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Verwirrende Masken

Sonja Zellmann
  • Sa, 25. April 2020
    Neues für Kinder

     

Manche Fischarten verstecken geschickt ihre Augen, damit sie nicht zur leichten Beute werden.

Foto: Sergey Skleznev
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Gesichtsmasken sind zurzeit ein großes Thema. Denn mit dem Tragen eines Mund-Nasenschutzes kann man dazu beitragen, dass sich das Coronavirus weniger verbreitet. Es gibt auch Fische, die eine Art Gesichtsmaske tragen. Die Fische müssen sich die Masken aber nicht aufsetzen, sie sind angeboren. Diese Masken schützen auch nicht vor Viren, sie können aber, wie die Masken für Menschen, ebenfalls Leben schützen – und zwar das der Tiere vor Angriffen größerer Raubfische.

Wie sehen die Masken aus und wer trägt sie?

Bei den Fischen überdecken die Masken nicht Nase und Mund, sondern die Augen. Sie erinnern daher auch eher an eine Augenbinde wie beim Blinde-Kuh-Spiel oder an eine Brille als an eine Corona-Maske. Sie bestehen aus einem breiten dunklen Streifen oder einem größeren Fleck. Bei Fischarten, die über den gesamten Körper gestreift sind, übernimmt einfach einer der Streifen die Funktion der Augenbinde. Die Fische mit Schutzmasken gehören vor allem zu den Familien der Falter- und der Schmetterlingsfische. Von ihnen gibt es rund 125 Arten. Sie werden zwischen zehn und 25 Zentimeter groß und leben meist in tropischen Korallenriffen.

Was bewirkt die Tarnung?

Wie so eine Augentarnung nun einen kleinen Fisch davor schützen kann, gefressen zu werden, erklärt Fabian Schmidt, Kurator im Vivarium des Basler Zoos folgendermaßen: "Der Raubfisch sucht nach dem Auge des Beutetiers, weil er wissen will, wo dessen Vorderteil ist. Denn Raubfische wollen ihre Beutetiere von vorne angreifen." Sie wissen nämlich, dass diese versuchen, nach vorne wegzuschwimmen, um zu fliehen. "Beim Angriff von vorne kann die Beute also schlechter entwischen." Mit einem Biss in den Kopf ist das Beutetier außerdem einfacher zu töten als mit einem Biss in den Schwanz. "Hinzu kommt, dass die hinteren Ränder der Flossenstrahlen und Schuppen der Beutefische scharf und spitz sind. Würde der Raubfisch seine Beute von hinten fressen, würde er sich die Speiseröhre verletzen." Und weil der große Fisch die Augen des kleinen sucht, versucht dieser, sie zu verstecken, um zu überleben.

Welche Tricks gibt es noch?

Es gibt auch Fische, die ihre Angreifer mit einem sogenannten Augenfleck, einer Art Scheinauge auf der Schwanzflosse, verwirren. Zum Beispiel der Gewöhnliche Pinzettfisch, hier links auf der Seite. So denkt der Raubfisch, vorne sei hinten und umgekehrt. Für den Pinzettfisch ist das Scheinauge sehr wichtig, denn er sucht mit seiner langgezogenen Schnauze gern nach Futter zwischen den Korallen. Hierzu steckt er seinen ganzen Kopf in tiefe Ritzen, und das macht er laut Fabian Schmidt ziemlich oft, "da er ständig fressen muss". Doch mit dem Kopf in der Korallenritze kann der Fisch natürlich seine Umgebung nicht beobachten. Seine Rückenflosse, die mit dem Scheinauge aus der Korallenritze rausschaut, hilft ihm da gegen Feinde: Für den Raubfisch sieht das nämlich so aus, als beobachte ihn der kleine Fisch. Das mag der Große gar nicht. Er möchte seine Beute überraschen, da er so eine höhere Chance hat, sie schnappen zu können. Hat er aber den Eindruck, die Beute habe ihn entdeckt, sieht er keinen Sinn mehr darin, seine Kraft in die Jagd zu stecken, und wendet sich ab. Übrigens kann der Pinzettfisch laut Fabian Schmidt sein Scheinauge sogar verfärben: Mit einer grüne Färbung zeigt einer einem anderen Pinzettfisch, dass er sich diesem unterordnet.

Ressort: Neues für Kinder

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 25. April 2020: PDF-Version herunterladen

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