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Ein Selbstversuch

Der Super-GAU: Ein Monat ohne Flimmerkisten

  • Dylan Sumser, Luis Fleckenstein, Constantin Langbein, Klasse 8a & Kepler-Gymnasium Freiburg

  • Mi, 23. November 2011, 18:59 Uhr
    Schülertexte

     

Dylan Sumser, Luis Fleckenstein und Constantin Langbein machten eine Mediendiät: Sie verzichteten einen Monat auf TV, Internet und Spielkonsole.

Stecker raus, Fernseher weg – und das vier lange Wochen!  | Foto: Photocase.de/eris23
Stecker raus, Fernseher weg – und das vier lange Wochen! Foto: Photocase.de/eris23
"Schalt jetzt endlich die verdammte Flimmerkiste aus!" Diesen Satz hören viele Jugendliche täglich von ihren Eltern. Und besonders unsere achten nervend genau darauf, dass sich der Medienkonsum in Grenzen hält. Mit einem Selbstversuch wagten wir den Sprung ins eiskalte Wasser: Wir schauten einen langen Monat nicht fern!

Das selbstauferlegte Verbot traf auch Videos, Spielkonsolen und Surfen im Netz. Fluchtwege in die Medienwelt bei Freunden und Verwandten hatten wir uns ebenfalls versperrt. Eine Spontan-Umfrage unter Schülern und Schülerinnen ergab, dass man schon ganz schön was ausgefressen haben muss, um eine solche Mediendiät verpasst zu bekommen.

Nachdem die Stecker gezogen waren, mussten wir uns nun vor allem in den Ferien und am Wochenende lange Zeit anderweitig beschäftigen. Zunächst dachten wir, im Alter von 13 Jahren sei es schwer, den Abend ohne Displays zu gestalten. Dann war es aber doch relativ leicht, Beschäftigungen zu finden.

Im Rückblick sehen wir folgende Vor- und Nachteile der Medien-Abstinenz: Die Gespräche beim Abendessen wurden länger und zunehmend interessanter, weil wir nicht darauf warteten, dass die Lieblingsserie beginnt oder das vorhin begonnene Computerspiel weitergespielt werden konnte.

Mit mehr medienfreier Zeit diskutierten wir über tiefschürfendere Themen und nicht nur über den vergangenen Tag. Auch die Hausaufgaben erledigten wir gewissenhafter, weil nicht irgendein Display schnelle Ablenkung versprach. Außerdem musste die Hausarbeit nicht mehr warten, bis ein Film zu Ende war. Über das Verbot lernten wir, dass unsere Mediennutzung den Alltag strukturiert und ihm einen Rhythmus gibt.

Allerdings quälte uns an den ersten Tagen des Experiments schon oft die Langeweile. Unsere Toleranz für Witze und Scherzchen sank in den ersten Wochen auf Minimum. Nicht selten fühlten wir uns ausgeschlossen: Während der Rest der Familie gemütlich vorm Fernseher saß und den Abend mit einem Film ausklingen ließ, saßen wir in einem anderen Zimmer, lernten oder lasen ein Buch. Ein Sofa-Abend mit Film bedeutet Unterhaltung, er verbindet uns aber auch mit anderen Menschen.

Während unseres Experiments wurden nicht nur Bücher wichtiger, sondern die Musikanlage ebenso. Dumm war nur, dass sich die Nachbarn ständig beschwerten, weil die Musik zu laut war. Anzumerken ist noch, dass unser Experiment ordentlich ins Geld ging: Ein Großteil des Taschengelds floss in Zeitschriften, weil wir uns anderweitig informieren mussten. Die Telefonrechnung belief sich auf deutlich mehr als gewöhnlich, denn nicht nur bei Tisch, sondern auch sonst haben wir mehr kommuniziert.

Trotz allem hatten wir an vielen Tagen schlechte Laune, weil wir einen tollen Film oder ein gutes Spiel in der Bundesliga verpasst hatten. Auch die Nachrichten, die uns sonst eher anöden, fehlten uns, da wir das Gefühl hatten, in der Welt gerade nicht Bescheid zu wissen. So ertappten wir uns immer häufiger beim Lesen der Zeitung.

Medien sind für uns ein Tor zur Welt, sie stillen unser Bedürfnis nach Information. Und die wollen wir möglichst schnell.

Fazit: Wenn wir hin und wieder auf Medien verzichten, freut es unsere Eltern, und uns schadet es nicht. Dennoch sollten wir uns nicht ganz aus der modernen Welt zurückziehen. Es ist gut, wenn wir in einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Medienkonsum und anderen Aktivitäten leben und nicht nur vor der "Flimmerkiste" sitzen.

Ressort: Schülertexte

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