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Wie gerecht ist Deutschland?

Wähler und Musiker Hary Wille: "Da braucht man mir doch nicht erzählen, dass es sozial stimmt in dem Land"

Ronny Gert Bürckholdt
  • Fr, 08. September 2017, 13:37 Uhr
    Wirtschaft

     

Wie geht’s uns wirtschaftlich in Deutschland? Kurz vor der Wahl hat die BZ-Wirtschaftsredaktion drei ausgesuchte Leser getroffen – zum Beispiel den Schopfheimer Musiker Hary Wille. Er findet, hierzulande gehe es ganz und gar ungerecht zu.

Hary Wille alias Hary de Ville in seinem Garten in Schopfheim   | Foto: Privat
Hary Wille alias Hary de Ville in seinem Garten in Schopfheim Foto: Privat
Warum spricht die BZ-Wirtschaftsredaktion vor der Bundestagswahl ausgerechnet mit Hary Wille (64) aus Schopfheim über die wirtschaftliche und soziale Lage in der Bundesrepublik? Wille, der vor allem vielen Jazzfreunden in der Region als Hary de Ville bekannt ist, kritisierte die Berichterstattung von BZ-Wirtschaftsredakteur Ronny Gert Bürckholdt (39) in einer Mail an die Redaktion scharf. Die Badische Zeitung hatte darüber berichtet, dass in Deutschland zuletzt mehr reguläre als prekäre Arbeitsplätze entstanden sind und dass der Aufschwung am deutschen Arbeitsmarkt kein statistischer Trick ist. Wille hat einen ganz anderen Eindruck. Ihn macht die soziale Lage in der Bundesrepublik wütend. Es entspann sich ein Mailwechsel zwischen den beiden, am Ende trafen sie sich für ein einstündiges Gespräch in Willes Garten in Schopfheim. Folgender Dialog über Wirtschaft, Politik und Medien kam dabei heraus.
Bürckholdt: Herr Wille, finden Sie, es geht sozial gerecht zu in Deutschland?
Wille: Nein, gar nicht.
Bürckholdt: Warum nicht?
Wille: Deutschland ist ein Musterbeispiel für ein Land, in dem es wirtschaftlich gut läuft, aber die Bevölkerung nicht annähernd den Anteil daran hat, der ihr zusteht. Viele Leute verdienen zu wenig, um anständig davon zu leben. Ich kenne viele solche Leute. Meine Tochter ist Kinderkrankenschwester und hat Soziale Arbeit studiert, sie hat zig Zusatzkurse gemacht. Sie hat fast zwei Jahre in Indien und Guatemala gearbeitet. Das hat nix genützt. Sie lebt in München und kriegt ein Gehalt, von dem sie sich nicht mal ein ordentliches neues Auto leisten kann.
Bürckholdt: Also ist aus Ihrer Sicht das größte Problem, dass die Löhne in Deutschland zu niedrig sind?
Wille: Die Verteilung der Löhne stimmt hinten und vorne nicht. Es gibt Leute, die wissen nicht mehr, wohin mit ihrem Geld. Diese Leute verdienen erwiesenermaßen immer mehr. Und andere rackern sich ab, und es reicht nicht zum Leben.
"Die Mitte finanziert inzwischen die Armen in Deutschland und die Reichen finanzieren nix."
Hary Wille ...

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