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Chan Scheichun

Giftgasattacke tötet 58 Menschen in Syrien

  • , AFP & dpa

  • Mi, 05. April 2017, 00:00 Uhr
    Ausland

     

Fast 60 Zivilisten sind nach Angaben der syrischen Opposition bei dem Giftgasangriff auf die Stadt Chan Scheichun im Nordwesten des Landes getötet worden. Auch eine Klinik wurde beschossen.

Mit Sauerstoff versorgt wird dieses Ki...aßlich giftigen Gasen ausgesetzt war.   | Foto: AFP
Mit Sauerstoff versorgt wird dieses Kind in Syrien, das mutmaßlich giftigen Gasen ausgesetzt war. Foto: AFP
Aus dem syrischen Bürgerkrieg werden neue Gräueltaten gemeldet: Fast 60 Zivilisten wurden nach Angaben der syrischen Opposition bei dem Giftgasangriff auf die Stadt Chan Scheichun im Nordwesten des Landes getötet. Später wurde noch ein Krankenhaus beschossen, in dem Opfer des Angriffs um ihr Leben kämpften.

Es sind Bilder, die weltweit für Entsetzen sorgen: Auf der Lagefläche eines Pritschenwagens liegen die Leichen von neun Kleinkindern und Babys. Die Toten haben keine äußeren Verletzungen. Ein AFP-Reporter sah in einer Klinik Tote mit Schaum vor dem Mund, darunter ein Mädchen und eine Frau. Diese könnte ein Hinweis auf den Einsatz des Kampfstoffes Sarin sein. Das Nervengas wirkt auch über die Haut, ist unsichtbar und geruchlos – und tötet auch in geringer Konzentration innerhalb von Sekunden. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, wurde in den frühen Morgenstunden ein Wohnviertel von Chan Scheichun aus der Luft bombardiert.

Dabei sei das Giftgas freigesetzt worden. Unter den mindestens 58 Toten seien elf Kinder. 170 weitere Menschen seien verletzt worden. Die Rettungshelfer der Organisation Weißhelme berichteten von 240 Verletzten. Der Angriff sei offenbar von Kampfjets der Regierungstruppen geflogen worden, prangert die Beobachtungsstelle an. Der AFP-Reporter bestätigte diese Version. Das Regime in Damaskus bestreitet das. Es handle sich um eine "Falschanschuldigung" der Opposition.

Die Syrien-Ermittler des UN-Menschenrechtsrates untersuchten den Vorfall, teilten sie in Genf mit. "Sowohl der Einsatz von chemischen Waffen als auch der bewusste Angriff auf medizinische Einrichtungen würden ein Kriegsverbrechen und eine weitreichende Verletzung der Menschenrechte bedeuten", hieß es in einer Stellungnahme. Im Syrien-Konflikt haben sowohl die Regierung als auch die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bereits Giftgas eingesetzt, wie eine UN-Untersuchungskommission vergangenes Jahr festgestellt hatte.

Die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen zeigt sich "ernsthaft besorgt" über die Berichte; ihre Experten sammeln und analysieren alle Informationen. Die syrische Opposition vergleicht die Angriffe mit dem Giftgas-Massaker in Vororten von Damaskus, bei dem 2013 bis zu 1400 Zivilisten ums Leben kamen. Damals wurde Sarin eingesetzt. Der britische Außenminister Boris Johnson vermutet die syrische Regierung hinter dem mutmaßlichen Giftgaseinsatz. "Das trägt alle Anzeichen eines Angriffs durch das Regime, das wiederholt chemische Waffen eingesetzt hat", sagte Johnson bei einer Pressekonferenz mit Außenminister Sigmar Gabriel. Sollte sich der Verdacht bestätigen, sei das ein Kriegsverbrechen, so Gabriel.

Ressort: Ausland

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