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Zischup-Interview

"Der Hund darf nicht zu ängstlich sein"

  • Helena Mauch, Mathilde Sladek und Anna-Lena Waydhas, Klasse 8b, GHSE (Emmendingen)

  • Fr, 26. April 2024
    Schülertexte

     

Arno Faller leitet die Rettungshundestaffel des Deutschen Roten Kreuzes in Emmendingen. Wir durften ihn und seine Hunde bei einem Training der Mantrailer begleiten. Danach stellten wir ihm ein paar Fragen. .

Arno Faller, Leiter der Rettungshundes...RK Emmendingen, mit einem seiner Hunde  | Foto: privat
Arno Faller, Leiter der Rettungshundestaffel beim DRK Emmendingen, mit einem seiner Hunde Foto: privat
Zischup: Herr Faller, können Sie uns sagen, was die Arbeit der Hundestaffel ist?
Faller: Die Hundestaffel ist dafür da, Personen in der Not zu finden. Wir werden alarmiert durch die Polizei und suchen dann die gesuchten Personen. Wir suchen nur Personen, die in Not sind, nicht bei einer Straftat oder einem Verbrechen.

Zischup: Wie läuft so eine Rettung ab? Wie findet der Hund den Menschen?
Faller: Es gibt zwei Suchmethoden. Das eine ist die Mantrailersuche. Das ist die Personensuche. Der Suchhund sucht nach dem Individualgeruch des Menschen. Wir holen uns aus der Wohnung oder aus dem Auto einen Gegenstand, der dem Vermissten zugeordnet werden kann, und lassen den Hund an den Sachen riechen. Wir setzen den Hund da an, wo die Person zuletzt gesehen worden ist. Dann verfolgt der Hund die Spur. Außerdem gibt es noch den Flächenhund, der nicht nach bestimmten Menschen sucht, sondern nach jedem Menschen. Dieser Hund wird im Gelände, in Wald und Wiese, eingesetzt.

Zischup: Was kann so ein Geruch beim Mantrailer sein?
Faller: Der Geruch sollte immer so dicht wie möglich am Körper sein, sodass keine Fremdgerüche mit drin sind, also Unterwäsche, Zahnprothesen oder die Brille, die jemand die ganze Zeit trägt. Sachen, die der Mensch immer bei sich hat, riechen am meisten nach ihm.

Zischup: Brauchen Menschen, die bei der Hundestaffel mitmachen möchten, einen Hund?
Faller: Nein, wir haben auch Mitglieder dabei, die als Helfer mitmachen. Sie helfen beim Suchen, laufen mit, sichern uns im Straßenverkehr ab oder schauen mal in eine Gartenhütte rein...

Zischup: Ist der Helfer immer dabei? Muss er auch eine Ausbildung machen?
Faller: Der Helfer ist immer dabei. Er muss die normale Ausbildung machen, wie der Hundeführer auch: Sanitätsausbildung, Funken, Umgang mit dem Erste-Hilfe-Hund. Er sollte auch im Training mit dabei sein, damit er sieht, wie die Hunde arbeiten. Dann kann der Hundeführer fragen: Hast du was gesehen, wobei mein Hund gerade ein Problem hatte? So können beide darüber reden und vielleicht nochmal zurückgehen und an bestimmten Stellen suchen.

Zischup: Sie sagten gerade Erste-Hilfe-Hund, deshalb unsere Frage: Werden oft Hunde bei Einsätzen verletzt?
Faller: Es kann sein, dass sie verletzt werden. Wenn der Hund durch den Wald rennt, kann das immer passieren. Er kann sich auch übertreten auf der Straße oder mal in eine Scherbe treten. Dann wird er von uns verarztet.

Zischup: Wie zeitintensiv ist die Arbeit bei der Hundestaffel für die Menschen?
Faller: Wir haben im Schnitt drei Mal in der Woche Training, zwei Mal zwei Stunden und ein Mal sechs Stunden. Das sind schon zehn Stunden Training in der Woche, also 40 Stunden Training im Monat. Hinzu kommen noch die Einsätze, die haben wir im Schnitt alle 14 Tage. Da gehen auch schnell mal vier bis fünf Stunden dahin.

Zischup: Das ist mehr als ein Hobby.
Faller: Ja, das ist mehr als ein Hobby.

Zischup: Welche Charaktereigenschaften sollte ein Rettungshund haben?
Faller: Der Hund muss lernwillig und kontaktfreudig sein. Ein Hund, der Angst vor Menschen hat, möchte einen Menschen nicht suchen. Er muss freundlich sein. Und er darf nicht aggressiv gegenüber Mensch und Tier sein.

Zischup: Können Hunde mit Vorgeschichte, zum Beispiel aus dem Tierheim, zu ängstlich sein?
Faller: Nicht alle. Wir haben zum Beispiel Ole, einen Rettungshund im Ruhestand, er war mal ein rumänischer Straßenhund. Er war anfangs sehr scheu, aber wir haben ihn so weit gebracht, dass er jetzt gern Menschen sucht.

Zischup: Wie lange dauert die Ausbildung eines Hundes denn so ungefähr?
Faller: Bei einem Personensuchhund rechnen wir mit drei Jahren, bei einem Flächenhund mit zwei Jahren.

Zischup: Was muss der Mensch für Eigenschaften mitbringen?
Faller: Der Mensch muss gesundheitlich fit sein. Er muss viel laufen können. Und er muss psychisch fit sein, denn er wird auch in Situationen kommen, die nicht schön sind. Er muss lernwillig sein, denn er muss sich immer wieder weiterbilden.

Zischup: Suchen Sie um jede Uhrzeit?
Faller: Wir suchen immer. Die meisten Alarmierungen sind nachts. Allerdings sind wir alle ehrenamtlich tätig. Das heißt, wenn wir einen Alarm nachts um eins bekommen und wir suchen dann bis fünf Uhr, müssen die meisten um sieben Uhr wieder arbeiten gehen. Das ist schon anstrengend. Da muss man bei einer Anfrage auch mal sagen, dass es nicht geht.

Zischup: Ist die Ausbildung für Hund und Mensch kostenlos?
Faller: Ja, die ist kostenlos. Der Hundehalter ist nur verantwortlich dafür, dass sein Tier ernährt wird. Er muss den Tierarzt zahlen können. Die normalen Kosten muss er decken. Wir bekommen vom Roten Kreuz die Kleidung und wenn der Hund geprüft ist, wird er steuerfrei gestellt. Wir zahlen keine Hundesteuer.

Zischup: Was war denn Ihr spannendster und aufregendster Einsatz?
Faller: Jeder Einsatz ist spannend und aufregend. Auch das Training ist spannend. Vor Kurzem durften wir im Europa-Park trainieren. Da waren über 200 Rettungshunde, die haben im ganzen Park trainiert.

Zischup: Sind die Personen, die Sie suchen, häufig demenziell erkrankt?
Faller: Das ist ganz unterschiedlich. Wir suchen kleine Kinder, Radfahrer, Wanderer oder demenziell erkrankte Personen.

Zischup: Ab wie viel Jahren darf man bei der Hundestaffel mitmachen?
Faller: Ab 16 Jahren kann man eintreten, aber in den Einsatz darf man erst mit 18.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 26. April 2024: PDF-Version herunterladen

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