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Französischer Influencer will Kanalisation mit Gelperlen verstopft haben – Stadt weiß von nix

Anika Maldacker
  • Di, 03. März 2020, 19:38 Uhr
    Digitalien (fudder) Digitalien

Ein französischer Influencer badet in einer Wanne voller Wasserperlen. Dabei überflutet er angeblich die städtische Kanalisation damit. Aber das scheint inszeniert und Schreiner wirbt lieber als aufzuklären.

Die mit Gel gefüllten Wasserperlen sind auch unter dem Namen Orbeez bekannt.  | Foto: Cipolina/Adobe.Stock
Die mit Gel gefüllten Wasserperlen sind auch unter dem Namen Orbeez bekannt. Foto: Cipolina/Adobe.Stock
Das Expiment des französischen Influencers begann am Sonntag vor einer Woche: An diesem Tag veröffentlichte der aus Wissembourg im Elsass stammende Cyril Schreiner das erste von bislang sechs erschienenen kurzen Videos auf Instagram. Darin kippt er mindestens fünf Fläschchen voller Wasserperlen in das Badewasser. Nach mehreren Stunden findet er seine Badewanne randvoll. Denn die bunten Gelperlen aus sogenannten Superabsorber-Polymeren können große Mengen Wasser aufsaugen. Man nutzt sie allerdings hauptsächlich um Pflanzen zu bewässern – und nicht um darin zu baden. Genau das hat Schreiner jedoch vor. In Video Nummer 1 genießt er sein Bad in den Gelperlen noch – bis ihm die Frage in den Sinn kommt, wie man die Kugeln wieder los wird. Das Problem beginnt.

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Regardez jusqu"à la fin et aidez moi à trouver une solution là suite en story insta !

Ein Beitrag geteilt von Cyril Schreiner (@cyrilschr) am Feb 23, 2020 um 3:22 PST



Schreiner lässt die Kugeln durch den Siphon ablaufen. Sie seien biologisch abbaubar, versichert er in der Instagram-Story seinen Followern noch. Nur die Hälfte läuft ab – und steigt über Toilette und Waschbecken wieder nach oben. Ergebnis: Alle Abflüsse im Bad sind verstopft und der Influencer, der nun im 270-Einwohner-Dorf La Boissière in der Normandie lebt, verzweifelt. "Helft mir" fleht er seine Zuschauer, die er "meine Würstchen" nennt, an.

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La partie 3 demain ! allez voir ma story pour la suite Svp aidez moi vos astuces marche pas du tout !

Ein Beitrag geteilt von Cyril Schreiner (@cyrilschr) am Feb 24, 2020 um 8:31 PST



In den nächsten fünf Instagram-Filmchen wird alles schlimmer: Als Schreiner die Kugeln aufsaugen will, qualmt Rauch aus dem Staubsauger. Die Nachbarin klingelt, weils sie die bunten Kugeln in ihrem Garten findet.

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bon je suis au bout de ma vie la voisine est venu je crois je vais m"enterrer, la suite dans ma story demain ou vendredi la partie 4

Ein Beitrag geteilt von Cyril Schreiner (@cyrilschr) am Feb 26, 2020 um 3:28 PST



Anschließend entdeckt der Urheber selbst Gelperlen im Gully auf der Straße.

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Bon la y"a plus rien à faire... regardez la fin vous croyez je peut m"en sortir encore ? aller voir ma story j"ai reçu une lettre dans ma boîte aux lettre

Ein Beitrag geteilt von Cyril Schreiner (@cyrilschr) am Feb 28, 2020 um 9:15 PST



Am Schluss liegt ein Schreiben vom Rathaus im Briefkasten: Die Gemeinde hätte mehrere Beschwerden aus der Nachbarschaft erhalten, weil diese Probleme mit ihren Abflüssen hätten, in allen seien dieselben Kugeln gefunden wurden.

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Là je crois que je vais mourir vous croyez je peut m"en sortir ? aller voir ma story je vous raconte plus en détails

Ein Beitrag geteilt von Cyril Schreiner (@cyrilschr) am Feb 29, 2020 um 3:28 PST



Daraufhin beschließt Schreiner im Rathaus alles zuzugeben. "Falls ihr morgen nichts von mir hört, bin ich in Haft", schreibt er am Montag auf Instagram. Er veröffentlicht alles dramaturgisch aufbereitet innerhalb einer Woche in Videoschnipseln auf Instagram und TikTok.

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Bon j"ai plus le choix je vais me dénoncer je pense vous en pensez quoi ? la suite dans ma story insta je vais vous tenir au courant de la suite mettez les notifs

Ein Beitrag geteilt von Cyril Schreiner (@cyrilschr) am Mär 1, 2020 um 10:04 PST



Seit er seine Wasserperlen-Geschichte veröffentlicht, steigt seine Followerzahl auf Instagram kontinuierlich an. Dienstagabend folgten ihm 1,2 Millionen Instagram-Nutzer – fast 300.000 mehr als vor einer Woche. Auf TikTok folgen ihm inzwischen sogar 2,7 Millionen Nutzer. Mehr Follower heißt größere Reichweite und damit mehr Werbeeinnahmen.

Mittlerweile zweifeln viele Kommentatoren an der Geschichte. Im Post mit dem angeblichen Brief vom Rathaus fällt den Nutzern auf, dass der Brief keinen Knick hat – obwohl Schreiner zuvor mit einem Umschlag vor der Kamera herumwedelt. Ein französischer Journalist zitierte außerdem auf Twitter den Bürgermeister von La Bossière. Alles sei gestellt, sagt der.



Der Bürgermeister bestätigt das auf Nachfrage. Es hätten sich keine Nachbarn wegen verstopfter Abflüsse beschwert, schreibt er in einer Mail. Zudem sei gar nicht möglich, so viele Rohre zu überfluten, da es kein gemeinsames Abflusssystem an dem betroffenen Ort gebe. Die Polizei sei seit Samstag eingeweiht. Der Urheber der Videos habe sich, so der Bürgermeister, für alle Unannehmlichkeiten am Montag entschuldigt. Er bereut seinen Scherz, der wohl unbeabsichtigt große Dimensionen angenommen habe.

Hassbotschaften und Presseanfragen von der ganzen Welt

Das spürt Cyril Schreiner derzeit wohl am eigenen Leib und lässt das auch in den Videos durchblicken. Er bekomme seit Tagen Hassbotschaften und Presseanfragen aus der ganzen Welt. Dazu kommt, dass sein Wohnort unabsichtlich veröffentlicht wurde: Er hat ein Logo der Gemeinde auf dem angeblichen Schreiben aus dem Rathaus zwar unkenntlich gemacht, aber wohl nicht gut genug, denn auf Twitter haben Nutzer das Logo erkannt und die Ursprungsgemeinde in der Normandie ausfindig gemacht. "Hört auf meine Adresse zu veröffentlichen", bittet Schreiner seine Follower in einer Szene.

Inzwischen sind Medien weltweit auf die Instagram-Storys aufmerksam geworden und berichten darüber. Die meisten zitieren den Inhalte der Videos, so wie die britische Nachrichtenwebsite Mail online – ohne zu hinterfragen, ob Schreiner seine Nachbarschaft tatsächlich beeinträchtigt hat.

Auf den Sozialen Netzwerken Instagram und Tiktok hält Schreiner die Geschichte weiter offen. Er sei im Rathaus gewesen, doch die Konsequenzen seines Experiments wolle er noch nicht veröffentlichen. Die Hassbotschaften bedrücken ihn, sagt er. Die Journalisten, die behaupten, er habe seine Geschichte für Klicks erfunden, würden Lügen, schreibt er. Die Zeit, bis er seine Geschichte zu Ende erzählen kann, nutzt Schreiner anders – für Werbung für eine App.

Ressort: Digitalien (fudder) Digitalien

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 04. März 2020: PDF-Version herunterladen

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