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Das Igelchen auf der Wärmflasche

  • Judit Aechtle, Klasse 4b, Meerweingrundschule (Emmendingen)

  • Fr, 30. November 2018
    Zisch-Texte

     

Besuch in der Igelpflegestelle in Mappach, wo sich Sibylle Nötzold um schwache Igel kümmert, um sie gut über den Winter zu bringen.

Gerettet: zwei Igel in der Igelpflegestelle   | Foto: Privat
Gerettet: zwei Igel in der Igelpflegestelle Foto: Privat

Seit zwei Jahren findet der Hund meiner Oma Ende Oktober bis Anfang November immer wieder Igel, die zu wenig wiegen, um den Winterschlaf zu überleben. Der Hund heißt Mira und ist ein richtiger Igelsuchhund. In diesem Jahr hat Mira einen sehr großen und einen kleinen Igel gefunden. Seit Oktober fütterte meine Oma den kleinen Igel, aber seit einigen Tagen hat sie die Igel nicht mehr gesehen.

Am ersten Tag der Herbstferien fuhren meine Oma, die Mama und ich mit dem Auto nach Mappach, Gemeinde Efringen-Kirchen, zu Sibylle Nötzold, die dort eine Igelpflegestelle hat. Wir waren für den Nachmittag angemeldet. Sibylle Nötzold zeigte uns zuerst die Räume mit den Igelkäfigen. Jetzt am Tag war kein einziger Igel zu sehen. Ich konnte daher zuerst alle Fragen stellen, die ich mir vorher überlegt hatte.

Zuerst wollte ich wissen, seit wann sie die Igelpflegestelle betreibt und wie sie auf die Idee kam. Sibylle Nötzold erzählte, dass sie vor zehn Jahren mitten im Winter einen kleinen Igel im Garten gefunden hatte. Sie wollte ihn mit ins Haus nehmen, aber ihr Mann war dagegen. Am nächsten Tag war der Igel tot. Sie beschloss, in Zukunft jedem Igel zu helfen, der im Winter noch herumläuft. Inzwischen ist sie eine richtige Igelexpertin und ihr Mann unterstützt sie.

Danach wollte ich wissen, mit was die Igel gefüttert werden. Ich erfuhr, dass Igel abwechslungsreiches Futter brauchen. Sie bekommen Hackfleisch, Rührei oder Hähnchen gemischt mit Katzenfutter und zur Zahnpflege Hähnchenknochen zum Abnagen. Wenn Igel noch Babys sind, bekommen sie Welpenersatzmilch aus der Flasche oder mit der Spritze. Weil die Igelmutter den Bauch ihrer Babys leckt, ist es ganz wichtig, den Bauch der Igelbabys nach jeder Mahlzeit mit Finger oder Wattestäbchen zu massieren, denn sonst bekommen sie Verstopfung. In der freien Natur fressen Igel vor allem Käfer, Würmer, Maden und wenige Schnecken. Viele Leute meinen, sie würden auch Obst fressen, das stimmt aber nicht, sie fressen nur die Würmer im Obst.

Wichtig war mir auch zu erfahren, von wann bis wann Igel Winterschlaf halten und wie schwer sie für den Winterschlaf sein müssen. So erfuhr ich, dass Igelmännchen früher mit dem Winterschlaf beginnen als Weibchen. Das kommt daher, dass Weibchen Junge hatten und sich noch ein Fettpolster anfressen müssen. Männchen wachen auch früher aus dem Winterschlaf auf und markieren zuerst ihr Revier. Igel schlafen von Anfang oder Mitte November bis Ende März oder Mitte April. In dieser Zeit verlieren sie 30 Prozent ihres Gewichtes. Deshalb müssen sie ungefähr 600 bis 700 Gramm wiegen, sonst wachen sie nicht mehr aus dem Winterschlaf auf. Igel, die im Sommer aufgezogen werden müssen, weil ihre Mutter tot ist, können mit 500 Gramm ausgewildert werden, weil sie dann noch genügend Zeit zum Fressen haben. Ich fragte dann, wie oft Igel im Jahr einen Wurf haben, und hörte, dass sie ein Mal im Jahr – hier im Südwesten auch zwei oder sogar drei Mal – Junge haben und ihre Babys sechs Wochen lang säugen. Danach müssen sich die Kleinen selbst ihre Nahrung suchen. Die Igelmutter bringt ihren Kindern nichts bei, die Igelkinder müssen alles, was für ihr Leben wichtig ist, selber lernen. Ihre Mutter verschwindet einfach.

Auf meine Frage nach den häufigsten Igelkrankheiten erfuhr ich, dass es vor allem Parasiten sind, die die Igel plagen: Zecken, Flöhe, Darmparasiten und Lungenwürmer.

Während wir da waren, kam ein Ehepaar mit einer Kiste, in der drei kleine Igelchen waren. Sie hatten sie in ihrem Garten gefunden. Es waren ein kleines fittes Igelchen, das 160 Gramm wog, ein etwas größeres fittes Igelchen mit 300 Gramm und ein ganz kleines Igelchen mit 123 Gramm, das wie leblos da lag. Zuerst dachte Sibylle Nötzold, dass dieses Igelchen keine Augen hätte. Doch nach einer Weile machte es die Augen einen kleinen Spalt auf. Weil das Igelchen ganz kalt war, beschloss Sibylle Nötzold, eine Wärmelampe über das Gehege zu hängen. Die beiden anderen Igelchen erkundeten ihre neue Umgebung, und eines trank gleich Wasser. Wir verabschiedeten uns nun, weil Sibylle Nötzold jetzt mit den drei neuen Igeln genug zu tun hatte.

Am späteren Abend gingen Oma und ich mit unserem Hund Mira Gassi. Es regnete und war sehr ungemütlich. Wir wollten schon wieder nach Hause gegen, als Mira plötzlich losrannte und tatsächlich einen kleinen Igel fand. Ich hatte extra eine Taschenlampe und Handschuhe mitgenommen. Im Schein der Taschenlampe sah ich, dass der Igel voller Zecken war. Ich hob ihn auf und wir nahmen ihn mit ins Haus. Wir setzten ihn in der Küche auf Zeitungspapier. Ich holte eine Pinzette und zog eine nach der anderen heraus. Dabei zählte ich sie und wir kamen auf stolze 41 Stück. Auf dem Zeitungspapier sahen wir, dass er auch Flöhe hatte. Das gefiel meiner Oma gar nicht.

Sie holte eine große Plastikbox und polsterte sie mit Zeitungspapier aus. Wir stellten Futter und Wasser hinein und brachten die Box ganz schnell in den Keller. Am nächsten Tag rannte ich nach dem Aufwachen sofort in den Keller. Der Igel hatte die Badische Zeitung total geschreddert, alles Futter gefressen und den Wassernapf umgeworfen.

Oma und ich fuhren am Vormittag gleich wieder zu der Igelpflegestelle und brachte den Igel zu Sibylle Nötzold. Wir sahen, dass das kleine schwache Igelchen unter der Wärmelampe und auf einer Wärmeflasche saß. Sibylle Nötzold erzählte, dass es gefressen hätte, und sie in der Nacht nochmal aufgestanden sei, um es zu füttern. Sie kümmerte sich gleich um unseren Igel und sprühte ihn in der Badewanne zuerst mit einem Mittel gegen Flöhe ein. Auf der Waage sahen wir dann, dass er 406 Gramm wog. Sie zeigte mir, wie man ein Igelchen dazu bringt sich aufzurollen, und entfernte dann weitere Zecken an Stirn und Bauch.

Ich hoffe, dass alle Leute, die diesen Artikel gelesen haben, in Zukunft bei ihren Gärten auch an Igel denken und ihre Gärten igelgerecht gestalten. Steingärten sind nicht igelfreundlich. Igel brauchen wilde Ecken mit Haufen aus Laub und Ästen, wo sie sich verstecken können oder Hohlräume unter Gartenhäusern oder Holzkisten.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 30. November 2018: PDF-Version herunterladen

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