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Zeitung in der Schule

Schiedsrichter Jonas Brombacher: "Als Bub wollte ich so sein wie Papa"

  • Klasse 4, Grundschule Tannenkirch (Kandern)

  • Do, 24. November 2022, 15:11 Uhr
    Zisch-Texte

     

Zisch-Interview mit Jonas Brombacher, der nebenberuflich als Schiedsrichter in der dritten Fußballbundesliga pfeift

Schiedsrichter Jonas Brombacher bei einem Testspiel in Bahlingen des Bahlinger SC gegen des KSC. Foto: Achim Keller
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Am Donnerstag, den 27. Oktober war die Aufregung in der Grundschule Tannenkirch groß. Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 4 bekamen Besuch von Jonas Brombacher. Er ist Schiedsrichter der dritten Fußballbundesliga. Die Kinder stellten viele spannende Fragen und Brombacher nahm sich Zeit, all die Fragen zu beantworten.

Das Interview wurde aufgeschrieben von: Moriz Griss, Ronja Homberger und Nils Brokatzki.

Zisch: Herr Brombacher, warum wollten Sie Schiedsrichter werden?
Brombacher: Das ist relativ einfach. Mein Vater war Schiedsrichter und hat in der Zweiten Bundesliga gepfiffen, als kleiner Bub wollte ich natürlich so werden wie mein Papa. Alle anderen wollten Fußballstar werden und ich eben Schiedsrichter.

Zisch: Wie trainieren Sie für Ihren Beruf?
Brombacher: Oh, das ist gleich eine intensive Frage. Ich habe einen Trainingsplan. Es gibt vom DFB-Trainer genaue Anweisungen über eine App, was ich an den Tagen von Montag bis Freitag trainieren muss. Samstags ist dann ein Spiel und am Sonntag meist eine Regenerationseinheit.

Zisch: Was sind Ihre Hobbys?
Brombacher: Neben Fußball habe ich nicht mehr allzu viele Hobbys. Ich mag aber so ziemlich jeden Sport, der mit irgendeinem Ball zu tun hat. Ich gehe mal gerne Handball spielen oder auch mal zum Basketball, aber unterm Strich bleibt nur sehr selten Zeit dazu. Normalerweise muss ich meine Zeit für den Fußball, also Training und Schiedsrichter-Sein aufbringen.

Zisch: Wie wird man eigentlich Schiedsrichter?
Brombacher: Schiri kann man ab 14 Jahren werden, je nachdem auch mit zwölf. Es gibt eine Regelung, da kommt es drauf an, wie weit man selbst ist, von seiner Persönlichkeit her. Man muss einen Lehrgang belegen, der über drei Wochenenden geht. An diesen Tagen werden einem die Fußballregeln erklärt und man bekommt alles beigebracht, wie in der Schule auch. Anschließend muss man eine Prüfung ablegen. Wenn man diese Prüfung besteht, ist man Schiedsrichter.
Zisch: Was interessiert Sie an ihrem Beruf?
Brombacher: Mich interessiert hauptsächlich, dass ich jedes Mal 22 neue Menschen kennenlernen kann und 90 Minuten begleiten darf. Dabei steht im Vordergrund, dass alles fair abläuft und alle Spaß am Spiel haben.
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Zisch: Können Sie selbst auch absteigen?
Brombacher: Klar, wenn ich schlechte Leistungen zeige oder gar falsche Entscheidungen treffe. In der dritten Liga wird alles mit einer Kamera genau festgehalten und man kann dann auch sehen, ob getroffene Entscheidungen richtig waren. Wenn zu viele Fehlentscheidungen passieren, kann man entsprechend auch absteigen.

Zisch: Haben Sie denn selbst mal Fußball gespielt?
Brombacher: Ja, beim FC Wittlingen, allerdings nur bis zur A-Jugend. Später habe ich noch zwei oder drei Aktivspiele mit meinem Vater zusammen gemacht, weil wir das unbedingt einmal machen wollten.

Zisch: Wie lange sind Sie schon Schiedsrichter?
Brombacher: Ich bin jetzt dreizehn Jahre Schiedsrichter.

Zisch: Haben Sie schon mal rote Karten vergeben?
Brombacher: Oh ja, nicht nur eine in meiner Karriere.

Zisch: Wie viele Spiele haben Sie ungefähr schon gepfiffen?
Brombacher: So irgendwas zwischen 600 und 800 Spiele insgesamt. Pro Jahr sind es zwischen 80 und 100 Spiele.

Zisch: Wie lange haben Sie vor, zu pfeifen?
Brombacher: Das ist eine gute Frage. Ich habe schon vor möglichst lange zu pfeifen. Spätestens wenn meine Leistung nicht mehr ausreicht, um dem Spiel zu folgen, werde ich aufhören. Außerdem werden wir ja auch bewertet nach den Spielen. Auch wenn diese Bewertungen dauerhaft zu schlecht wären, müsste ich aufhören.

Zisch: Haben Sie schon mal ein Spiel abgebrochen?
Brombacher: Nein, zum Glück musste ich noch nie ein Spiel abbrechen.
Zisch: Ist Schiedsrichter Ihr einziger Beruf?
Brombacher: Nein, ich habe Baumanagement studiert und bin jetzt zurück im elterlichen Betrieb. Wir haben eine Hausverwaltung.

Zisch: Wollen Sie mal erste Liga pfeifen?
Brombacher: Sagen wir mal so: Ich bin jetzt in der dritten Liga Deutschlands und bis zur ersten Liga ist es noch ein großer Schritt. Man darf auch nicht vergessen, dass es außer mir noch sehr viele Schiedsrichter gibt, die mit mir in der dritten Liga pfeifen und auch sehr gut sind, die vielleicht auch besser sind als ich. Auch die wollen alle hoch und es sind nur ganz wenige Personen, die es schaffen in die erste Liga aufzusteigen. Natürlich träumt man davon, man muss aber schauen, ob das nachher reichen wird.
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Zisch: Wann haben Sie zuletzt gepfiffen?
Brombacher: Ich war am Freitag letzte Woche in Darmstadt an der Linie als Assistent, am Dienstag war ich als vierter Mann in Pforzheim und letztes Mal gepfiffen habe ich vor einer Woche in Köln.

Zisch: Werden Sie auf der Straße erkannt?
Brombacher: Das kommt darauf an, wo ich bin. Hier in Kandern und Tannenkirch werde ich schon mal erkannt, aber nicht in einer großen Stadt. Das ist nicht wie bei den Fußballprofis. Außerdem werden Schiedsrichter eher nicht so gerne gemocht.

Zisch: Wurden Sie schon mal bedroht?
Brombacher: Ja, tatsächlich, über die sozialen Medien.

Zisch: Waren Sie schon im neuen SC Freiburg-Stadion?
Brombacher: Ich habe das Eröffnungsspiel im neuen Freiburg-Stadion als Assistent begleiten dürfen, gegen St. Pauli.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 25. November 2022: PDF-Version herunterladen

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