fudder-Interview
Freiburger Student: "500 Euro Überbrückungshilfe sind ein Witz"

Do, 02. Juli 2020 um 14:16 Uhr

Jan Schlottau Foto: privat
Jan, mit welchen Herausforderungen hast Du gerade als Student zu kämpfen?
Jan Schlottau: Ich habe Anfang der Krise meinen Nebenjob verloren und habe bis jetzt von meinem Ersparten gelebt. Jetzt brauche ich definitiv für Juli eine Überbrückungshilfe, um die Miete zahlen zu können. Aber selbst wenn ich die Überbrückungshilfe bekomme, reicht es nicht aus,davon kann ich dann gerade so die Miete zahlen. Alle meine anderen Kosten, wie zum Beispiel für die Krankenversicherung, werde ich aber damit nicht decken können. Zwischendurch habe ich mal versucht, mir irgendwie anders Hilfe zu suchen. Ich habe beim Jobcenter Arbeitslosengeld 2 beantragt, das bekomme ich aber nicht, weil ich studiere. Der einzige Tipp der Jobcenter-Mitarbeitenden war, ich soll mich doch einfach exmatrikulieren lassen, also meine Ausbildung abbrechen, um dann arbeitslos zu sein und das Geld zu beziehen.
Jan Schlottau ist 26 Jahre alt und studiert Soziale Arbeit an der Evangelischen Hochschule in Freiburg.
Wie wirkt sich die Situation auf dein Studium aus?
Jan Schlottau: Meine finanzielle Not sorgt dafür, dass ich super viel Zeit investieren muss, um irgendwie einen Job zu finden oder Geld bei irgendwelchen Stellen zu finden. Das kostet viel Zeit und Kraft, die ich dann nicht mehr fürs Studieren habe.
Ich schaffe gerade viel weniger, als ich eigentlich müsste.
Was wirst du jetzt unternehmen?
Jan Schlottau: Jetzt ist alles komplett unsicher. Ich habe die Überbrückungshilfe zwar beantragt, das war vor einer Woche. Seitdem habe ich nichts gehört. Ich weiß nicht, ob ich in drei Tagen das Geld auf dem Konto habe, um meine Miete zahlen zu können. Ich werde jetzt meinem Vermieter schreiben und ihn darum bitten, dass ich die Miete aussetzen kann. Ich hoffe darauf, dass ich die Überbrückungshilfe bekomme und einen Job finde. Meine Eltern können mir nichts zahlen, deshalb bin ich komplett auf mich alleine gestellt und dringend auf Hilfe angewiesen.
Was forderst Du von der Politik?
Jan Schlottau: Ich habe eine Petition gestartet, in der ich fordere, dass die Überbrückungshilfe zumindest auf das Existenzminimum angehoben wird. Die 500 Euro reichen so oder so nicht zum Leben – das ist ein schlechter Witz. Allgemein muss jetzt das Arbeitslosengeld 2 für Studierende aufgemacht werden – sie sind arbeitslos und brauchen Hilfe.
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