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"Man weiß nie, was einen erwartet"

  • Matti Kupper, Klasse 4b, Jengerschule (Ehrenkirchen)

  • Sa, 06. März 2021
    Zisch-Texte

     

ZISCH-INTERVIEW mit Christine Kaiser über ihre Ausbildung zur Berufsfeuerwehrfrau und Streiche unter Kolleginnen und Kollegen.

Matti Kupper hat Chrisine Kaiser in der Feuerwache besucht.   | Foto: privat
Matti Kupper hat Chrisine Kaiser in der Feuerwache besucht. Foto: privat

Christine Kaiser, 29 Jahre alt, hat im April 2019 ihre Ausbildung bei der Berufsfeuerwehr Freiburg begonnen. Zisch-Reporter Matti Kupper aus der Klasse 4b der Jengerschule in Ehrenkirchen hat sie interviewt.

Zisch: Frau Kaiser, Sie machen gerade eine Ausbildung zum gehobenen feuerwehrtechnischen Dienst bei der Feuerwehr Freiburg. Was haben Sie vorher studiert? Und warum haben Sie sich entschieden, zur Feuerwehr zu gehen?
Kaiser: In Hamburg habe ich Rettungsingenieurwesen mit dem Abschluss Bachelor studiert, anschließend machte ich den Master in Sicherheitsmanagement in Bremerhaven. Zur Feuerwehr wollte ich, da ich seit meiner Jugend in der Feuerwehr bin. Zur Jugendfeuerwehr kam ich über meinen Papa, über den ich viel vom Feuerwehrleben mitbekommen habe.


Zisch: Welche Eigenschaften sollte man mitbringen, wenn man zur Feuerwehr möchte, und welche allgemeinen Voraussetzungen gibt es für diesen Beruf?
Kaiser: Man sollte gut kommunizieren können und einfühlsam sein. Druck und die Belastungen durch den Schichtdienst muss man aushalten. Man sieht auch oft Bilder, die verarbeitet werden müssen, da sie sonst belastend werden. Grundsätzlich braucht man Sportlichkeit und eine Berufsausbildung beziehungsweise ein Studium ist Voraussetzung für eine Bewerbung bei der Berufsfeuerwehr. Wer dann das Auswahlverfahren mit theoretischem, praktischem und sportlichem Test bestanden hat, kann die zweijährige Ausbildung beginnen.

Zisch: Welches Fachgebiet finden Sie bei der Feuerwehr am spannendsten?
Kaiser: Auf jeden Fall die Brandbekämpfung. Die Dynamik eines Brandes und die körperliche Belastung in einem 20-Minuten-Einsatz, für den die Atemluft ausreicht, sind sehr beeindruckend.


Zisch: Was empfinden Sie als das Beste an Ihrem Beruf?
Kaiser: Die Kombination aus der Facharbeit im Büro und dem Einsatzdienst mit dem Löschzug. Es ist kein alltäglicher Beruf, man weiß nie, was einen erwartet.

Zisch: Können Sie sich noch daran erinnern, als Sie zum ersten Mal jemandem das Leben gerettet haben?
Kaiser: Das war im Rettungsdienst, in dem ich vor meinem Studium ein Freiwilliges Soziales Jahr gemacht hatte. Es war eine Reanimation, und der Patient hat später das Krankenhaus wieder gehend verlassen.

Zisch: Gibt es von Seiten der Feuerwehr Unterstützung, um schlimme Erlebnisse in Einsätzen zu verarbeiten?
Kaiser: Das gibt es auf jeden Fall. Im ersten Schritt ist es die Aufarbeitung mit erfahrenen Kollegen. Falls die nicht ausreicht, gibt es Fachpersonal, zum Beispiel Seelsorger.

Zisch: Als Feuerwehr-Kollegen müssen Sie eng zusammenarbeiten. Wie funktioniert dies unter Pandemie-Bedingungen? Ist die Sorge unter den Feuerwehrleuten groß, sich bei Einsätzen anzustecken?
Kaiser: Ich finde, es funktioniert gut. Da, wo es geht, vermeiden wir Kontakte. Die Ausbildung an der Landesfeuerwehrschule ist online, wie bei dir derzeit auch. Man braucht wie in allen Bereichen Selbstdisziplin. Die Sorge ist schon da, aber wir haben unsere Schutzausrüstung und Richtlinien, wie wir uns verhalten müssen. Dies gibt Sicherheit im Umgang mit der Pandemie.
Zisch: Durch starken Regen und Schneeschmelze sind die Pegel der Flüsse in den letzten Wochen stark gestiegen. In den Medien wurde darüber berichtet, dass Menschen, zum Beispiel auch in der Dreisam, in Gefahr gerieten. Können Sie sich als Feuerwehrleute auf Einsätze bei Hochwasser vorbereiten? Müssen Sie sich hierzu speziell ausbilden? Und können alle Feuerwehrleute die Wasserrettung vornehmen?
Kaiser:
Ja, wir können uns darauf vorbereiten. Wir haben Einsatzkonzepte, damit wir diese eigentlich seltenen Einsätze standardisiert beginnen können. Für die Eis- und Wasserrettung haben alle eine Grundausbildung, für besondere weiterführende Tätigkeiten gibt es zusätzliche Spezialausbildungen.

Zisch: Was raten Sie den Leuten, um sich vor hochwasserführenden Flüssen zu schützen?
Kaiser: Beachten Sie die Absperrungen und Beschilderungen, diese werden ja auch nur bei konkreter Gefahr aufgestellt.

Zisch: Zum Abschluss noch eine persönlichere Frage: Was war denn der erste Streich, den Ihnen Ihre Kolleginnen beziehungsweise Kollegen gespielt haben?
Kaiser: Der erste Streich während der Ausbildungszeit war, dass Wasser in meine Stiefel geschüttet wurde. Beim Anziehen der Stiefel habe ich dies bemerkt und das Wasser einfach ausgeschüttet. Dann nahm ich mir meine Ersatzstiefel und weiter ging es. Natürlich habe ich mir einen Gegenstreich ausgedacht. Ich wusste, dass der Betroffene Angst vor Schlangen hatte. In seinen Helm legte ich eine Spielzeugschlange aus Kunststoff. Als er den Helm aufhob, schrie er panisch auf, ließ den Helm los und rannte weg.

Zisch: Was würden Sie jemanden empfehlen, der auch zur Berufsfeuerwehr gehen möchte?
Kaiser: Wer das will, muss einen entsprechenden Beruf erlernen oder studieren und sich gut auf den Sporttest vorbereiten. Es macht auf jeden Fall Sinn, sich vorher mit möglichen schlimmen Bildern im Einsatz und den Besonderheiten des Schichtdienstes zu befassen. Wer sich dafür entscheidet, bekommt eine vielseitige Ausbildung in einem spannenden Tätigkeitsfeld, in dem es nicht langweilig wird.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 06. März 2021: PDF-Version herunterladen

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