Vermutlich säßen die Menschen noch auf den Bäumen, wenn sie keine Skeptiker hervorgebracht hätten.
D er Minister hält kurz inne, denkt über die Frage des Talkshow-Moderators nach und räumt dann ein: "Ich zweifle, ob ich das Richtige tue. Ich weiß es einfach nicht." Raunen im Publikum, die Augenbrauen des Moderators wandern himmelwärts. Die Kommentatoren an den Fernsehschirmen spitzen den Bleistift – manche reiben sich auch die Hände. So etwa liefe es wohl leider, wenn endlich einmal öffentlich gezweifelt würde: Hinrichtung folgt.
Dabei gehört der Zweifel zum Leben, sagt Anselm Grün, Benedektiner-Pater aus der Abtei Münsterschwarzach östlich von Würzburg: Der Zweifel "macht den Menschen menschlich" und "dient der Wahrheitssuche". Doch was kann man wirklich wissen? Und kann man das überhaupt: wissen? "Ich weiß, dass ich nicht weiß", hat Sokrates eingeräumt – übrigens stark verkürzt und leider häufig falsch übersetzt, so als habe der antike Grieche behauptet, "nichts" zu wissen statt "nicht". Genau genommen wollte er ausdrücken, dass alles vermeintliche Wissen vorläufig und im Prinzip unhaltbar ist.
Nun übertrage man diese ...