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Mit Leuten chatten, die im selben Raum sind

Daniel Laufer
  • Do, 12. Februar 2015
    fudder

     

FUDDERS APP-CHECK Zwei Freiburger haben Checkme entwickelt.

„Eingecheckt“ am Bertoldsbrunnen: App-Entwickler Hakan Ay  | Foto: Buhl
„Eingecheckt“ am Bertoldsbrunnen: App-Entwickler Hakan Ay Foto: Buhl

Smartphones sind schuld daran, dass Menschen nicht mehr miteinander reden. So zumindest lautet ein gängiger Vorwurf. Mit der App Checkme kann man nun mit den Leuten chatten, die im selben Club, im selben Café oder der selben Uni sind. Öffnet der Nutzer die App, zeigt sie ihm an, welche Orte in seiner Nähe sind – er "checkt" dann in der entsprechenden Location ein und betritt so einen klassischen Chatroom.

Erfunden haben die App zwei Freiburger – Hakan Ay, 30, und Ibrahim Kurt, 28. Fragt man Ay nach Checkme, erzählt er, wie er Kurt am Flughafen abgeholt hat, im Sommer 2013. Die beiden saßen in einem Stuttgarter Café und beobachteten zwei Nachbartische – an dem einen saßen Männer, an dem anderen Frauen. "Sie warfen einander Blicke zu, aber keiner traute sich, den anderen anzusprechen", sagt Ay. Diese Hemmschwelle wollten Ay und Kurt überwinden. Sie überlegten sich ein Konzept und gingen damit im November 2013 zu den Digitalpatrioten – einer Freiburger Agentur, die Checkme technisch umsetzen sollte.

Schon ohne Werbung koste die Entwicklung einer solchen App allerdings einen sechsstelligen Eurobetrag, so Ay. Er und Kurt hatten Glück: Sie fanden zwei Investoren – einer davon ist der Fußballprofi und Ex-SC-Spieler Max Kruse. Ein Bekannter stellte den Kontakt her. "Max wollte neben dem Fußball noch etwas anderes machen. Er war für unserer Idee gleich Feuer und Flamme." Auf Facebook rief Kruse Anfang Februar dazu auf, Checkme zu installieren. Alleine seine Beteiligung genügte als erste Werbemaßnahme – Sport1 zum Beispiel hat schon über die App berichtet.

Ganz neu ist ihr Ansatz allerdings nicht: Schon bei Facebook kann der Nutzer angeben, wo er sich gerade befindet. Die Location-Apps Foursquare beziehungsweise Swarm haben ihr gesamtes Konzept darum aufgebaut, nach eigenen Angaben werden sie weltweit von 55 Millionen Menschen genutzt. In Deutschland spielen sie trotzdem kaum eine Rolle. Selbst Dating-Apps wie Tinder geben dem Nutzer an, wie weit sein Chatpartner von ihm gerade entfernt ist. Trotzdem glaubt Hakan Ay an den Erfolg von Checkme. "Unser Killerfeature ist das Check-In, verbunden mit dem Chat. Das gab es in dieser Form noch nicht."

Im Gegensatz zu den anderen Apps merkt Checkme, wenn ein Nutzer eine Location wieder verlässt, in die er zuvor eingecheckt hat. "Es ist einfach live", so Ay. Man kann sehen, wo in der Stadt andere Nutzer gerade eingecheckt sind. Fügt man außerdem seine Freunde zu den Favoriten hinzu, könne man sie im Auge behalten. "Wie oft gehen abends Freunde von mir in die Stadt – ich weiß aber nicht, wo genau sie sind? Checkme zeigt mir dann zum Beispiel an, dass sie gerade im Karma eingecheckt haben. Wäre ich an der Uni und neu dort, könnte ich außerdem fragen: Wo kann man hier Mittagessen?" Checkme sei also nicht als reine Flirt-App gedacht.

Seit dem 9. Januar ist die App nun kostenlos für Apple- und Android-Geräte verfügbar, bereits mehrere tausend Nutzer hätten sich registriert. Ay und Kurt sind auf die Rückmeldungen gespannt. "Jetzt wollen wir gemeinsam mit unseren Nutzern wachsen – aus Freiburg heraus", sagt Ay. Gleichzeitig will er die App auch national bekannter machen und irgendwann direkt mit den Clubs zusammenarbeiten.

Mehr Informationen:      facebook.com/CheckME.im

Ressort: fudder

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 12. Februar 2015: PDF-Version herunterladen

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