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Schmitz Katze am Ende – Stadt weist Vorwürfe von Club zurück

Daniel LauferJoachim Röderer
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  • Di, 22. November 2016, 18:55 Uhr
    Freiburg

     

Jetzt steht es fest: Schmitz Katze schließt nach der Silvesterfeier. Die Clubbetreiber machen auch die Stadt für das Aus verantwortlich. Bürgermeisterin Gerda Stuchlik weist die Vorwürfe jedoch zurück. Jetzt ist das Artik am Zug.

Schmitz Katz ist am Ende – das A... Räume an der Haslacher Straße ziehen.  | Foto: Ingo Schneider
Schmitz Katz ist am Ende – das Artik könnte 2017 in die Räume an der Haslacher Straße ziehen. Foto: Ingo Schneider
Die Silvesterfeier wird in Schmitz Katze noch steigen – doch dann ist Ende Gelände. Der insolvente Club wird dann schließen. Das haben die Macher jetzt bekanntgegeben – und gleichzeitig der Stadt Freiburg die Schuld am endgültigen Aus zugeschoben. Dagegen verwahrt sich nun Bürgermeisterin Gerda Stuchlik. "Die Insolvenz von Schmitz Katze hat nicht mit städtischem Handeln oder mit dem Artik zu tun." Die Bürgermeisterin sieht eine gute Chance, dass das Jugendkulturzentrum im kommenden Jahr in die frei werdenden Räume zieht.

"Stadt Freiburg hat es uns versaut"

Im Juli hatte Clubbetreiber Gerrit Kossmann Privatinsolvenz anmelden müssen, nach der schriftlichen Gläubigerversammlung Anfang Dezember wollte Insolvenzverwalter Harald E. Manias dem Gericht eigentlich seinen Bericht vorlegen. Um die Zukunft von Schmitz Katze wird es dabei nicht mehr gehen. "Wir haben schwarze Zahlen geschrieben und waren zuversichtlich", sagt Michelle Gänswein, zuständig für das Programm und die Öffentlichkeitsarbeit des Clubs. "Einzig und allein die Stadt Freiburg hat es uns jetzt versaut. Das war ein ganz schöner Schock."

Seit Monaten wird über die Zukunft der Haslacher Straße 43 spekuliert. Als aussichtsreicher neuer Pächter gilt das Jugendkulturzentrum Artik. Im Frühjahr musste es seine Räume unter dem Siegesdenkmal verlassen, zog dann ins ehemalige ADAC-Gebäude am Karlsplatz. Doch dort wird es nicht bleiben können – der für Veranstaltungen notwendige Umbau ist der Stadtverwaltung zu teuer. Bis Ende Dezember läuft der Mietvertrag der Büros noch. Das Artik steht unter Druck.

Das Jugendkulturzentrum würde gerne Flächen auf dem Schmitz-Katze-Areal in der Haslacher Straße 43 und dem Nachbargrundstück Haslacher Straße 25 anmieten. Insgesamt geht es um 420 Quadratmeter, auch das 180 Quadratmeter große Auditorium, den großen Floor von Schmitz Katze, würde es gerne mitnutzen.

Das Artik zögert noch

"Wir sind traurig über die Situation, in der sich Schmitz Katze befindet", sagt Artik-Geschäftsführer Konstantin Rethmann. "Schließlich wollen wir niemandem die Räume wegnehmen." Auf der letzten Vollversammlung des Vereins äußerten auch Mitglieder Bedenken hinsichtlich des Umzugs – Stichwort Clubsterben. Bis zuletzt hatte sich das Artik deshalb um eine gemeinsame Lösung bemüht. Der Plan: Schmitz Katze sollte fortbestehen, das Artik Räume nebenan in der Haslacher Straße 25 anmieten. Für gelegentliche Partys hätte das Jugendkulturzentrum den Club mitnutzen können. "Das hätte gut gepasst", sagt Clubvertreterin Gänswein und behauptet: "Jetzt sagt die Stadt plötzlich, das Nachbargrundstück sei zu teuer." Am Freitagabend hat Schmitz Katze auf seiner Facebook-Seite deshalb das endgültige Aus verkündet.

Bürgermeisterin Stuchlik widerspricht dieser Behauptung. Die Haslacher Straße 25 ist weiter im Gespräch, es brauche aber erst entsprechende Vorplanungen und Genehmigungen. "Dafür gehen schnell zwei Jahre ins Land", sagt sie. Für die Räume von Schmitz Katze brauche es dagegen laut Baurechtsamt keine weiteren Genehmigungen. Hier könnte das Artik also relativ schnell und ohne weitere lange Unterbrechung sofort mit seiner Arbeit loslegen. "Das ist dann der Nucleus, aus dem sich auch noch mehr entwickeln kann." Auch im Rathaus hat man mitbekommen, dass man sich bei Artik wegen des Vorwurfs, das Clubsterben befördert zu haben, offenbar unter Druck fühle. Deswegen habe das Artik bis Ende November Zeit zu überlegen, ob es die Option Haslacher Straße 43 ziehen will. Bürgermeisterin Stuchlik verweist jedenfalls darauf, dass der Stadt ein Schreiben des Insolvenzverwalters vorliege, wonach der Club tatsächlich in die Insolvenz gehe. Und sie macht noch einmal deutlich: "Allein die Art und Weise, wie Schmitz Katze gewirtschaftet hat, hat dazu geführt, dass der Club insolvent ist."

Hat das Artik weiter Interesse an den Räumen, können die Verhandlungen mit der Jazz- und Rockschule (JRS), der Vermieterin, beginnen. Die JRS hatte im Oktober durchblicken lassen, dass man einem Mieter, der auf einen städtischen Zuschuss bauen kann, grundsätzlich sehr offen gegenübersteht. Es gibt möglicherweise mehrere Mitbewerber, darunter Jan Ehret, der Schmitz Katze 2012 mitgründete, dann aber ausstieg. "Ich will nicht hinnehmen, dass die Freiburger Clubkultur wegstirbt", hatte Ehret vor einigen Wochen angekündigt. Dennoch gilt sein Freiburg-Comeback als nicht sehr wahrscheinlich.

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Ressort: Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 23. November 2016: PDF-Version herunterladen

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