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Zukunftstechnologien

VAG und ASF setzen auf Elektroantrieb und Brennstoffzellen

Simone Höhl
  • Di, 08. Oktober 2019, 12:35 Uhr
    Freiburg

     

Die Stadtreinigung will Laster mit Brennstoffzellenantrieb kaufen, die Verkehrsbetriebe testen bald E-Busse: So gehen Freiburgs städtische Tochtergesellschaften die Energiewende an.

Christian Meint, Mitarbeiter der ASF in einem vierrädrigen Loadster. Die ASF möchte zwei der brennstoffbetriebenen Mini-Autos kaufen, um sie als Mülllaster zu nutzen. Foto: Ingo Schneider
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Die VAG kündigte vor zwei Jahren ein Testprojekt mit zwei E-Bussen an. Doch der Start ließ auf sich warten. Das liege an EU-Ausschreibung und Lieferzeit, erklärte VAG-Vorstand Stephan Bartosch: E-Busse sind noch kein Massenprodukt. Im November aber sollen sie anrollen, Anfang nächsten Jahres die Freiburger in ihnen auf der Linie 27 fahren können – wobei mit einem erst Fahrer und Werkstatt geschult werden. Überhaupt wird der Verkehrsbetrieb lernen müssen.

"Das ist nicht einfach ein Technologiewechsel, sondern ein Systemwechsel", so Bartosch. Es gehe um Infrastruktur und Abläufe, zum Beispiel im Fahrplan, erklärte sein Vorstandskollege Oliver Benz. Im Winter beträgt die Reichweite der E-Busse, die nachts vollgeladen und tags am Europaplatz zwischengeladen werden, bis zu 250 Kilometer. "Wenn nichts dazwischen kommt, kann er die Linie 27 tagelang durchfahren." Doch es gebe Staus und Umleitungen – und andere Linien.

Fahrzeuge mit alternativen Antrieben sind teurer in der Anschaffung

Eigentlich wollte die VAG eine Testphase von mindestens einem Jahr machen. "Die Frage ist, ob wir die Zeit haben", sagte Bartosch mit Blick auf die Klimadebatte. Die städtischen Verkehrsbetriebe wollen größer einsteigen und acht bis zwölf weitere E-Busse bestellen, Anträge auf Förderung sind gestellt. Ein Modell koste doppelt soviel wie ein Dieselbus, das könne man nicht ohne Förderung vom Bund stemmen. Benz glaubt, dass der Weg der richtige ist. "Und eine große Weichenstellung für die VAG, die sie ein bissel auf den Kopf stellt."

Das Rathaus ist beim Dienstwagen-Fuhrpark vor zwei Jahren in die Elektromobilität eingestiegen, die auch die städtischen Gesellschaften weiter fördern sollen. Jetzt postete Oberbürgermeister Martin Horn auf Facebook, zwei E-Müllfahrzeuge würden voraussichtlich nächstes Jahr in Freiburg fahren. Doch noch gibt es keine Förderzusage, und ohne eine ordentliche Summe vom Bund tätigt die ASF die Anschaffung nicht. Ein normales Fahrzeug kostet 250 000 Euro, ein Pilotfahrzeug mit Brennstoffzelle rund 750 000 Euro, sagte am Montag Michael Broglin, Geschäftsführer der GmbH, die zu 53 Prozent der Stadt und zu 47 Prozent dem Konzern Remondis gehört. Über die Förderung des Modellprojekts könnte noch diese Woche entschieden werden.

Ab 2020 könnte die Innenstadt emissionsfrei gereinigt werden

Wenn die ASF die Zusage bekommt, würde sie übergangsweise beim Fraunhofer-Institut Wasserstoff tanken – die einzige Möglichkeit. "Es müsste relativ schnell eine Lösung in Freiburg geschaffen werden", sagte Broglin. Der ASF-Chef hofft, dass sich die Antriebsart durchsetzt. "Die Brennstoffzelle ist die richtige im Bereich der großen Nutzfahrzeuge." Bei den kleinen Fahrzeugen setzt die ASF auf batterieelektrischen Antrieb.

Ein zweijähriger Test mit der ersten E-Kehrmaschine in Deutschland ist abgeschlossen, Ergebnis: "Wir haben grade zwei weitere gekauft." Die Maschine war zwar dreimal so teuer wie mit Dieselmotor, läuft aber sauberer und kostet nur ein gutes Drittel Wartung und Instandhaltung. "Wenn alles gut läuft, können wir 2020 die Innenstadt emissionsfrei reinigen", so Broglin. Sein Ziel: die ganze Stadt. Ein Allwetter-Lastenrad mit Fahrerkabine testet die ASF zur Zeit.

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Ressort: Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 08. Oktober 2019: PDF-Version herunterladen

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