Account/Login

Heimkommen

Heimkommen und bleiben

Ulrike Ott
  • Fr, 22. Dezember 2023, 12:15 Uhr
    Verlagsthema

     

Verlagsthema Heimat, das ist der Raum, in dem Menschen groß werden, aber manchmal auch ein zwiespältiges Gefühl. Wir schätzen die vertrauten Orte der Kindheit und wiegen uns wohlig in der Sicherheit der Familie und der alten Freunde.

Weihnachtsmarkt in Freiburg Foto: Rita Eggstein
1/3
Im Pool der Erinnerungen badet es sich gut. Meistens wenigstens, wenn man öde Nachmittage mit Hausaufgaben, blöde Klassenkameraden oder ungeliebte Klavierstunden mit der schrulligen Lehrerin beiseite lässt.
Und wir wissen auch, dass es uns ein ganzes Erwachsenwerden lang wegzog aus dem immer enger werdenden Korsett der Heimat. Zum Studium meistens oder zu einer Ausbildung. Weil uns als junge Erwachsene der Alltag in der vermeintlichen Beschaulichkeit nicht mehr genügte und sich die Neugier auf Anderes einschlich.

Für viele Ex-Badener findet das Leben inzwischen längst anderswo in der Republik oder sogar in einem anderen Land statt. Immer aber in einer völlig neuen Umgebung und mit Menschen, die sie selbst ausgesucht haben. Und auch an diesem Ort ist häufig längst ein recht vertrautes Heimatgefühl entstanden.

Und dann ist jedes Jahr wieder Weihnachten mit seinem Lichterglanz, den feierlichen Liedern, dem liebevoll geschmückten Baum und seinem Traditionsbewusstsein. Schon einige Wochen vorher wächst auch in der Ferne (ist die nicht zu weit weg) die Freude (manchmal noch gepaart mit einem diffusen Pflichtgefühl) diese höchsten Feiertage mit Eltern, Großeltern und der Verwandtschaft zu verbringen.

Wer erst kurz vor Heiligabend losgeht, ärgert sich dann zwar über verstopfte Autobahnen und überfüllte Züge und wir kennen Leute, die jahrelang geschworen haben, das nur noch so lange mitzumachen, bis die eigenen Kinder an Weihnachten zu Besuch kommen. Und dennoch ist die Heimkehr an Weihnachten für viele ein Ritual, das alljährlich gepflegt wird. Anreisestress hin oder her.

Und dann dreht sich das Ganze irgendwann. Es bleibt nicht mehr nur bei dem Weihnachtsbesuch. Es fühlt sich total richtig an, nach Hause zu kommen, die fröhlichen Stunden miteinander zu schätzen, zu erleben, dass die eigene Familie nichts die schlechteste ist und die früher so vertraute Umgebung neu zu erleben. Je länger der Abschied vom Elternhaus zurückliegt, desto mehr ist man empfänglich für diese Art der Nostalgie und noch etwas: Die Heimatverliebtheit wächst wieder. So stark, dass der Gedanke reift, wieder ganz zurückzukehren.

Dabei ist klar: Wer in Baden lebt, hat auch gut schwärmen – zum Beispiel von den vielen Sonnenstunden, der abwechslungsreichen Landschaft zwischen dunklem Schwarzwald, leicht welligen Weinbergen und dem Rhein mit seinen romantischen Uferwegen. Von den unzähligen Freizeitmöglichkeiten das ganze Jahr über, den sympathischen Dörfern und Städten mit ihren liebenswerten und gastfreundlichen Menschen, von der Kultur in der Dreiländerecke mit der Nähe zum Elsass und der Schweiz und dem Genuss, der hierzulande bekanntlich zum Alltag gehört. Die Südbadener haben nämlich längst verinnerlicht, dass ihnen der hohe Anspruch an die Lebensqualität in die Wiege gelegt wurde. Und was die Arbeitswelt angeht? Es gibt angesichts des breiten Branchenmix in der Region und dem hohen Dienstleistungsanteil unzählige Jobmöglichkeiten, dass es nicht allzu schwer sein dürfte, das passende Deckelchen für den beruflichen Topf zu finden.

"Driving Home for Christmas", hat der britische Sänger Chris Rea schon Ende der 1980er-Jahre gesungen. Als er damals kurz vor Weihnachten in London in einem Verkehrsstau feststeckte und um sich herum all diese schlecht gelaunten Typen in ihren Autos sah, fing er einfach an zu singen. Das Lied ist längst Kult und es gibt kaum jemand, der nicht gleich laut mit einstimmt, wenn der Song aus den Lautsprechern wabert. Kurz vor Weihnachten passiert das öfter, weil Rea bei allen Sendern rauf und runter gespielt wird. Spätestens dann haben zwiespältige Heimatgefühle keinen Platz mehr und vielleicht schmiedet so mancher Zukunftspläne in der wieder entdeckten alten Heimat. Nicht die schlechteste Idee.
Wer sich jetzt überlegt, nach Südbaden zurückzukehren, kann sich hier nach den passenden Stellenangeboten umschauen.

Ressort: Verlagsthema

Dossier: Heimkommen

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 23. Dezember 2023: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel