Rapport aus Jena: SCF-Frauen vs. USV Jena

Mo, 06. Mai 2013 um 10:58 Uhr

Vor dem Spiel
Bereits am Samstagabend steht der Ferrari-rote Mannschaftsbus des SC Freiburg vor dem schicken Hotel Esplanade im Zentrum der thüringischen Universitätsstadt. Die Mädels von Trainer Milorad Pilipovic dürfen im ersten Haus am Platz übernachten, um am Sonntag topfit auf dem Platz zu stehen.
Im Stadion
Statistisch gesehen ist Jena nach Freiburg die sonnigste Stadt der Republik. So präsentiert sie sich an diesem Fußballnachmittag auch. Das Ernst-Abbe-Sportfeld liegt kaum weniger idyllisch als Mösle- oder Dreisamstadion mitten im grünen Paradiespark direkt an der Saale.
Das Stadion ist auch die Heimstätte des traditionsreichen FC Carl-Zeiss Jena, der in den 1980er Jahren auf europäischer Fußballbühne glänzte, wobei sich knapp 30.000 Zuschauer in das 13.000 fassende Stadion drängten. Heute ist das Team in der Regionalliga versunken. Dafür hat der USV Jena seit Jahren eine erstklassige Frauenmannschaft.

Die Fans
Während Freiburgs Fußballerinnen also bereits am Vortag nach Jena gekommen sind, nehmen fünf SC-Fans erst am Sonntag die sechsstündige Fahrt aus dem Breisgau auf sich. Morgens um sechs Uhr geht’s in der Heimat los und nach dem Spiel wieder zurück. Zwölf Stunden auf Deutschlands Autobahnen für 90 Minuten Frauenfußball – das ist echte Liebe! Dafür strahlt nun die badische Fahne am Geländer der Haupttribüne in der Sonne.
Der Gästeblock ist erst gar nicht geöffnet, hier sitzen Fans beider Teams zusammen auf der Tribüne und fachsimpeln über das Spiel.
Erste Halbzeit
Zwar sind an diesem Sonntag rund 530 Fans ins Stadion gekommen und einige trommeln auf der Tribüne hin und wieder. Aber dennoch hört man meist nur die Spielerinnen und Trainer auf dem Platz. An die lauten, aggressiven Rufe und Schreie, die höchstens mal bei Christian Streich die Stadionatmosphäre übertrumpfen, aber selten bei Spielern, muss sich der nur Männerfußball erprobte Rapporter erst mal gewöhnen.

Das Spiel plätschert die erste Viertelstunde vor sich hin, bis die SC-Mädels bissiger werden und in der 20 Minute durch die 18-Jährige Margarita Gidion das 1:0 erzielen. Nach einem Querschläger von Jena kommt der Sportclub zur zweiten Chance im Spiel und macht die zweite Kiste. Torschützin ist Juliane Maier. Die verunsicherten Jenaerinnen lassen die Freiburgerinnen nun immer häufiger in Strafraumnähe kommen.
Auf dem Weg zu einer Torchance und einem möglichen 3:0 verliert Melanie Leupholz jedoch ihren Schuh. Damit geht es mit 2:0 in die Halbzeit.
Pausen-Wurst
Natürlich gibt es in der Halbzeit die obligatorische, würzige Thüringer Bratwurst mit leckerem Born-Senf. Nichts gegen Freiburgs „Lange Rote“ vom Münsterplatz, aber zumindest die Stadionwurst an der Dreisam kann gegen die „Thüringer“ nicht annähernd mithalten.
Eine Parallele zu Freiburg: auch in Jena fahren zahlreiche Zuschauer mit dem Rad zum Stadion und in der Halbzeit wird auf dem Platz sogar ein neuer Drahtesel unter den Ballkindern ausgelost.
Zweite Halbzeit
Während die SC-Frauen nicht mehr so häufig vor dem Jenaer Tor auftauchen, kommen die Gastgeberinnen immer besser ins Spiel und haben drei gute Torchancen (52., 64., 73. Minute). In der 90. Minute brandet auf dem Ernst-Abbe-Sportfeld schließlich noch Jubel auf. Carolin Schiewe sorgt mit ihrem Treffer für den 1:2-Anschlusstreffer. Während der drei Minuten Nachspielzeit muss der SCF so noch mal um den schon sicher geglaubten Sieg zittern.
Doch am Ende reicht es auch dank einer souveränen Defensivleistung zum verdienten Auswärtssieg. Trainer Milorad Pilipovic, der die Mädels und den Club trotz guter Arbeit und Erfolg zum Saisonende verlässt, sorgt kurz vor Schluss noch für ein Kuriosum, als er die 17-Jährige Ersatztorhüterin Teresa Straub als Feldspielerin einwechselt. Da sind auch die mitgereisten Anhänger aus dem Häuschen.

Nach dem Spiel
Während sich die Mädels vom USV Jena beim Publikum für die Unterstützung in der Saison bedanken, machen die Freiburgerinnen mit ihren fünf treuen Fans aus der Heimat und einer weiteren Handvoll SC-Sympathisanten die La-Ola-Welle. Was will man mehr!?

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