Verein natürlich überlastet. Meistens wollten die Leute kleine, junge Tiere, die das Tierheim aber nicht zur Verfügung hatte, deswegen wurden trotz der hohen Nachfrage nur wenige Tiere vermittelt.

Raphael Greiner bestätigt, dass in der Pandemie ein Haustierwahn zu beobachten war. Er betont, dass dieser "Wahn" vor allem im ersten Lockdown deutlich geworden ist. Jetzt, nach der dritten Welle, wurde wieder einiges gelockert und die meisten Menschen können wieder normal arbeiten gehen. Das trägt dazu bei, dass die Tiere wieder vernachlässigt werden, weil alle in ihren Alltag zurückgekommen sind. Raphael Greiner vermutet, dass die Menschen nicht auf langfristige Weise gedacht haben, denn wenn sich der Alltag wieder einstellt, ist plötzlich keine Zeit mehr da für einen Hund oder eine Katze. Damit erklärt sich Greiner die "Abgabewelle", die es im Tierschutzverein gegeben hat. Viele Menschen wollen ihre Tiere wieder zurückgeben.

Auffallend dabei seien die Hunde, die die Menschen wahrscheinlich unabsichtlich von illegalen Hundehändlern aus dem Ausland erworben hätten. Diese werden vermehrt in den Tierschutzverein gebracht, weil die Menschen mit den Hunden überhaupt nicht zurechtkommen. Ängstlichkeit, Aggressivität oder Unsicherheit – das seien die häufigsten Merkmale dieser Hunde, beschreibt Greiner. Der plötzliche Haustierwahn, der über die Pandemiezeit stattgefunden hat, nimmt jetzt ab, weil viele Menschen ihre Haustiere wieder abgeben.

Ressort: Schülertexte

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