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Fantasie, Mut und Slapstick

  • epd

  • Do, 11. April 2019
    Kino

     

KINDER:"Alfons Zitterbacke".

Tilman Döbler   | Foto: X Verleih
Tilman Döbler Foto: X Verleih
Alfons (Tilman Döbler) ist erst zehn Jahre alt und schon Experte für die großen Probleme im All. Aber dann ist er einen Moment unaufmerksam, und prompt passiert die Katastrophe. Zum Glück erweist sich diese Anfangsszene des Films als ein Traum. Alfons’ Interesse an der Weltraumfahrt aber ist echt, nicht umsonst besucht er das Sigmund-Jähn-Gymnasium, benannt nach dem ersten Kosmonauten der DDR. Und auch im echten Leben passieren ihm ewig Missgeschicke – was ihm dauernd unter die Nase gerieben wird, vom Mitschüler Nico, der weiß, dass sich Zitterbacke wunderbar auf Hühnerkacke reimt, vom Lehrer Flickendorf, vom strengen Vater (Devid Striesow). Doch als der zur Schuldirektion zitiert wird, stellt sich heraus, dass er selbst schon ihr Schüler war: eine im Wortsinne schmerzhafte Erinnerung für sie, obwohl das damals mit den Reißzwecken auf ihrem Stuhl wirklich ein dummer Zufall war.

Von "Anarchie" und "Subversivität" sprechen Regisseur Mark Schlichter und die Produzenten: Alfons Zitterbacke sei ein deutscher Verwandter von Pippi Langstrumpf. Auf jeden Fall ist er ein Plädoyer für Fantasie und Eigenheiten. Dafür steht auch das Eingeständnis der neuen Mitschülerin, dass sie nicht deshalb hier ist, weil ihre Eltern sich auf Weltreise befinden, wie sie der Klasse anfangs erzählt hatte, sondern weil das Jugendamt ihnen die Erziehungsgewalt entzogen hätte.

Von solchen Momenten hätte man gern mehr gesehen, aber der Film setzt – nicht verkehrt im Hinblick auf das ganz junge Publikum – mehr auf Slapstick. Dem originalen DEFA-Film, 1966 inszeniert von Konrad Petzold nach den Büchern von Gerhard Holtz-Baumert, wird Reverenz gezollt, auch indem der damalige Alfons-Darsteller Helmut Rossmann einen Auftritt als Bratwurstverkäufer hat. Während der alte Film eher episodenhaft angelegt war, erzählt die Neuverfilmung die Geschichte von Alfons’ Mut und Genialität natürlich mit Spannungsbögen und viel Drehbuchstrukturkalkül. (Läuft in Freiburg, Offenburg und Weil.)

Ressort: Kino

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 11. April 2019: PDF-Version herunterladen

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