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"Es gibt die liebe und die böse Hexe"

  • Jonas Mößinger, Klasse 4b, Johann-Peter-Hebel-Schule (Gundelfingen)

  • Fr, 01. April 2022
    Zisch-Texte

     

ZISCH-INTERVIEW mit dem ersten Vorsitzenden der Fasnachtszunft Gundelfinger Dorfhexen.

Stefan Link  | Foto: privat
Stefan Link Foto: privat

Zisch-Reporter Jonas Mößinger aus der Klasse 4b der Johann-Peter-Hebel-Schule in Gundelfingen im Interview mit dem ersten Vorsitzenden und Gründungsmitglied der Gundelfinger Dorfhexen Stefan Link über die Entstehung der Hexen.

Zisch: Wann haben Sie die Gundelfinger Dorfhexen gegründet?

Link: Ich habe die Zunft 1994 mit sechs Klassenkameraden in der Realschule gegründet. Ich war damals 12 Jahre alt.

Zisch: Warum haben Sie die Zunft gegründet?
Link: Wir durften am Schmutzigen Dunschdig, dem 3. Faissen, immer verkleidet in die Schule kommen, da wollten wir alle gleich aussehen und uns auf die falschen Plätze setzen, um den Lehrer zu ärgern. Dann durften wir am Fasnetsumzug in Gundelfingen mitlaufen und dann musste ein Name her.

Zisch: Was muss eine Gundelfinger Dorfhexe unbedingt dabei haben?

Link: Das komplette Häs inklusive Besen. Natürlich muss eine Hexe auch immer Süßigkeiten für die kleinen Narren dabeihaben.

Zisch: Wie sieht das Häs der Gundelfinger Dorfhexen aus und haben die Farben eine Bedeutung?

Link: Die Bluse ist blau und lehnt sich an verschiedene Trachten an. Die Schürze ist rot mit einem grünen und gelben Flicken drauf. Zusammen sind das die Wappenfarben von Gundelfingen. Schwarzer Rock und Handschuhe, rote Socken und Kopftuch.

Zisch: Gab es schon immer dieses Häs?

Link: Nein, am Anfang hatten wir ein einfach genähtes Häs, das unsere Mütter genäht haben. Die Grundfarben waren gleich. Vorlage war eine Hexenpuppe der Kandelhexen aus Waldkirch. Wir wollten niemanden kopieren und unsere eigenen Ideen in unserem Häs umsetzen. Traditionell sollte es auch sein. So ist unser heutiges Häs entstanden, das durch die edle Trachtenoptik doch sehr aus der Masse heraussticht.

Zisch: Welche Figuren und Masken gibt es bei euch?

Link: Es gibt zwei Hexenfiguren: die liebe und die böse Hexe. Nur die Masken sind unterschiedlich. Dann haben wir noch drei Einzelfiguren. Den Teufel, der die Zunft anführt, den Botte Jakob eine Hommage an den Polizeidiener Jakob, den es wirklich in Gundelfingen um 1860 gab. Sowie den Hexebräutigam. Eine Figur im Hochzeitsanzug der auf einer Dorfhexenpuppe reitet.

Zisch: Wie viele Hexen gibt es in der Zunft?

Link: Im Häs sind aktuell vom Jüngsten bis zum ältesten 86 Mitglieder.

Zisch: Mit wie viel Jahren bekommt man eine Holzmaske?

Link: Da wir bei Gründung selbst 12 Jahre alt waren, darf jeder Narresome, so heißen die Kinder in einer Zunft, ab 12 Jahren eine Holzmaske tragen. Die wünschen sich die Holzmaske dann meist zu Weihnachten oder zum Geburtstag.

Zisch: Was kostet eine Holzmaske für eine Dorfhexe?

Link: Über 300 Euro. Sie ist von Hand geschnitzt. So gleicht keine Maske der anderen und bekommt ihren eigenen Charakter.

Zisch: Warum haben die älteren Hexen eine Kette mit Abzeichen?

Link: Wenn der Narrensome 18 Jahre, also volljährig wird, muss er am 11.11. eine Prüfung ablegen. Danach wird er ein vollwertiges Mitglied. Als Zeichen dafür bekommt er dann den Hausorden. So heißt das Abzeichen an der Kette.

Zisch: Woher kommen die Kunststoffmasken der Kinder und wer stellt sie eigentlich her? Werden sie selbstgemacht?

Link: Wir haben in der Schweiz einen Abdruck unserer Maske anfertigen lassen und stellen die Masken für die Kinder dann selbst her. Wir haben in Gundelfingen einen ganz begabten Hobbymaler, dessen Enkelkinder auch in der Zunft sind. Er malt unseren Kindern dann die Masken täuschend echt an.

Ressort: Zisch-Texte

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