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Ein bunter Abschied

  • Sa, 27. Oktober 2018
    Neues für Kinder

     

Im Herbst verlieren die Laubbäume ihre Blätter – für die Pflanzen ist das überlebenswichtig.

Foto: Adobe Stock
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Leuchtend orange, strahlend gelb oder flammend rot – im Herbst wechseln alle Laubbäume auf bunt und sagen Tschüss zu ihrer grünen Garderobe. Für uns sieht das fantastisch aus, wir knipsen begeistert ein Foto nach dem anderen. Doch für die Bäume geht es um Leben und Tod.

Die Tage werden im Herbst kürzer, sagen die Erwachsenen gern. Das ist natürlich Quatsch, ein Tag hat im Oktober genau so viele Stunden wie im Februar oder im Juni, nämlich 24. Gemeint ist: Die Zeit zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang ist kürzer. Die Nächte werden kühler. Das ist für die Bäume ein Signal: Achtung, der Winter kommt!

Laubbäume mögen den Winter nicht. Wenn es draußen klirrend kalt wird, würde das Wasser in ihren Blättern gefrieren. Das wäre ein riesiges Problem, denn die Bäume atmen vor allem über die Blätter. Sein Wasser holt sich der Baum aus dem Boden, und wenn der gefriert...

Ihr merkt: Der Winter ist für die Bäume eine lange Trockenzeit. Damit sie in diesen Monaten nicht verdursten, hat sich die Natur einen Trick überlegt, den auch einige Tiere anwenden: den Winterschlaf.

Der Laubbaum bündelt all die Stoffe, die er zum Leben braucht und die er im Laufe des Sommers gesammelt hat, in den Wurzeln, dem Stamm und den Ästen. Diese am Leben zu erhalten, ist für den Baum ganz schön anstrengend, für mehr reicht seine Energie im Winter nicht. Sein Ziel: Durchhalten, bis der Frühling kommt.

Blätter sind dabei unnötiger Ballast. Über sie würde das wenige Wasser verdunsten, das der Baum dringend zum Überleben braucht. Also müssen sie weg. Das geschieht in zwei Schritten. Zuerst wird der Farbstoff abgebaut, der die Blätter grün macht und der aus dem Licht der Sonne Sauerstoff herstellt, so dass der Baum überleben kann. Dieser grüne Farbstoff trägt den komplizierten Namen Chlorophyll. Der Baum zerlegt den Farbstoff in seine einzelnen Bestandteile und lagert diese in den Ästen ein. Im Frühling wird er wieder zusammengesetzt und färbt die neuen Blätter grün. Wenn das Chlorophyll aus den Blättern verschwindet, werden plötzlich all die anderen Farbstoffe sichtbar, die sich ebenfalls in so einem Blatt befinden. Das ist so, als ob ihr einen grünen Pullover anhabt. Wenn ihr den auszieht, kommt unten drunter euer gelbes oder rotes T-Shirt zum Vorschein. Es war schon die ganze Zeit da, aber vom grünen Pullover verdeckt.

Die anderen Farbstoffe in den Blättern heißen Carotine oder Xantophylle oder Anthocyane. Das muss man sich nicht merken, wichtig ist nur: Sie färben Birkenblätter goldgelb und Ahornblätter auch mal dunkelrot. Wenn ein Blatt braun wird, sind auch sogenannte Gerbstoffe am Werk.

Ist der grüne Farbstoff, das Chlorophyll, dann fertig abgebaut, folgt der zweite Schritt: Zwischen dem Ast und dem Stiel des Blattes bildet sich eine Korkschicht. Damit ist es endgültig von der Nährstoffversorgung abgeschnitten und fällt schließlich ab. Bei einigen Laubbäumen wie zum Beispiel der Buche und der Eiche wachsen statt einer Trennschicht nur zusätzliche Zellen, die die Wasserversorgung blockieren. Hier fallen die Blätter erst ab, wenn ein heftiger Wind weht.

Während die Laubbäume im Winter nackt schlafen, behalten die Nadelbäume ihre Nadeln. Diese sind meist mit einer Harz- oder Wachsschicht überzogen, die vor dem Austrocknen schützt. Außerdem sind sie viel kleiner als Blätter und brauchen weniger Nährstoffe. Der Baum kann sie also gut über den Winter bringen.

Ressort: Neues für Kinder

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 27. Oktober 2018: PDF-Version herunterladen

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