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Klimaprotest

Fridays for Future gegen Straßenblockaden

  • Stella Venohr und Verena Schmitt-Roschmann (dpa)

  • Mi, 12. April 2023, 19:22 Uhr
    Deutschland

     

Für die nächsten Tage planen Klimaaktivisten der Letzten Generation wieder Störaktionen. Von Fridays for Future kommt eine klare Absage.

Aktivisten der Letzten Generation kleben sich auf einer Straße fest.  | Foto: Julian Stratenschulte
Aktivisten der Letzten Generation kleben sich auf einer Straße fest. Foto: Julian Stratenschulte
Vor der nächsten Protestwelle der Klimagruppe Letzte Generation geht die Bewegung Fridays for Future (FFF) auf Distanz. "Die Klimakrise braucht gesamtgesellschaftliche Lösungen, und die finden und erstreiten wir nur gemeinsam und nicht, indem wir Menschen im Alltag gegeneinander aufbringen", sagte FFF-Sprecherin Annika Rittmann.

Die Letzte Generation blockiert seit 2022 immer wieder in deutschen Städten den Verkehr und erregt damit die Wut von Autofahrern. Für kommende Woche hat sie massive Störungen in Berlin angekündigt. Sie fordert unter anderem Tempo 100 auf Autobahnen und ein dauerhaftes 9-Euro-Ticket für Bus und Bahn. Schon diese Woche plant die Klimagruppe Extinction Rebellion (XR) Proteste mit zivilem Ungehorsam in der Hauptstadt.

Umfragen zeigen, dass viele Bürger diese Protestformen ablehnen. Im November sagten vier von fünf Befragten in einer Civey-Studie, dass Aktionen wie Straßenblockaden dem Anliegen Klimaschutz eher schaden als nützen. Fridays for Future setze aus gutem Grund seit jeher auf andere Protestformen, sagte Sprecherin Rittmann. Von Blockaden der Letzten Generation in Hamburg seien zuletzt insbesondere Pendler und Pendlerinnen betroffen gewesen, "die es sich weder leisten können, in der Hamburger Innenstadt zu wohnen, noch durch den mangelnden Ausbau den ÖPNV nehmen können. Ähnliches ist in Berlin zu befürchten."

Fridays for Future organisiert immer wieder große Demonstrationen. Die Gruppe Letzte Generation ist viel kleiner, erzielt aber viel Aufmerksamkeit. Oft kleben sich die Aktivisten fest, nicht nur auf Straßen, sondern auch in Museen oder Sportstadien.

Ob Störaktionen und Blockaden der Klimasache wirklich schaden, ist aus Sicht des Berliner Protestforschers Dieter Rucht vorläufig schwer zu beurteilen. Die Demonstrationen von Fridays for Future seien zwar häufig wohlwollend zur Kenntnis genommen worden. "Aber sie haben keinen wirklichen Druck aufgebaut", sagte Rucht. Wenn es konkret werde, wie jetzt beim Tausch von Heizungen, würden Menschen zögerlich.

Eine Studie der Universität Erfurt legt nahe, dass die Störmanöver der Letzten Generation letztlich Fridays for Future nützen könnten: "Fridays for Future wurde als weniger radikal bewertet und mehr unterstützt als die Letzte Generation", schreiben die Forscher zu ihrer jüngsten Befragung mit rund 1000 Personen. Dabei fanden 51 Prozent den "globalen Klimastreik" von Fridays for Future am 3. März "radikal". 64 Prozent unterstützten die Aktion trotzdem. Dass die Letzte Generation am 5. März das Grundgesetz-Denkmal in Berlin mit schwarzer Farbe überschüttete, nannten 79 Prozent "radikal". Nur 24 Prozent unterstützten dies.

Die Letzte Generation war für eine Reaktion auf die Kritik zunächst nicht zu erreichen. In einer automatischen E-Mail-Antwort hieß es: "Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir bis zum 12.04. eine Pause einlegen, um Kraft für die anstehende Protestphase zu tanken."

Ressort: Deutschland

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 13. April 2023: PDF-Version herunterladen

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