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Hohberger Bühnen

Minutenlanger Beifall für Vorstellung von "George Dandin" im Weingut Roeder

Juliana Eiland-Jung
  • Di, 19. Juli 2022, 11:00 Uhr
    Hohberg

     

Das Publikum der Hohberger Bühnen am vergangenen Wochenende war begeistert, die Vorstellung ausverkauft.

Die Premiere in Hohberg ist gelungen.  | Foto: Juliana Eiland-Jung
Die Premiere in Hohberg ist gelungen. Foto: Juliana Eiland-Jung
Eigentlich haben die Hohberger Bühnen Molières Komödie "George Dandin" 2021 aufführen wollen. Das hat nicht geklappt, und so passt es dieses Jahr genau zum 400. Geburtstag des wohl bekanntesten französischen Theaterautors. Die Uraufführung des Stückes über einen betrogenen Ehemann war im Jahr 1668, und genau diese Jahreszahl steht auch auf dem Eingangsportal des Weingut Roeder von Diersburg, wo die Aufführungen am Wochenende stattfanden. Und noch eine Übereinstimmung: Das Stück spielt auf einem Landgut.

Darsteller hatten mit Corona zu kämpfen

Auf all diese Parallelen weiß Theaterchef Michael Delakowitz bei der Premiere am Freitagabend hin, und auch darauf, dass es noch ein paar mehr glückliche Zufälle gab, denn alle kurz vor dem Aufführungswochenende an Corona erkrankten Darsteller sind – gerade noch rechtzeitig – wieder gesund geworden. Man kann sich gut vorstellen, wie die ganzen Unwägbarkeiten und die schwierige Probensituation in den vergangenen Jahren dem Hohberger Amateurtheater-Kosmos zugesetzt hat – und doch merkt man an diesem Abend als Zuschauer nichts davon, sondern kann das turbulente, witzige Stück und das Ambiente rundum genießen.

Und das, obwohl es bei George Dandin kein Happy End gibt, sondern ein bärbeißiger Landmann (grandios gespielt von Reimund Hammer) gedemütigt und ganz schön betrunken zum Schluss von der Bühne trottet. Hat er sich seine Niederlage selbst zuzuschreiben?

Besonders nett ist er jedenfalls nicht zu seiner jungen Frau Angélique (Aneta Spitzmüller), einer Adligen, die nicht nur aus heutiger Sicht Opfer eine Zwangsheirat wurde. Denn ihre Eltern (als wunderbar verschrobenes Ehepaar: Charly Dworog und Ulrike Beck) sind verarmter Adel, ihr Ehemann zwar reich, aber ohne Titel. Für die Familien also eine Win-Win-Situation, doch Angélique leidet unter der Eifersucht des Ehemanns.

Sie gibt ihm allerdings auch einigen Grund dazu, als sie mit dem Höfling Clitandre (Steffen Walter) anbändelt. Und schlau ist die junge Frau auch, genau wie ihre Dienerinnen (Mona und Alina Isenmann), so dass sie sich immer wieder aus den kompromittierendsten Situationen herauslavieren können – in die sie unter anderem durch die Dummheit von Clitandres Burschen Lubin (schön überdreht gespielt von Noah Schellin) gebracht werden.

Molière musste die Liebeskomödie nicht erfinden

Und was hat es nun auf sich mit dieser Liebeskomödie, bei der die einzige erfolgreiche Liebesgeschichte die Affäre zwischen Angélique und Clitandres ist, die unglückliche Ehe aber wohl bestehen bleiben wird und auch der nicht sehr wählerische Lubin wohl leer ausgeht? Das musste Molière nicht erfinden, denn "George Dandin" war eine Auftragsarbeit des französischen Königs Ludwig XIV, der das Stück bei einem Fest im Schloss Versailles zur Ehre seiner neuen Maitresse und zur Unehre ihres immer noch rechtmäßigen Gatten uraufführen ließ.

Molières Spott verschont allerdings auch den Adel nicht, der Bauer ohne Bauernschläue kassiert eine Demütigung nach der anderen, und von seinem Knecht Colin (Hector Schmalbach), der den nächtlichen Showdown in Dandins Landgut lieber verschlafen hätte, hat er auch keine Hilfe zu erwarten.

Hellwach dagegen ist das Publikum, das sich köstlich amüsiert und am Ende minutenlang applaudiert. Nicht nur den Schauspielern und der Regisseurin Regina Heilig, sondern dem ganzen großen Team der Hohberger Bühnen.

Ressort: Hohberg

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