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"Jeder Lebensraum hat seine Biene"

  • Klasse 4, Grundschule Oberschopfheim (Friesenheim)

  • Do, 28. Juni 2018
    Zisch-Texte

     

ZISCH-INTERVIEW mit Peter Geißler, dem Kurator der Ausstellung "Mensch Biene!", über bedrohte Insekten, Sechsecke und den Hochzeitsflug.

Peter Geißler  | Foto: Sonja Zellmann
Peter Geißler Foto: Sonja Zellmann

Nachdem uns Peter Geißler durch die Ausstellung "Mensch Biene" geführt hatte, durften wir, die Zisch-Reporter der Klasse 4 aus der Grundschule Oberschopfheim, ihm noch Fragen stellen.

Zisch: Wie sieht eine Wildbiene aus?
Geißler: Die unterschiedlichen Wildbienenarten sehen alle ganz unterschiedlich aus. Es gibt Wildbienen, die sind vier Millimeter klein. Andere Wildbienen sind viel größer als die Honigbiene. Die größte Wildbiene ist die Holzbiene. Sie ist schwarz und fast drei Zentimeter groß. Die Wildbienen, die sich sehr ähnlich sind, muss man unter dem Mikroskop angucken, um sie unterscheiden zu können.
Zisch: Gibt es viele Wildbienen?
Geißler: Es gibt 560 verschiedene Wildbienenarten in Deutschland. Fast ein Drittel dieser Wildbienen ist vom Aussterben bedroht. Es gibt zwar viele verschiedene Arten, aber es werden immer weniger. Das Gift, das zur Schädlingsbekämpfung auf den Feldern verwendet wird, schadet auch den Bienen.
Zisch: Wie viele Bienen gibt es auf der ganzen Welt?
Geißler: Auf der ganzen Welt gibt es über 20 000 verschiedene Bienenarten.
Zisch: Wo leben Bienen?
Geißler: Bienen brauchen immer zwei Dinge. Sie brauchen etwas, wo sie Futter finden, und etwas, wo sie ein Nest bauen können. Jede Bienenart hat unterschiedliche Vorlieben. Die Honigbiene braucht den Wald, weil sie Baumhöhlen braucht. Sie ist ein Waldtier. Jeder Lebensraum hat seine Biene.
Zisch: Wie lange leben Bienen?
Geißler: Manche leben nur ganz kurz. Es gibt Wildbienen, die fliegen nur zwei bis drei Wochen. Dann sterben sie, aber ihre Art muss ja für das nächste Jahr überleben. Sie überlebt als Ei oder als Larve.
Zisch: Wie sieht es in einem Wildbienenstock aus?
Geißler: Die meisten Wildbienen leben nicht in einem Stock, sondern alleine, treffen sich mit einer männlichen Biene, paaren sich mit dieser und legen dann Eier. Es gibt aber auch Wildbienen, zum Beispiel die Hummel, die in einer kleinen Höhle leben und dort ihr Volk ausbauen.
Zisch: Wie machen die Bienen die Waben?
Geißler: Sie bauen die Waben mit Wachs. Das Wachs machen sie selber. Sie haben Drüsen am Bauch, wo sie das Wachs ausschwitzen. Das Wachs wird dann mit den Mundwerkzeugen durchgekaut und mit anderen Materialien vermischt. Dann wird daraus ein Ring geformt und eine Röhre aufgebaut.
Zisch: Warum sind Waben sechseckig?
Geißler: Die Biene baut eigentlich runde Zellen aus Wachs. Sie macht das Wachs zuerst schön warm, damit sie es gut formen kann, und baut dann runde Zellen. Wenn das Wachs kalt wird, dann zieht sich dieser Kreis automatisch in ein Sechseck.
Zisch: Gibt es auch bei den Wildbienen Arbeiterinnen und Drohnen?
Geißler: Es gibt bei allen Bienenarten Männchen und Weibchen. Drohnen und Arbeiterinnen gibt es nur bei den Bienen, die in einem Volk zusammenleben, zum Beispiel bei den Hummeln – oder bei den Honigbienen.
Zisch: Haben die wilden Honigbienen eine bestimmte Richtung beim Flugloch?
Geißler: Nein, das Flugloch wird durch die Baumhöhle vorgegeben. Oft leben die Wildbienen in Spechthöhlen und Spechte bauen ihre Höhlen schon so, dass kein Regen reinkommt. Das Flugloch wird auch immer bewacht.
Zisch: Wie machen Bienen Honig?
Geißler: Sie fliegen zu den Blüten oder zu den Läusen und sammeln den Nektar. Der Nektar wird im Honigmagen der Biene aufbewahrt. Dann wird er in die Zelle ausgespuckt. Danach fangen die Bienen an zu ventilieren, das heißt, sie schlagen ganz schnell ihre Flügel, ohne zu fliegen, und sorgen dafür, dass das Wasser aus dem Nektar verdunstet. Erst dann wird aus diesem Nektar der Honig.
Zisch: Machen Wildbienen auch Honig?
Geißler: Ganz viele Bienen machen Honig. Mit ihm werden die Larven gefüttert.
Zisch: Ist eine Bienenkönigin bei der Geburt genauso groß wie eine normale Biene?
Geißler: Wenn sie aus dem Ei schlüpft, ist sie zuerst eine Larve. Alle Larven sind gleich groß. Wenn sie sich verpuppt und sich aus der Zelle herausbeißt, ist sie größer als die Arbeiterinnen, weil sie besonders gut gefüttert wurde.
Zisch: Haben sie eigene Bienenstöcke?
Geißler: Nein, ich bin kein Imker. Ich bin Biologe.
Zisch: Haben Sie schon einmal die Bienen beim Hochzeitsflug gesehen?
Geißler: Nein. Ich würde es gerne einmal sehen. Den Hochzeitsflug haben nur ganz wenige Menschen gesehen, weil er an fast geheimen Orten stattfindet. Die Königin fliegt aus dem Stock und paart sich in der Luft mit den Drohnen. Man weiß nicht, wie genau die Königin den Hochzeitsplatz findet.



Eine Fotogalerie vom Aktionstag gibt es unter http://mehr.bz/zischbiene

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 28. Juni 2018: PDF-Version herunterladen

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