Account/Login

Da laufen sie wieder

Sonja Zellmann
  • Sa, 27. Februar 2016
    Neues für Kinder

     

Wanderung der Froschlurche beginnt / Achtung: Kaulquappen sind keine Haustiere.

Das Erdkrötenweibchen hat das Männchen...ild unten ist ein Grasfrosch zu sehen.  | Foto: Bernd Weißbrod
Das Erdkrötenweibchen hat das Männchen huckepack zum Gewässer getragen und dort ihren Laich gelegt. Auf dem Bild unten ist ein Grasfrosch zu sehen. Foto: Bernd Weißbrod
Wenn in diesen Tagen die Bodentemperatur beständig über fünf Grad Celsius beträgt, machen sie sich auf den Weg: Kröten und Frösche verlassen ihr Winterquartier und ziehen zu einem Gewässer, um zu laichen. Ist es länger warm und feucht, sind viele auf einmal unterwegs, bei wechselnden Temperaturen kann sich die Wanderung über Wochen hinziehen. Denn dann müssen sich die Tiere zum Schutz vor der Kälte zwischendurch nochmal in der Erde vergraben.

Viele Froschlurche wie die Erdkröte und die Gelbbauchunke wollen zum Laichen unbedingt an genau das Gewässer zurück, in dem sie selbst einmal aus dem Ei geschlüpft sind. "Diese Gewässer finden sie, wenn ihnen keine unüberwindbaren Hindernisse in den Weg gelegt werden, dank einer Art inneren Navigationsgerätes ganz automatisch", erklärt Jutta Schumacher, Biologin und Mitarbeiterin der Ökostation Freiburg. Wie das genau funktioniert – was die Tiere steuert, haben Forscher bisher allerdings noch nicht herausgefunden.

Am Laichgewässer angekommen legen die Tiere ihre Eier ab: die Kröten in Ketten, die Frösche in Ballen. Die Menge ist je nach Tierart sehr unterschiedlich: Eine einzige Erdkröte kann 3000 bis 6000 Eier ablegen, ein Laubfrosch 50 bis 100. Das hört sich nach viel Nachwuchs an. Aber längst nicht alle Kleinen überleben. Der Laich und die Kaulquappen, die nach mehreren Tagen bis wenigen Wochen schlüpfen, haben viele Feinde: Fische, Vögel und Libellen finden die Eier und die kleinen Tiere sehr lecker …

Die Entwicklung vom Ei zum fertigen Frosch oder zur fertigen Jungkröte dauert sechs Wochen bis drei Monate – "je nach Tierart und Wassertemperatur", sagt Jutta Schumacher. Erst wachsen die Hinter-, dann die Vorderbeine, dann bildet sich der Schwanz zurück. Die Lunge entwickelt sich, die Kiemen verschwinden, so dass die Tiere an Land atmen können, und die Organe stellen von Pflanzen- auf Fleischnahrung um. Denn die Kaulquappen fressen zum Beispiel Algen, die fertigen Frösche und Kröten hingegen Kleintiere wie Ameisen, Würmer, Käfer oder Mücken. Fertig entwickelt sind die Tiere teils erst fingernagelgroß, also richtig winzig und schwer zu entdecken. Nach und nach verlassen sie ihr Geburtsgewässer und suchen sich einen feuchten Platz an Land – in Wiesen, Wäldern, Gärten. Nach etwa drei Jahren sind sie selbst geschlechtsreif und können sich fortpflanzen. Erst dann hüpfen sie wieder zu einem Gewässer.

Die Entwicklung von Kaulquappen zu beobachten ist superspannend. Aber aufgepasst: "Sie mit nach Hause zu nehmen ist verboten", betont Expertin Jutta Schumacher. Denn da es immer weniger kleine Gewässer gibt und die bestehenden häufig mit Chemikalien, zum Beispiel mit Düngemitteln, verschmutzt sind, sind viele Arten vom Aussterben bedroht. "Werden die Tiere in Ruhe gelassen, haben sie die größte Überlebenschance." Damit Kinder Kröten und Frösche dennoch erkunden können, bieten Einrichtungen wie die Ökostation Freiburg am eigenen Teich Forscher-Projekte für Klassen an. Und in vielen Gegenden kann man Naturschützern während der Zeit der Froschlurch-Wanderung helfen, Schutzzäune an Straßen aufzustellen und die Tiere sicher über die Fahrbahn zu tragen.

Ressort: Neues für Kinder

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 27. Februar 2016: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel