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"Das faire Image steht auf dem Spiel"

  • Do, 30. April 2015
    Schülertexte

     

ZISCHUP-INTERVIEW mit dem Fußballer Dennis Bührer, der beim Bahlinger SC unter Vertrag steht, über Fußball und Doping.

Doping – gut für die Leistung, schlecht fürs Image   | Foto: dpa
Doping – gut für die Leistung, schlecht fürs Image Foto: dpa

Unsere Reporter Oliver Bührer und Yannick Adler, beide aus der Klasse 8a der Theodor-Frank-Realschule in Teningen, haben ein Interview mit dem Bahlinger Kapitän und ehemaligen U20-Nationalspieler Dennis Bührer zum Thema Doping geführt. In dem Interview äußert sich Dennis Bührer zum Thema Doping im Fußball.

Zischup: Haben Sie eigentlich schon mal darüber nachgedacht zu dopen?
Bührer:
Nein, das ist gar kein Thema und Doping ist im Fußball, so wie ich das erfahren habe, nicht verbreitet.
Zischup: Würden Sie dopen, wenn es erlaubt wäre?
Bührer: Das kommt drauf an, was man unter Doping versteht. Wenn Doping für den Körper schädlich ist oder es langfristige Schäden verursachen kann, dann natürlich nicht. Beispielsweise gibt es Spieler, die trinken ab und zu vor dem Spiel einen Energydrink. Der Grund: Sie fühlen sich einfach durch das enthaltene Koffein wacher oder besser. Das ist dann vielleicht auch einfach Doping für den Kopf.
Zischup: Was haben Sie gedacht, als Sie das erste Mal mitbekommen haben, dass Freiburgs und Stuttgarts Vereine gedopt haben sollen?
Bührer: Es war ja bekannt, dass der Arzt Armin Klümper früher oft mal eine Spritze gegen Schmerzen gegeben hat. Man konnte dann am nächsten Tag auf einmal wieder spielen. Das war bekannt, aber dass gedopt wurde, war mir nicht bekannt.
Zischup: Hätte Ihre Mannschaft das Spiel gegen Pfullendorf doch noch gewonnen, wenn Sie gedopt hätten?
Bührer: Wer weiß! Ich war ja zwei Wochen krank. Vielleicht hätte ich eine Spritze nehmen sollen, die mir die fehlende Kraft zurückgibt. Ich bin auf jeden Fall der Meinung, dass die Einnahme von Doping im Fußball Wettbewerbsvorteile zur Folge hat.
Zischup: Was halten Sie davon, das Strafrecht in Sachen Doping auszuweiten?

Bührer: Ja, das ist richtig. In jeder Sportart müssen gleiche Bedingungen herrschen, sonst ist das kein fairer Wettbewerb mehr. Deswegen ist es richtig, dass im Fußball strenge Regeln aufgestellt werden. Es sollen für jeden Sportler die gleichen Grundvoraussetzungen herrschen.
Zischup: Ja, aber wenn jeder dopen dürfte, dann hätten doch auch alle die gleichen Grundvoraussetzungen. Das wäre doch fair, oder?
Bührer: Ja, dann wäre es theoretisch wieder fair. Man muss bei diesem Thema sehr vorsichtig sein. Es gibt ja einzelne Fälle, in denen die Einnahme von Dopingmitteln zu langfristigen körperlichen Schäden bis hin zum Tod geführt hat. Es ist ganz klar, dass Doping für den Körper langfristig nicht gesund ist.
Zischup: Glauben Sie, dass die Ergebnisse aus den Recherchen der Evaluierungskommission in Bezug auf die Freiburger Sportmedizin das Image vom Fußball kaputt machen?
Bührer: Eines ist klar. Fußball ist die beliebteste Sportart in Deutschland. Wenn es in dieser Sportart einen Dopingskandal gibt, dann steht das saubere und faire Image vom Fußball auf dem Spiel. Es könnte auch erst der Anfang einer Dopinglawine im Fußballsport sein, die bis in die Gegenwart reicht. Wer weiß das zum jetzigen Zeitpunkt so genau? Der Radsport ist das beste Beispiel, was ein Dopingskandal aus einem Sport machen kann. Ich schaue heute weniger die Tour-de-France an als vor dem Skandal. Eines ist sicher, Doping im Fußball bringt wie in jeder anderen Sportart Vorteile mit sich. Die Spieler werden leistungsfähiger. Heutzutage laufen die Spieler zwischen zehn und zwölf Kilometer im Spiel und das zum Teil alle drei bis vier Tage. Die körperliche Leistungsvoraussetzung ist die Basis im Fußball. Wer in der 90. Minute noch einen 50-Meter-Sprint machen kann, ist ganz klar im Vorteil. Auch eine schnelle Regeneration ist natürlich wichtig. In diesen Bereichen kann Doping zu einem nicht unwesentlichen Teil beitragen.
Zischup: Glauben Sie, dass die Fifa genug darauf achtet, dass nicht gedopt wird, zum Beispiel indem sie regelmäßige Kontrollen durchführt?
Bührer: Ja, die Kontrollen sind da. Ich hatte in meiner Profizeit einen Mitspieler, der Marihuana zu sich genommen hat. Dieser Spieler wurde durch die Kontrollen der Fifa während der U20-Weltmeisterschaft positiv getestet. Die Folge hätte bei einem sportlichen Weiterkommen die Disqualifikation aus dem Turnier bedeutet. Bei diesem Turnier sind wir allerdings schon nach der Vorrunde ausgeschieden. Trotz Doping.

Ressort: Schülertexte

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