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"Rot, grün, gestreift"

  • Sa, 08. August 2015
    Neues für Kinder

     

BZ-INTERVIEW mit Pflanzenexpertin Monika Witte über schwarze, gestreifte und runzlige Tomaten.

Tomate ist nicht gleich Tomate. Foto: Hilde Erner und SWR1/Sabine Hipp (unten)
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Ob pur als Spaghettisoße oder auf der Pizza – Tomaten sind lecker! Über 1000 Sorten gibt es weltweit – im Supermarkt aber nur ganz wenige. Warum das so ist, fragte Marion Klötzer die Agraringenieurin und Naturpädagogin Monika Witte, die im Kaiserstühler Samengarten in Eichstetten arbeitet.

BZ: Frau Witte, wie viele Tomatensorten wachsen denn gerade im Samengarten?
Witte: Dieses Jahr haben wir rund 40 angepflanzt: kleine, große, runde, längliche, rote, schwarze, gelbe und gestreifte, welche mit Falten, Beulen oder Zipfeln. Alle schmecken anders. Am Tomatentag kann man die meisten probieren und von 250 verschiedenen Sorten Samen kaufen.
BZ: Welche mögen Sie am liebsten?
Witte: Die Ananastomate, die Berner Rose – und die Reisetomate. Die kommt ursprünglich aus Guatemala und besteht aus vielen einzelnen Minitomaten, die man abbrechen kann. Das ist witzig und für unterwegs sehr praktisch.
BZ: Und warum gibt’s die nicht im Supermarkt?
Witte: Bei uns kann man ja nur von Juli bis Oktober Tomaten ernten, im Supermarkt werden sie aber das ganze Jahr angeboten. Die kommen dann mit dem Lkw oder Flugzeug von weit her. Verkauft werden also nur Sorten, die einen hohen Ertrag bringen, gleich aussehen, gut zu transportieren und lange haltbar sind. Der Geschmack spielt da keine so große Rolle.
BZ: Und die schwarzen und gestreiften Tomaten?
Witte: Diese Sorten werden immer seltener. Es gibt ein weltweites Sortensterben, weil einige große Saatgutfirmen nur bestimmte Nutzpflanzen züchten und deren Samen weiterverkaufen. Die passen aber nicht zu jedem Klima und auch nicht in jede Erde, deswegen brauchen die Bauern dazu noch Dünger und Pflanzenschutzmittel. Das ist teuer, schlecht für die Natur und außerdem gefährlich.
BZ:
Warum denn gefährlich?
Witte: Weil Vielfalt auch Stabilität bedeutet: Wenn zum Beispiel eine Kartoffelsorte von einer Krankheit befallen wird, können wir immer noch die andere essen. So lange es die noch gibt.
BZ: Und deswegen werden in Eichstetten Samen gesammelt und angepflanzt?
Witte: Genau so ist es. Wir wollen diesen Reichtum an Form, Farbe und Geschmack erhalten und wieder vermehren. In unseren Beeten wachsen vor allem alte Sorten aus der Region, aber auch Exoten aus der ganzen Welt, denen es hier gut geht. Die Tomate kommt ja ursprünglich nicht von hier, sondern aus Mittelamerika. Und auch Kartoffeln und Paprikas sind Einwanderer. Die stärksten und gesündesten Pflanzen wählen wir jedes Jahr aus und nehmen ihre Samen zur Weiterzucht. Die Paprika ist übrigens das Gemüse des Jahres – wir haben 40 verschiedene Sorten.

Der Tomatentag ist am 9. August im Kaiserstühler Samengarten in
Eichstetten. Führungen gibt es um 12, 14 und 16 Uhr. Aber auch sonst
kann man den Garten zu jeder
Zeit kostenlos angucken.
http://www.kaiserstuehler-garten.de

Ressort: Neues für Kinder

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 08. August 2015: PDF-Version herunterladen

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