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Wasserasseln und Rollegel

  • Anne Blasel, Julian Kuhlemann &

  • Sa, 29. Dezember 2007
    Zisch

     

Im Heidenbächle in Sölden leben heute weniger Tiere als vor zwei Jahren / Schüler forschen nach.

Ausgerüstet mit Gummistiefeln und Matschhose gingen wir Mädchen und Jungen aus der damaligen dritten Klasse im Sommer zum Heidenbächle im Unterdorf von Sölden. Herr Blasel, Annes Vater, hatte schon alles mitgebracht, was wir brauchten: Siebe, ein Mikroskop, zwei große Wannen, Kescher und Lupen. Wir kletterten in den Bach und fingen kleine Bachtiere: Eintagsfliegenlarven, Bachflohkrebse, Köcherfliegenlarven und einen großen Flusskrebs. Der Flusskrebs beeindruckte uns besonders mit seinen großen Scheren. Nicht alle Kinder wussten, dass solche Krebse bei uns im Söldener Bach wohnen.

Wir sammelten die Tiere in Eimern und Wannen. Danach wurden die Bachtiere unter dem Mikroskop – man nennt es Binocular – angeschaut und ihre Art bestimmt. Unter dem Binocular sahen die kleinen Tierchen plötzlich riesig aus. Wir konnten sie ganz genau erkennen.

Herr Blasel erzählte uns, dass verschiedene Tierarten nur in ganz bestimmten Wasserqualitäten überleben können. Steinfliegenlarven, Lidmückenlarven und bestimmte Eintagsfliegenlarven brauchen besonders sauberes Wasser zum Überleben. Andere Arten wie Köcherfliegenlarven, Bachflohkrebse und Prachtlibellenlarven mögen etwas verschmutztes Wasser, um ausreichend Nahrung zu finden. Wasserasseln und Rollegel lieben es, sich in stärker verschmutztem Wasser zu tummeln. Also konnten wir auch die Wasserqualität unseres Baches in Sölden bestimmen. Wir fanden, sie war gut. Insgesamt fanden wir aber nur wenige Bachtierarten.

Bachflohkrebse mit Gummistiefeln fangen

Vor zwei Jahren waren wir schon einmal am Heidenbächle und hatten viel mehr Tiere gefunden. Seitdem wurde der Bach verändert, und eine neue Brücke wurde gebaut. Viele Tiere mussten fliehen oder starben.

Herr Blasel zeigte uns noch eine 30 Zentimeter lange lebende Forelle, die er am Tag zuvor gefangen hatte. Die beste Fangtechnik hatte aber Sophia: Sie fand die Bachflohkrebse später in ihren Gummistiefeln.

Im nächsten Sommer werden wir unsere Gummistiefel wieder anziehen und alles noch einmal überprüfen. Zum Schluss gab Herr Blasel uns noch ein Interview. Anne stellte die Fragen.

Anne: Warum haben wir nicht mehr so viele verschiedene Tierarten nach dem Umbau im Heidenbächle gefunden?

Blasel: Vor dem Umbau hatten die Tiere mehr Verstecke zur Verfügung. Damals ragten mehr Äste ins Wasser und Wurzeln von Erlen, und es gab viele unterschiedlich tiefe Stellen im Bach. Und genau das brauchen die Tiere.

Anne: Was kann man herausfinden, wenn man nach den Bachtieren schaut?

Blasel: Verschiedene Bachtiere brauchen eine unterschiedliche Wasserqualität. Eintagsfliegen und Steinfliegen zeigen sauberes Wasser an. Egel und Assel lieben verschmutztes Wasser.

Anne: Was heißt das jetzt für unser Heidenbächle?

Blasel: Vor dem Umbau haben sich verschiedene Eintagsfliegenlarven, Hakenkäfer und Köcherfliegenlarven im Bach wohlgefühlt. Jetzt kommen nur noch wenige anspruchslosere Arten wie Bachflohkrebse vor. Das bedeutet eine deutliche Verschlechterung der Lebensbedingungen in dem Abschnitt, den ihr untersucht habt.

Ressort: Zisch

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 29. Dezember 2007: PDF-Version herunterladen

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