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Das Rülpsen der 7 Zwerge

  • Sa, 22. Februar 2003
    Zisch

     

Für manche Schüler in Freiburg ist Blasmusik so selbstverständlich wie Mathe oder Englisch - nur beliebter.

Montags, kurz vor halb zwölf, wird es laut im Musiktrakt der Wentzinger-Realschule. Denn der Musikunterricht der 5b steht auf dem Programm, und die 5b ist eine Bläserklasse. Die Mädchen und Jungen haben sich entschieden, statt des normalen Musikunterrichts ein Blasinstrument zu erlernen, und gemeinsam zu musizieren. Nur drei solcher Klassen gibt es in Baden-Württemberg, eine in Stuttgart und zwei in der Freiburger Wentzingerschule, die 5b und die 6b, die im letzten Jahr angefangen hat. Schöne volle Dreiklänge tönen zu Beginn des Unterrichts: zuerst die Flöten, dann die Klarinetten, die Saxophone, die Trompeten und dann alle zusammen mit dem tiefen Blech. Das tiefe Blech war anfangs nicht beliebt: Keiner hatte die Posaune oder das Euphonium auf der Liste seiner drei Lieblingsinstrumente. Wahrscheinlich wusste da auch noch keiner, dass das Euphonium eine kleine Tuba ist. Die Mädchen und Jungs, die sich überreden ließen, diese großen Instrumente auszuprobieren, haben das nicht bereut. Mit großer Begeisterung und einem ordentlichen "Wumms" bilden sie die Basis des Orchesters. Auch die Klarinettisten, die ursprünglich lieber Saxophon oder Flöte gespielt hätten, sind inzwischen zufrieden. Sie haben gemerkt, dass man ein Instrument erst einmal kennen lernen muss, um es richtig zu mögen. Erfahrung mit seinem Instrument hatte keiner, alle waren totale Anfänger. Was war das toll, als sie schon nach wenigen Monaten "Happy Birthday to You" als Ständchen vortragen konnten. In voller Besetzung und sattem Orchesterklang! Natürlich muss man auch zu Hause üben. Das ist wie Hausaufgaben in Englisch oder Mathe, macht aber mehr Spaß. Einmal in der Woche treffen sich Holz- und Blechbläser getrennt zum Unterricht. Hier geht es nicht stur nach Notenblatt, eigene Ideen werden begeistert aufgegriffen. So entstand eines der Lieblingsstücke der Klasse: "Das Rülpsen der 7 Zwerge". Zur sechsten Stunde packt die 6b ihre Instrumente aus. Eineinhalb Jahre Übung sind deutlich zu hören, der "Mambo Nr. 5" fetzt richtig los! Um das zu zeigen, wird jede Gelegenheit genutzt. Beim Schulfest oder beim Stadtteilfest, Auftritte vor Publikum sind das Beste am ganzen Bläserunterricht. Zum Ende des Schuljahres müssen die Sechstklässler die geliehenen Instrumente zurückgeben. In der 7. Klasse gibt es dann normalen Musikunterricht. Mehr als die Hälfte der Kinder will aber weitermachen. Einige spielen schon jetzt im Musikverein und die Wentzinger-Big-Band wartet begierig auf die Abgänger der Bläserklassen. Doch einen gibt es in jeder Klasse, der nicht bläst. Trotzdem ist er sehr wichtig für den Zusammenhalt. Wie fühlt man sich als einziger Nichtbläser im Blasorchester? "Prima, Klasse, kein Problem", sagt Jan, der Schlagzeuger.

Rainer Belledin

Kontakt:

Wentzinger-Realschule, [TEL] 0761 / 201 7621

Ressort: Zisch

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 22. Februar 2003: PDF-Version herunterladen

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