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Comic

Um das Geschlecht von Garfield gibt es eine skurrile Debatte

  • dpa

  • Fr, 10. März 2017
    Panorama

     

Wie viel Mann steckt in Garfield? Faul, zynisch und wohlgenährt – so kennt man die orangene Comicfigur. Doch was ist Garfield eigentlich? Männlein oder Weiblein?

Wirkt selbst ratlos: Garfield  | Foto: dpa
Wirkt selbst ratlos: Garfield Foto: dpa

WASHINGTON (dpa). Garfield, die weltberühmte Hauskatze mit orangefarbenem Fell, ist ein Kater. Nicht der Rede wert. Oder? Seit 1978, als der erste Comic erschien, kennen ihn Fans als pummeligen Faulenzer und Lasagne-Liebhaber. Doch etwas sorgte in den vergangenen Tagen für Irritationen: das Geschlecht. Hat Garfield womöglich gar keines? Im Internet ist darüber eine hitzige Debatte entbrannt.

Ende Februar wurde auf der englischsprachigen "Wikipedia"-Seite Garfields Geschlecht immer wieder geändert: von männlich zu geschlechtslos und zurück. Etwa sechzig Stunden ging das so, bis ein Administrator einschreiten und den Eintrag zu Garfield blockieren musste, wie die Washington Post berichtet.

Wie konnte es so weit kommen? Die Fakten scheinen eindeutig: In der Comicserie wird Garfield öfter als Männchen identifiziert. Sein Besitzer im Comic, Jon, sagt "Guter Junge!" zu ihm oder bezeichnet ihn als seinen "Sohn".

Aber Ende Februar hat der Satiriker und Autor Virgil Texas ein Zitat von Jim Davis, dem Erfinder des Kult-Katers – oder eben der Kultkatze – auf Twitter verbreitet, das bis dahin kaum beachtet worden war. In einem Interview des Internetportals Mental Floss hatte Davis gesagt: "Weil er eben eine Katze ist, ist er nicht männlich oder weiblich oder hat eine bestimmte Rasse oder Nation, ist weder jung noch alt." Das Interview trug den Titel: "20 Dinge, die Sie möglicherweise nicht über Garfield wissen."

Autor Texas, der immer wieder mit Internetgags für Furore sorgt, zitierte den Garfield-Schöpfer mit diesen Worten auf dem Kurznachrichtendienst Twitter und schrieb: "FAKT: Garfield hat kein Geschlecht." Kurz darauf veränderte er die Angabe im englischsprachigen "Wikipedia"-Artikel über Garfield zu "geschlechtslos". Das blieb nicht lange unbemerkt, Fans konnten das nicht hinnehmen – und so begann der Redigiermarathon.

Für manche wurde Garfield somit zum Politikum: In einem Artikel der konservativen Website Heat Street ärgerte sich der Autor eines Textes zum Thema maßlos über die Debatte. Er sprach wörtlich von einem "Krieg" zwischen "guten, traditionellen Amerikanern" und "post-modernen Nihilisten, die Amerika zerstören wollen." Es sei klar, dass Garfield männlich sei. Nicht nur gebe es viele Hinweise im Comic; auch nutze Jim Davis in dem Zitat, das die Befürworter der Geschlechtslostheorie als Beweis anführen, das Wort "er".

Auf Nachfrage klärte Davis den Streit schließlich auf: "Garfield ist ein Männchen", sagte er der Washington Post. Sein Kommentar sei aus dem Kontext gerissen worden. Er habe immer mit Tieren arbeiten wollen – eben weil man diese keinem bestimmten Geschlecht und keiner ethnischen Gruppe zugeordnet wahrnehme. Und in diesem Sinne könne auch ein größerer Teil der Bevölkerung den Humor genießen.

Wie es zu der ausgeuferten Diskussion kommen konnte, ist selbst für den Garfield-Schöpfer ein Rätsel. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung vom Donnerstag sagte Jim Davis: "Ehrlich gesagt, Ihre Verwunderung darüber ist genauso groß wie, meine."

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 10. März 2017: PDF-Version herunterladen

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