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Interview

Warum 60 Graffiti-Künstler ab Donnerstag in Landwasser sprühen

  • Di, 01. Oktober 2019, 14:40 Uhr
    Landwasser

2020 wird das in die Jahre gekommene EKZ Landwasser abgerissen. Ab Donnerstag wird es für ein temporäres Kunstevent benutzt und mit Graffiti verschönert. Tom Brane erzählt mehr über die Aktion.

Am kommenden langen Wochenende wird da...Tom Brane und rund 60 andere Künstler.  | Foto: Ingo Schneider
Am kommenden langen Wochenende wird das Einkaufszentrum in Landwasser bunt – die ersten Graffiti-Kunstwerke sind schon da. Mit dabei sind der Freiburger Tom Brane und rund 60 andere Künstler. Foto: Ingo Schneider
60 regionale, bundesweite und internationale Graffiti-Künstler, um die 800 Dosen Farbe, 30 Wände: Von Donnerstag bis Sonntag wird das Einkaufszentrum Landwasser, das irgendwann ab 2020 abgerissen werden soll, beim "Landwasser EKZ Jam 2019" zu einem Kunstevent. Die Idee hatte Quartiersarbeiter Frank Hebda (genannt "Jagger"), der den Freiburger Graffiti-Künstler Tom Brane (38) und seinen Kollegen Andreas Ernst ("Zoolo") gefragt hat.

Das Einkaufszentrum wird doch ohnehin abgerissen – ist Ihre Riesenaktion da nicht vergeudete Zeit und Energie?
Brane: Auf keinen Fall. Malen mit der Sprühdose ist meist temporäre Kunst. Und hier treffen sich Künstler, die etwas schaffen, was es hier in Freiburg noch nie gab – das gilt für die Zahl der Künstler und die Größe der Flächen. 60 Künstler kommen jetzt, aber auch danach geht es weiter, wahrscheinlich werden es um die 100. Außerdem wird sich der Abriss des Einkaufszentrums verzögern. Aber wir dokumentieren ohnehin alles, wir filmen, fotografieren und planen einen 360-Grad-Rundgang auf Google Maps. So kann jeder auf ewige Zeit virtuell zwischen den Gebäuden stehen und unsere Kunst sehen.


Den meisten, die nicht in Landwasser wohnen, ist das Einkaufszentrum kein Begriff – Sie wohnen in Herdern, wie war das bei Ihnen?

Brane: Ich kannte das Haus der Begegnung, aber mit dem Einkaufszentrum habe ich tatsächlich nicht viel verbunden. Wir machen es nun bekannter. Als "Jagger" uns gefragt hat, waren wir sofort hin und weg, als wir die Wände gesehen haben. Freiburg ist sonst immer so vorsichtig bei der Bemalung von öffentlichen Flächen. So große Gebäude wurden hier noch nirgends besprüht. Außerdem sind die Häuser so schön verschachtelt, das ist genau das, was sich Künstler wünschen – ein Kunstwerk verschwimmt ins andere und es gibt viele Ecken, an denen man noch etwas hinzufügen kann.

Und was sagen die Geschäftsinhaber zu der Aktion?
Brane: Wir haben schon ein bisschen angefangen, anfangs war einer von ihnen nicht begeistert. Doch am dritten Tag gefiel es ihm. Das ist oft so. Viele lehnen unsere Kunst erst ab, wenn sie aber sehen, was entsteht, ändert sich das. Wir haben die Genehmigung für 30 Wände, meist Außenflächen vom EKZ, ein paar im Innenhof. "Jagger" hatte schon länger die Idee, hier eine Graffiti-Aktion zu organisieren und hatte das bereits mit dem EKZ-Besitzer Peter Unmüssig besprochen. Als der Verein "Sicheres Freiburg" Geld zur Verfügung stellte, kamen Sponsoren dazu, unter anderem die Stadt Freiburg.
"Landwasser EKZ Jam 2019": Von Donnerstag, 3. Oktober, bis Sonntag, 6. Oktober, am Einkaufszentrum Landwasser. An diesen vier Tagen sind die meisten Künstler im Einsatz, einzelne, die nur zu anderen Zeiten können, werden wahrscheinlich später noch weitermachen. Außerdem sind später auch Workshops geplant, an denen alle Interessierten jeden Alters teilnehmen und sich als Graffiti-Künstler ausprobieren können.

Ressort: Landwasser

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 01. Oktober 2019: PDF-Version herunterladen

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