Stadtverwaltung
Zugefrorener Flückigersee ist nicht zum Betreten freigegeben – Verbot wird häufig ignoriert

Mo, 23. Januar 2017 um 19:44 Uhr
"Fühlt sich stabil an." Die 19-jährige Studentin Rebecca Fehrenbach spaziert mit ihrem Freund über das schneebedeckte Eis. Es schneit, und die spiegelglatte Fläche ist kaum noch zu sehen. Nebel verdeckt auch die Sicht auf Himmel und Berge, es ist klirrend kalt im Seepark. "Der See ist schon vor einiger Zeit zugefroren", sagt Rebecca Fehrenbach. Mit ihrem Freund geht sie Hand in Hand vorsichtig über das Eis. Die beiden bleiben vorsichtshalber in Ufernähe. Dort können sie unter Schnee und Eis den Grund gerade noch sehen.
Das Eis unter der Schneeschicht ist unberechenbar
Weiter raus trauen sich zwei junge Männer, einer von ihnen ist Pierre Kray: "Wir mögen es, auf dem Eis herumzulaufen. Das ist etwas Besonderes", sagt der 21-jährige Student. Eis auf dem Flückigersee habe er noch nicht erlebt. "Heute sieht’s aber gefährlich aus" – wegen des Schnees, der das Eis bedeckt. Das Eis ist unter der Schneeschicht unsichtbar – und unberechenbar. Dünne Stellen und Risse kann man leicht übersehen. Die Studenten lassen sich davon nicht abhalten: Weit draußen laufen sie über den See und fotografieren das Eis und sich.
Polizei fordert auf: Sofort den See verlassen
Aber das Vergnügen währt nicht lange. "Wir fordern Sie auf, den See zu verlassen!" Die Polizei hat ihren Streifenwagen neben dem Bürgerhaus geparkt, aus Lautsprechern lassen sie ihre Aufforderung durch den Seepark schallen. Die Eisbesucher sehen sich erstaunt um, nur langsam verlassen sie den gefrorenen See.
Schlittschuhläufer im Jahr 2012 eingebrochen
Auch die Stadtverwaltung warnt vor dem Betreten: "Der See ist nicht freigegeben", sagt Rathaussprecherin Martina Schickle. Trotz der eisigen Temperaturen habe der See noch viele offene Stellen. Auf der Eisfläche dürfe man aber grundsätzlich weder spazieren noch Schlittschuh laufen. Das letzte Mal gefroren war der 15 Meter tiefe See 2012. Auch damals war das Betreten nicht erlaubt. Im selben Jahr musste ein Schlittschuhläufer mit dem Helikopter gerettet werden, weil er eingebrochen war.
Auf das Verbot weisen auch Schilder hin, die nur vereinzelt um den See herum zu finden sind. "Die Regeln für den See" wurden bereits mit einem kleinen Zusatzschild erweitert: Unter einem Wassersportverbot, Warnungen vor steilem Ufer und dem Hinweis auf Eigenrisiko beim Baden steht: "Eisfläche betreten verboten, Lebensgefahr!" Unmissverständlich ist das Verbot – wenn auch unauffällig.
Keine rechtlichen Konsequenzen
Rechtliche Konsequenzen haben die Eisläufer jedoch nicht zu erwarten, sagen die Polizisten vor Ort. Obwohl das Betreten eine Störung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung darstelle. Und die Möglichkeiten, einen Spaziergänger oder Schlittschuhfahrer vor dem Einbrechen zu bewahren, seien gering. "Ein belehrendes Gespräch ist die beste Maßnahme", so einer der Beamten.
DLRG probt den Ernstfall
Die Wasserretter der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) probten am vergangenen Sonntag den Ernstfall und zogen "Eingebrochene" aus dem Eis. Am Nachmittag war auf der Fläche viel los, Familien, Kinder und Pärchen tummelten sich auf dem zugefrorenen See, einer auf Schlittschuhen. Trotz der Warnschilder.