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Wie die Stockente zu ihrem Namen kam

  • Franca Weber, Klasse 4 b &

  • Sa, 29. Mai 2010
    Zisch-Texte

     

Auch bei den Enten gibt es manchmal Streit / Eine Fantasiegeschichte von Franca Weber.

Schlichtes Federkleid   | Foto: dpa
Schlichtes Federkleid Foto: dpa
Es lebten einmal zwei Enten auf einem See. Die eine hatte ein schönes, buntes Gefieder, das golden glitzerte, die andere schlichte, braune Federn. Die eine hatte eine schöne Haube auf dem Kopf und geschwungene Flügel. Der Kopf der anderen war schmucklos und das Federkleid ohne Besonderheit. Die Beiden mochten sich nicht, die eine nannte die andere "farblos", die andere die eine "eingebildet".

Nun sollte die Farblose Besuch von ihrem Cousin aus dem Norden bekommen. Das erzählte sie stolz der Eingebildeten. Die machte sich nur lustig. "Wahrscheinlich auch nur so ein blasses Hühnchen wie du", sagt sie. "Nein, mein Cousin hat ein prächtiges Federkleid, schön bunt."

Als der Cousin endlich eintraf, bereitete ihm die Farblose ein Festmahl aus Larven und Würmern. Die Eingebildete beäugte die Beiden vom anderen Ende des Sees. "Der ist niemals mit dir verwandt ", rief sie. "Natürlich, unsere Oma ist die stolze Erna!" "Wenn das stimmt, esse ich ein Dutzend Mandarinen." "Wenn du verwöhntes Ding das schaffst, fresse ich einen Besen!"

Da holte Ernst, der Erpel, ein gerahmtes Foto der Oma mit ihren zwei Entenküken Ernst und Eurelia unter seinen Federn heraus. Auf dem stand in geschwungener Schrift: " Für meinen liebsten Enkel Ernst in Erinnerung an einen unvergesslichen Ausflug an den blauen See." Da erblasste die Eingebildete. Triumphierend schleppte die Farblose eine Kiste Mandarinen her und stellte sie vor die Eingebildete. "Da, friss !" Ohne ein Wort zu quaken verschlang die Eingebildete eine Mandarine nach der anderen, bis keine mehr da war. "Jetzt bist du an der Reihe !" Da sie aber keinen Besen auftreiben konnten, kam sie mit einem blau angemalten Stock zurück. "Na, da wünsche ich guten Appetit !" Die Farblose schluckte. Aber sie wollte sich vor der Eingebildeten keine Blöße geben und schnappte sich den Stock. Stück für Stück schluckte sie ihn runter.

Als sie das letzte Stück hinuntergezwängt hatte, wurde ein blauer, glitzernder Streifen an ihrer Seite sichtbar, der im Sonnenlicht schimmerte.

Da stockte selbst der Eingebildeten der Atem. Und seit jenem Tag wurden sie von den anderen Tieren im See nur noch die Mandarinente und die Stockente genannt. Die zwei Enten aber sind seit diesem Tag unzertrennliche Freundinnen.

Ressort: Zisch-Texte

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