Die Liebe war groß. Sie schien unzerstörbar zu sein. Ach, Italien – wo ist dein Zauber? / Von Wolfgang Prosinger
Es war ein kleines, grünes Kraut mit wilden Zacken am Rand, als wäre es ein junges Blatt vom Löwenzahn. Es lag auf den Ständen der Marktleute in feinen Bündeln. Und wenn man fragte, wie das unscheinbare Grünzeug heiße, dann wurde geantwortet – und es lag so etwas wie Zärtlichkeit in der Antwort – das Kraut trage den Namen "Rughetta" und gehöre in den Salat. Das wisse doch jeder.
Es wusste aber niemand. Jedenfalls kein Deutscher. So war das in Rom, Mitte der 1980er Jahre, und wer damals aus Italien das Kraut Rughetta mit nach Deutschland brachte, um es in den Salat zu mischen, konnte sich der höchsten Töne am Tisch sicher sein: Was für ein wunderbarer Geschmack. Rughetta heißt auf Deutsch Runzelchen. Es war die Zeit, als in Italien noch Entdeckungen zu machen waren.
Es dauerte nicht lange, dann machte sich das Kraut auf zu einer großen Reise nach Norden. Es überwand die ...