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Schwimmunterricht

"Offenburg schwimmt" ist ein Vorzeigeprojekt, das Leben rettet

Helmut Seller
  • Mi, 26. Januar 2022, 21:00 Uhr
    Offenburg

     

Das Ziel ist ambitioniert: Jedes Kind in Offenburg soll das "Seepferdchen" machen. Schon 500 Kinder haben dank "Offenburg schwimmt" von DLRG, Schwimm-Sport-Verein und VHS schwimmen gelernt.

Startklar für neue Schwimmkurse und auch erstmals für die Aufsicht am Gifizsee, wenn die neue Saison startet: Aktive der DLRG Offenburg. Foto: Helmut Seller
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Der Bedarf ist groß, das Angebot ein Erfolg: Über das Projekt "Offenburg schwimmt" sollen Kinder im Alter von sechs Jahren passend zum Schulstart das Schwimmen lernen. "Die 500er-Marke haben wir schon geknackt", sagt Offenburgs DLRG-Chef Fred Hugle über die Ferien-Kompaktkurse, bei denen der örtliche Schwimmsport-Verein mit im Boot ist und die auch über die Volkshochschule gebucht werden können. 100 Euro kostet ein Kurs, die Stadt schießt über Gutscheine 60 Euro zu, bei Familienpass-Inhabern den kompletten Betrag.

Schon lange setzt sich die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) vehement dafür ein, dass jedes Kind spätestens zum Ende der Grundschule sicher schwimmen kann. "Wer schlecht Fußball spielt, spielt halt schlecht Fußball – aber wer nicht richtig schwimmen kann, für den wird’s lebensgefährlich", sagt Fred Hugle, rühriger Vorsitzender der 700 Mitglieder starken DLRG Offenburg. Er weiß sich damit in guter Gesellschaft mit Ute Vogt, seit dem vergangenen Oktober Präsidentin der mit mehr als 1,7 Millionen Mitgliedern größten Wasserrettungsorganisation der Welt und mit Offenburg über ihre Schwester Inge Vogt-Goergens, bekannt durch ihre Arbeit fürs Frauenhaus, eng verbunden.

"Wer schlecht Fußball spielt, spielt halt schlecht Fußball – aber wer nicht richtig schwimmen kann, für den wird’s lebensgefährlich" Fred Hugle, Vorsitzender der DLRG

Offenburg
Für Ute Vogt gehört Schwimmen als Kulturtechnik zur Grundausbildung wie Lesen, Schreiben oder Rechnen. Die frühere SPD-Landesvorsitzende, zuletzt Bundestagsabgeordnete, fordert von der Politik, dass Schwimmunterricht bis zum Jahr 2030 in allen Schulen selbstverständlich geworden ist.

So lange wollte man in Offenburg nicht warten, schon weil sich das Nichtschwimmer-Problem mit der Corona-Pandemie weiter verschärft hat: Premiere war in den Sommerferien 2021, weitere Kurse wurden in den Herbstferien angeboten: "Wir waren mit sechs Kursen à zehn Kinder in den Herbstferien komplett ausgebucht", sagt Fred Hugle. Zur Verfügung steht dann von 9 bis 19 Uhr das Lehrschwimmbecken, wo im Eineinhalb-Stunden-Takt mit kurzen Pausen für die Kursleiter jeweils sechs Kurse täglich stattfinden. Wie es die Dachverbände empfehlen, kommen maximal fünf Kinder auf einen Kursleiter, eine gute Betreuung und Ausbildungsqualität ist damit gesichert.

Der DLRG-Chef kann auf ein Team von rund einem Dutzend Kursleiter zurückgreifen, allesamt Rettungsschwimmer, die über die Übungsleiterpauschale zehn Euro je Stunde bekommen. "Offenburg schwimmt" ist ein Erfolgsprojekt, das weiter ausgebaut werden muss", sagt Hugle und ergänzt: "Wir wollen, dass alle Offenburger Kinder das Seepferdchen haben." Zwischen 40 und 60 Prozent der Kinder schaffen es bis zu diesem ersten Abzeichen für die Badehose oder den Badeanzug und zeigen damit, dass sie mindestens 25 Meter am Stück schwimmen. Damit ist eine wichtige Hürde genommen: "Das ist wie Fahrradfahren, wenn man es einmal kann, verlernt man es nicht mehr", sagt Fred Hugle. Die Stadt spendiert dann für ein weiteres halbes Jahr freien Eintritt ins Bad, damit die jungen Schwimmer das Erlernte vertiefen und weiter verbessern können: "Das funktioniert gut", sagt Hugle.

Diejenigen Kinder, denen die Kompaktkurs-Woche noch nicht gereicht hat, dürfen zur DLRG ins Training kommen: Sie werden dann bei den "Fröschen" integriert, wie die Gruppe jener Kinder heißt, die noch nicht das Seepferdchen schaffen. Bei der DLRG hängt die Latte noch ein wenig höher: Fürs Seepferdchen müssen 50 Meter geschafft werden – was den Nachwuchs durchaus anspornt.

"Wir wollen, dass alle Offenburger Kinder das Seepferdchen haben." Fred Hugle, Vorsitzender DLRG Offenburg
Auf etwa 2400 wird laut Fred Hugle die Zahl der Kinder geschätzt, die nicht oder nicht richtig schwimmen können. Auch deshalb bieten die DLRG und der Schwimmsport-Verein Offenburg während der Schulzeiten eigene Kurse an – in enger Kooperation und Absprache. Hugle wünscht sich für die Angebote der beiden größten Offenburger Schwimmsportvereine eine Ausweitung der im Bad zur Verfügung stehenden Zeiten: "Das muss ausgebaut werden." Zwei Bahnen pro Woche an unterschiedlichen Tagen zusätzlich wären nötig, um der Nachfrage gerecht zu werden, zumal die Vereine auf Zeiten außerhalb des Schulunterrichts angewiesen seien. Bei 700 Kindern pro Jahrgang müssten die Kurse besser planbar sein und die Trainingszeiten für die Offenburger Vereine erweitert werden da natürlich das Interesse der Neuschwimmer am weitermachen da ist.

Hugle erinnert daran, dass das Offenburger Bad ja bewusst als Sportbad für die Offenburger Vereine und nicht als Erlebnisbad konzipiert worden sei, was manchmal in Vergessenheit gerate.

Um das Schwimmen in Offenburg voranzubringen, stellt die DLRG den Schulen bei Bedarf auch zwei "Bufdis" zur Verfügung: Die im Bundesfreiwilligendienst engagierten jungen Leute, beide ausgebildete Rettungsschwimmer, unterstützen die Lehrer bei der Aufsicht und ermöglichen so einen Schwimmunterricht von gemischten Klassen aus Schwimmern und Nichtschwimmern.

Auf die Bufdis greift Hugle auch mit dem Start der Badesaison zurück, in der die DLRG erstmals die Aufsicht im Strandbad am Gifizsee abdeckt. Die Freiwilligen übernehmen die Aufsicht tagsüber unter der Woche und werden je nach Wetterlage abends sowie an Wochenenden von den ehrenamtlichen Rettungsschwimmern der DLRG Offenburg abgelöst. Wer Interesse hat: Mail an [email protected]. Eine fruchtbare Kooperation gibt es mit dem Schiller-Gymnasium, wo Mitglieder des Abi-Jahrgangs die Möglichkeit haben, sich bei der DLRG zu Rettungsschwimmern ausbilden zu lassen.
Schwimmkurse

Die nächsten Kurse bei der DLRG Offenburg sind bereits wieder ausgebucht, es folgen aber neue Termine unter: http://mehr.bz/dlrg-og
Der Schwimm-Sport-Verein Offenburg startet Schwimmkurse, die zu buchen sind unter www.ssv-offenburg.de. Angeboten werden Wassergewöhnungskurse für Vier- bis Sechsjährige sowie Schwimmkurse für Kinder von 6 bis 8 und von 9 bis 12 Jahren.

Ressort: Offenburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 27. Januar 2022: PDF-Version herunterladen

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