Account/Login

Massentierhaltung

Die Frage nach dem Warum

  • Davud Demirci, Klasse 8a, Shafe Islam, Klasse 8b, Pestalozzi-Realschule (Freiburg)

  • Di, 19. Mai 2020, 18:41 Uhr
    Schülertexte

     

Ja, die Massentierhaltung ist schlecht für die Tiere. Sie liefert uns aber auch Fleisch, Milch und Eier. Ein Text von Davud Demirci (Kl. 8a) und Shafe Islam (Kl. 8b) der Pestalozzi-Realschule in Freiburg.

Schön ist anders: Viel zu viele Legehennen in einem Hühnerstall.  | Foto: Ingo Wagner
Schön ist anders: Viel zu viele Legehennen in einem Hühnerstall. Foto: Ingo Wagner
Bilder von Kühen, Schweinen oder Hühnern in Massentierhaltung haben wir sicher alle schon einmal gesehen. Doch darüber hinaus werden noch zahlreiche andere Tiere auf diese Weise gehalten? Hier ein kleiner Überblick: Neben den oben erwähnten Tierarten werden auch Schafe, Gänse, Puten, Nerze, Füchse, Fische, Krebstiere, Kaninchen, Bienen in Massentierhaltung gehalten.

Aber was ist überhaupt Massentierhaltung? Das Gabler Wirtschaftslexikon definiert den Begriff folgendermaßen: Massentierhaltung, auch intensive Tierhaltung oder Intensivtierhaltung genannt, ist die massenhafte Haltung von Tieren unter beengenden, belastenden und meist nicht artgerechten Umständen. Das Ziel ist es, mit möglichst geringen Kosten möglichst viele tierische Produkte herzustellen. Sinn und Zweck ist unter anderem die industrielle Fleisch-, Milch-, Eier-, Leder- und Fellproduktion.

Obwohl in unserer Gesellschaft die Massentierhaltung tendenziell eher abgelehnt wird, unterstützt das Konsumverhalten diese jedoch massiv. In der Kritik steht vor allem das Wohlergehen des Tieres. Im Folgenden seien einige Nachteile dieser Form der intensiven Tierhaltung genannt: Die Tiere leben auf engem Raum, häufig in Käfigen und sind in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt und bekommen oft häufig kein Tageslicht. Die Jungen werden direkt nach der Geburt von den Muttertieren getrennt und die Lebenserwartung ist sehr kurz. Darüber hinaus kommt es zu regelrechten Mißhandlungen der Tiere durch zum Beispiel das Kürzen der Schnäbel oder Hörner. Und männliche Küken werden geschreddert.

Die Tierrechte werden nicht geachtet, so dass man nicht selten sogar von Tierquälerei sprechen kann. Zudem werden die meist überzüchteten Tiere sogar vorbeugend mit Antibiotika behandelt, Rückstände davon finden sich im Fleisch wieder. Kritisiert wird auch die meist unzureichende Kontrolle. Nicht zu unterschätzen sind aber auch Umweltprobleme als Folge der Massentierhaltung.

Alles in allem kann man daher sagen: Tiere in Massentierhaltung in Höchstgeschwindigkeit großzuziehen, entspricht nicht den menschlichen Werten. Tiere sind emotionale Wesen. In der "Turbo-Haltung" können sie weder in ihrer natürlichen Umgebung leben, noch ihren ursprünglichen Instinkten nachgehen. Warum hält man Tiere dennoch in Massentierhaltung? Trotz der vielen Probleme muss es ja auch irgendwo einen Sinn und Zweck der Massentierhaltung geben oder? Als Vorteile der intensiven Tierhaltung werden oft folgende Punkte genannt: Für den Landwirt bringt diese Form der Viehhaltung Kostenvorteile. Wer viel Vieh auf einer Fläche hält, kann vor allem durch die Automatisierung der Fütterung aber auch durch Mengenrabatte auf Futter profitieren. Durch diese Haltungsform können auf günstige Weise sehr schnell stark nachgefragte Lebensmittel erzeugt werden.

Von den Kostenersparnissen der Mastbetreiber profitieren schlussendlich auch die Konsumenten. Fleisch, Eier und Milch sind beispielsweise sehr billig. Die Nachfrage nach Fleisch steigt weltweit. Besonders im bevölkerungsreichen asiatischen Raum wächst mit zunehmendem Wohlstand das Interesse an Fleisch ganz grundsätzlich. Indien war eigentlich immer das Land der Vegetarier – doch nun lässt man sich vom Vorbild der Industriestaaten zum Fleischkonsum verleiten.

Und wenn es eine, im Regelfall auch noch legale, Möglichkeit dazu gibt, Fleisch möglichst billig zu produzieren, dann wird sie genutzt. Es mag alles günstiger sein, doch den Preis dafür zahlen schlussendlich vor allem die Tiere. Und auch unsere Umwelt und somit wir Menschen selbst haben mit schwere Folgen zu kämpfen. Aber was bedeutet das für uns Menschen? Im Folgenden seien einige Probleme, die diese Form der Tierhaltung mit sich bringt, aufgeführt: Durch die Gabe von Antibiotika bei der Tiermast kommt es zur Bildung antibiotikaresistenter Keime. So wurden diese Keime beispielsweise in fast allen Putenfleisch-Proben in Discountern festgestellt. Eine Folge für den menschlichen Körper ist, dass die Wirkung von Antibiotika nachlässt.

Das Trinkwasser wird knapp, denn mehr als zwei Drittel unseres Grundwassers sind mit Nitrat aus der Landwirtschaft belastet. Doch nicht nur bei uns selbst führt die Massentierhaltung zu Wasserknappheit. Besonders Menschen in trockenen Regionen müssen darunter leiden. Zum Beispiel, wenn im warmen Südamerika Felder, auf denen Tierfutter für die Massentierhaltung wächst, bewässert werden muss. Natürlich sind auch die mit der Massentierhaltung verbundenen Gerüche eine Belastung für die Umgebung. Andere Wirtschaftszweige wie etwa der regionale Tourismus werden dadurch beeinträchtigt.

Zahlen und Fakten zur Massentierhaltung
In der Massentierhaltung leben und sterben allein in Deutschland etwa 745 Mio. Tiere pro Jahr.
Jedes Jahr werden in Deutschland 356 Millionen Kilogramm Fleisch weggeschmissen. 45 Millionen Hühner, 4 Millionen Schweine und 200.000 Rinder sterben also umsonst.
Für die Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch werden 15.000 Liter Wasser benötigt.
730 Tonnen Antibiotika wurden im Jahr 2018 alleine in Deutschland in der landwirtschaftlichen Tierhaltung eingesetzt.
Etwa 61Prozent der Ackerfläche in Deutschland werden zum Anbau von Viehfutter und nur 21 Prozent zur direkten Nahrungsmittelerzeugung verwendet.
Weltweit werden jedes Jahr 2,6 Millionen Hektar Land bewirtschaftet und fast 48 Millionen Tonnen Treibhausgase ausgestoßen, um die Lebensmittel anschließend wegzuwerfen.
(Zusammengestellt von Davud Demirci, Klasse 8a, Pestalozzi-Realschule Freiburg)

Ressort: Schülertexte

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel