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Basketball

Die rasante Erfolgsstory der 15-jährigen Emily Kapitza vom USC Freiburg

Jakob Schönhagen
  • Di, 11. Oktober 2016, 23:59 Uhr
    Basketball

Die U-16-Basketballerin Emily Kapitza hat diesen Sommer Geschichte geschrieben. Bei der Europameisterschaft in ihrer Altersklasse holte die 15-Jährige vom USC Freiburg die erste Medaille Deutschlands im Jugendbereich.

Vize-Europameisterin der U16: Emily Kapitza präsentiert ihre Medaille.  | Foto: Patrick Seeger
Vize-Europameisterin der U16: Emily Kapitza präsentiert ihre Medaille. Foto: Patrick Seeger
Für das große Talent beginnt diesen Sonntag in Weiterstadt die Jugendbundesliga mit den Nachwuchs-Eisvögeln des USC Freiburg.

Kapitza ist für den USC eine Zufallsentdeckung

Eigentlich war sie nur zum Zuschauen gekommen. Dass der Sonntagnachmittag in der Freiburger Unisporthalle im Oktober 2014 zum Beginn einer außergewöhnlich rasanten Erfolgsstory werden würde, konnte damals keiner ahnen. "Ich kann mich noch genau erinnern", sagt einer, der den Werdegang von Emily Kapitza in den vergangenen zwei Jahren eng begleitet hat. Christian Berkes atmet Basketball. Der 32-jährige ist nicht nur sportlicher Leiter im weiblichen Nachwuchsbereich des USC Freiburg, sondern auch Trainer des Landeskaders. Sein Job ist es, Talente zu finden.

Damals, vor zwei Jahren wurde ihm die Aufgabe abgenommen. Das Talent kam zu ihm, der Berg zum Propheten. Kapitza war in der Halle, weil sie ihre Freundin Felicia Kälble in der Jugendbundesliga bestaunen wollte. Berkes entdeckte die bereits damals 1,85 Meter groß gewachsene Kapitza und sprach sie an. "Bis dahin hatte sie lediglich bei ihrem Heimatverein SG Schramberg ein wenig gespielt", erinnert sich der Landestrainer.

Seitdem sind zwei Jahre vergangen und Emily Kapitza und ihre Freundin Felicia Kälble haben quasi die Rollen getauscht. Kapitza startet diesen Sonntag in die Jugendbundesliga, Kälble spielt mittlerweile nicht mehr für den USC, sondern nur noch in Schramberg.

Zwei Jahre wie im Zeitraffer

Die hoch veranlagte Spielerin hat zwei Jahre wie im Zeitraffer hinter sich. Ein Jahr nach dem für Kapitza einschneidenden Sonntagnachmittag begann für die Flügel- und Centerspielerin das Abenteuer Nationalmannschaft. "Das hat mich damals riesig gefreut", erzählt die Schwarzwälderin. Genau vor einem Jahr nominierte sie Nationaltrainer Imre Szittya für den 30er-Kader. Kapitza bestand das Leistungscamp im vergangenen Dezember und wurde in den 14er Kader nominiert. "Ziemlich überraschend", wie sie selbst findet. Das Jahr 2016 war die Kirsche auf der bisherigen Karriere des Schramberger Wurftalents. Lehrgänge in Frankreich, Belgien und Teneriffa. "Ein fast perfekter Sommer", erzählt Kapitza, "denn bis zum Finale der Europameisterschaft hatten wir kein Spiel verloren".

Im Finale aber stolperte das Team, in dem Kapitza durchschnittlich eine Viertelstunde auf dem Feld stand – ausgerechnet gegen Spanien. "Die hatten wir davor in einem Testspiel und in der Gruppe bereits geschlagen", ärgert sich das Sprungwunder auch heute noch. Dennoch bedeutete Silber die erste internationale Medaille für eine deutsche Nachwuchsmannschaft im Basketball seit 33 Jahren.

Die Wunden sind mittlerweile geleckt, der Frust hat sich gelegt. Kapitza hat sich neue Ziele gesetzt. "Ich will in der Jugendbundesliga Leistungsträgerin werden", sagt sie. In dieser Saison startet sie erstmals nur noch für den USC, in der Jugendbundesliga und der zweiten Mannschaft in der Regionalliga. Im Dezember beginnt die Sichtung für den Nationalmannschaftskader der U18.

Im Moment allerdings muss sich die athletische Spielerin zurückhalten. Die Patellasehne am Knie zwickt, Trainer Berkes hat ein wohldosiertes Trainingspensum verordnet. Beim Erfolg der zweiten Mannschaft am Wochenende gegen Böblingen konnte Kapitza nur zuschauen.

Kapitza pendelt von Schramberg nach Freiburg zum Training

Die Gymnasiastin aus Schramberg hat einen vollen Stundenplan. Mehrmals pro Woche pendelt sie zum Training nach Freiburg, am Wochenende stehen mehrere Spiele an. "In der Schule hat sie trotzdem nur Einsen", staunt Landestrainer Berkes. Wo aber soll der ganze Aufwand hinführen? "Wir holen nur Spielerinnen aus ihren Vereinen nach Freiburg, wenn sie Erstligaperspektive haben", sagt Berkes. Kapitza selbst formuliert ebenso forsch: "Es soll schon da hin irgendwann." Dass die Träume nicht von ungefähr sind, wird deutlich, wenn man Eisvögel-Trainer Sascha Bozic schwärmen hört: "Sie besitzt nicht nur einen klaren Kopf, sondern auch eine optimale Mischung aus natürlicher Athletik und schneller Auffassungsgabe."

Vorerst aber kann Kapitza Zweijähriges feiern. Am Sonntag jährt sich nämlich ihr geschichtsträchtiger Nachmittag in Freiburg. Der Tag, an dem sie eigentlich nur ihrer Freundin beim Basketball zuschauen wollte.

Ressort: Basketball

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 12. Oktober 2016: PDF-Version herunterladen

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