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Wenn die Liebe vorbei ist

  • Do, 10. Januar 2013
    fudder

     

FUDDER-INTERVIEW mit der Comic-Künstlerin Johanna Baumann, die für ihre Bachelorarbeit Trennungsgeschichten gezeichnet hat.

Baumann   | Foto: privat
Baumann Foto: privat

Die Freiburger Bloggerin Johanna Baumann hat für ihre Bachelorarbeit Interviews mit Menschen geführt, die sich von ihrem Partner getrennt haben oder verlassen worden sind. Die einzelnen Geschichten hat sie als Comic festgehalten, der nun erschienen ist. Christopher Bünte hat mit der 24-jährigen Comic-Künstlerin gesprochen.

Fudder: "Danach" ist Ihr erster richtig langer Comic. Worum geht es da?
Johanna Baumann: Um Trennungen. Ich habe dazu zehn Personen interviewt und ihre Geschichten aufgezeichnet. "Danach" war außerdem meine Bachelorarbeit an der Hochschule Offenburg.
Fudder: Es geht also um das Ende von Beziehungen?
Baumann: Es geht nicht nur um das Ende von Beziehungen, sondern auch um die Umstände, die dazu geführt haben. Also beispielsweise um die Beziehungen, die beendet wurden.
Fudder: Ist das Buch sehr traurig?
Baumann: Es gibt traurigere und positivere Geschichten. Manche Personen haben direkt nach der Trennung einen neuen Partner gefunden. Andere mussten erst lernen, wieder alleine klar zu kommen. Mir ging es darum zu zeigen, dass jede Art mit Trennung umzugehen, "normal" ist. Und vor allem, dass das "Danach" auch vorbei geht. Obwohl das ein trauriges Thema ist, ist es durch meinen eher cartoonigen Stil nicht so traurig, wie man denken könnte.
Fudder: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Buch zu diesem Thema zu machen?
Baumann: Ich wollte unbedingt ein Thema behandeln, das viele Menschen betrifft. Und da zu diesem Zeitpunkt viele Beziehungen in meinem Umfeld beendet wurden, war diese Idee dann naheliegend.
Fudder: Wen haben Sie für "Danach" interviewt?
Baumann: Nähere Bekannte von mir. Also Freunde, Freunde von Freunden oder meine Familie.
Fudder: Gab es auch Menschen, die Sie gefragt haben, und die abgelehnt haben, über ihre Trennung zu sprechen?
Baumann: Nein, das gab es so direkt nicht. Ich hatte sogar das Gefühl, dass es Ihnen gut tat, darüber etwas geordneter zu sprechen.
Fudder: Inwiefern tat das gut?
Baumann: Dadurch, dass ich ihnen konkretere Fragen gestellt habe, mussten sie ihre Trennungen systematisch durchgehen. Wie kam es zu der Trennung? Was hat geholfen? Was hat die Zeit danach eher schlimmer gemacht? Vielleicht hat das bei der Verarbeitung geholfen. Außerdem tut es gut, wenn einem jemand zuhört.
Fudder: Aber das ist ja schon etwas sehr Persönliches. Etwas, dass man nicht jedem erzählen würde.
Baumann: Das waren natürlich alles Bekannte von mir. Allerdings habe ich in der Zeit, seit ich "Danach" gezeichnet habe, mit vielen Menschen über ihre Trennung geredet. Ich hatte den Eindruck, dass viele gerne darüber sprachen. Es kommt sicher darauf an, wie lange die Beziehung her ist, über die man spricht. Auch Fremde haben mit mir darüber geredet. Ich denke, das macht es sogar leichter. Eben weil ich sie nicht kenne.
Fudder: Auf der einen Seite steht eine verletzende Lebenssituation, auf der anderen Seite haben Sie festgestellt, dass Menschen über das Thema reden möchten. Fühlt man sich da nicht manchmal wie ein Psychiater?
Baumann: Eher wie ein wandelnder Ratgeber. Mir macht das nichts aus. Ich höre mir die Geschichten sehr gerne an und teile meine Erfahrungen. Die meisten möchte ich am liebsten gleich aufzeichnen.
Fudder: Wie kommt es, dass relativ wenige Männer in Ihrem Buch über ihre Trennungen sprechen?
Baumann: Das liegt daran, dass ich so viele Frauen zur Auswahl hatte und mein Buch dann plötzlich schon voll war. Allzu viel Zeit hat man für eine Bachelorarbeit ja nicht. Mittlerweile habe ich auch schon ziemlich viele männliche Trennungsstories gehört.
Fudder: Trennen sich Frauen und Männer anders von einem Partner?
Baumann: Ich dachte zuerst, dass sich Männer "rationaler" trennen würden. Dass sie Schluss machen, sobald keine Gefühle mehr da sind. Und dann auch erst mal keinen Kontakt mehr haben. Während Frauen hingegen oft versuchen, das Problem in sich selbst zu lösen. Das mag oft so sein, genau so habe ich aber auch "rationale" Frauen oder "emotionale" Männer getroffen.
Fudder: Erzählen Sie in "Danach" auch etwas von sich?
Baumann: Ja. Eine Geschichte ist meine. Ich verrate aber nicht, welche.
Fudder: Sprechen wir noch kurz über Ihren Comicblog schlogger.de. Was zeichnen Sie dort?
Baumann: Schlogger.de ist als Ersatzprodukt entstanden, als ich mit "Danach" fertig war und noch voll im Zeichenrausch steckte. Heute lade ich dort neben Illustrationen etwa ein bis drei Comics pro Woche hoch. Diese Comics heißen "Gehirnfürze", weil sie spontan meinem Hirn entfleuchen. Meine Webseite wurde dieses Jahr zweimal für einen Preis nominiert, für Lebensfenster und den Web Sondermann. Das spornt natürlich an zum Weitermachen.

– Danach. Von Johanna Baumann. Panini Manga und Comic, 19,95 Euro.

Das ganze Interview findet ihr auf fudr.fr/schlogger.

ZUR PERSON: JOHANNA BAUMANN

Baumann, Jahrgang 1986, lebt in Freiburg und arbeitet als Comic-Zeichnerin, Illustratorin und 2-D-Animatorin. An der Hochschule Offenburg studiert sie Medien und Kommunikation. Ihre Bachelorarbeit "Danach" ist ihr erster Comic und wurde bei Panini Comics verlegt. Seit 2011 betreibt sie den Comic-Blog schlogger.de.

Ressort: fudder

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 10. Januar 2013: PDF-Version herunterladen

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