Nightlife-Guru: Popmusik-Pub-Quiz @ Les Garecons

Do, 25. Februar 2010 um 13:06 Uhr

Als ich kurz nach halb neun im Les Garecons ankomme, ist der Laden, gelegen in der Bahnhofshalle, halb voll. Die meisten Tische stehen außerhalb des eigentlichen „Ladens“ in der Halle, was ganz angenehm ist – windgeschützt und trotzdem befreiend hohe Decken.
Ein paar ältere Damen nehmen noch ein kleines Abendessen ein, und irgendjemand kuckt Winterolympiade. Bonus - Bedienung am Platz, Sitzplätze, Malus - keine Tanzfläche.

Hinter dem improvisierten DJ-Pult sind die Veranstalter mit einigen hundert CDs und einer Familienpackung Schokowaffeln in Stellung gegangen. Meine Bitte um ein Bild wird von den beiden zunächst schüchtern abschlägig beschieden, und ich schieße statt dessen konspirativ aus dem Hintergrund. So wird das nichts mit Reichtum und Ruhm, Leute.

Anders als im typischen Tanz- oder Tanklokal ist nicht nur die Getränke, sondern auch die Speisenauswahl beträchtlich. Cocktails, Salate, Nudeln mit Sauce von Napoli aufwärts, Pizza, Säfte, Smoothies, Wein. Obwohl die Fastenzeit gefühlt finde ich auch gut schon vorbei sein könnte, bestelle ich sicherheitshalber doch eine Apfelsaftschorle, naturtrüb wie meine Laber-, pardon, Leberzellen.
Anmoderation des Quizzes um kurz nach neun. Einsteigerfreundlich ist das erste Lied von den Beatles, yeah yeah yeah, Zusatzfrage: aus welcher Stadt kommt die Band. Ich bin kurz unschlüssig, dann der Hinweis vom Moderator dass es sich bei Wales um keine Stadt handelt und der Fall ist klar.
Zu jedem gespielten Song sind Titel, Interpret und eine Zusatzfrage zu beantworten. Ich schaffe in der ersten Runde solide 22 Punkte von 28 möglichen, kriege den Cocktail aber trotzdem nicht. Von da an geht es abwärts. Ich schreibe bei jedem Lied, das mir nicht bekannt ist, die am häufigsten wiederholte Liedzeile als Titel rein und erwäge, zunehmend erbittert, darauf hinzuweisen, dass dieses Zeug im Berghain ja nichtmal von den Bauarbeitern beim Abriss gespielt werden dürfte.

Auf halber Strecke durch die erste Runde überkommt mich der leidige Harndrang, aber ich harre eisern aus. Lady Gaga, Nena, Polarkreis 18 (??), ABBA, Robbie Williams. Pop, Pop, Pop. „Ein bisschen Frieden“ ist von? Ich schreibe „Marianne“ oder „Miriam“, beides falsch. Ich bin verärgert.
Es lohnt sich durchaus, einen Rentner (Ü30) als Grammophonjoker mitzubringen. Bei „Total Eclipse of the Heart“ verliere ich ein wenig die Facon und singe in Fistelstimme mit. Pop ist geil.
Auf jede halbstündige Runde folgt eine halbe Stunde Raucherpause, alle Lieder im Quizteil werden gediegen ausgespielt, ich finds super, auch wenn vorbeilaufende Reisende mit Rollköfferchen gelegentlich stinkig blicken. Bei den Auflösungen kommt ein bisschen die gute alte Schulstimmung auf, Tendenz: „Richtige Antwort war „Winterpalast“, aber „blau“ hab ich auch noch gelten lassen“. Jedem Rundensieger winkt ein Gratiscocktail als Preis, was als zusätzlicher Bonus besonders starke Spieler in den folgenden Runden ein bisschen dämpft.
Als bei der Verkündung des Siegers der zweiten Runde dessen „charmante Anwesenheit“ besonders und geradezu überschwänglich hervorgehoben wird, kommen mir leise Zweifel am ordnungsgemäßen Ablauf der Punktezählung. Nicht nur das: ein Mitspieler wird beim Versuch, mit dem Telefon im Internet nachzuschlagen erwischt, ein anderer Konkurrent spricht dreist mit dem Veranstalter. Sieht so eine korrekte Quizabwicklung aus?
Der Abwärtstrend setzt sich fort. Nachdem die ersten drei Titel der letzten Runde bei mir nur Ratlosigkeit auslösen, versinke ich ein bisschen in Russen-vorm-Bunker-Stimmung. Ich entschließe mich zum würdevollen Rückzug vor Auswertung der letzten Quizrunde. Ende wäre regulär so gegen Mitternacht gewesen.
Die Toiletten sind nur mit einem an der Theke zu erfragenden Geheimcode zugänglich und (infolgedessen?) blitzsauber.
Das Popquiz im Les Garecons ist ein guter Einstieg in den Mittwochabend. Und a Gaudi isses sowieso.
