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"Man braucht ein Gefühl fürs Ziehen"

  • Mirco Maximilian Strittmatter, Klasse 8b, Kolleg St. Sebastian & Stegen

  • Mi, 23. Dezember 2015, 14:42 Uhr
    Schülertexte

     

Gerhard Spitz ist ein 68 Jahre alter Rentner und wohnt in Kirchzarten. Vor Jahren hat er einen eigenen Tauziehclub, den TZC Eschbachtal, gegründet. Er ist mehrfacher Weltmeister mit dem Tauziehclub geworden. Nun ist er ein Rentner, der das Leben genießt. Zischup-Reporter Mirco Maximilian Strittmatter, Schüler der Klasse 8b des Kollegs St. Sebastian wollte von Gerhard Spitz, seinem Opa, wissen, warum sein Sport das Tauziehen geworden ist.

Gerhard Spitz ist ein 68 Jahre alter Rentner und wohnt in Kirchzarten. Vor Jahren hat er einen eigenen Tauziehclub, den TZC Eschbachtal, gegründet. Er ist mehrfacher Weltmeister mit dem Tauziehclub geworden. Nun ist er ein Rentner, der das Leben genießt. Zischup-Reporter Mirco Maximilian Strittmatter, Schüler der Klasse 8b des Kollegs St. Sebastian wollte von Gerhard Spitz, seinem Opa, wissen, warum sein Sport das Tauziehen geworden ist.

Zischup: Wie kamst du dazu, den Tauziehclub Eschbachtal zu gründen?
Spitz: Wir haben Grümpeltuniere gemacht. Und in den Grümpeltunieren haben wir alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Und dann wollten sie uns im Grümpel nicht mehr haben, deshalb haben wir einen Verein gegründet, damit wir weiter ziehen konnten.
Zischup: Und wie lange besteht dieser Verein jetzt schon?
Spitz: Der wurde vor 30 Jahren gegründet.
Zischup: Als du diesen Verein gegründet hast, brauchte es erst mal ein Klubhaus, einen Tauziehplatz und genug Zieher. Wie viel Kosten kamen auf? Und bekamst du Unterstützung von der Gemeinde?
Spitz: Angefangen haben wir auf dem Hof von einem Bauer, der uns das Gelände zur Verfügung gestellt hat. Dann mussten wir das alles etwas professioneller machen und bekamen ein Gelände von der Gemeinde. Das Clubhäuschen, das wir gebaut haben, wurde in eigener Regie gebaut, und das Holz dazu durften wir im Wald der Gemeinde schlagen. Und so waren die Kosten überschaubar.
Zischup: Und was für ein Zeitaufwand steckte dahinter?
Spitz: Die Tauzieher haben alle mitgearbeitet, und wir waren ja in der glücklichen Lage, dass alle Berufe, die benötigt wurden, im Verein vorhanden waren. Also das waren zwischen 15 und 20 Leute, die immer abwechselnd in Acht-Mann-Gruppen gearbeitet haben. Dann hatten wir einen, der bei einem Betonbauer gearbeitet hat, der hat sich dann auch um die Betonbeschaffung gekümmert. Und der Zimmerer Zipfel hat uns das Holz gratis gesägt. So hatten wir alles nach zwei Monaten aufgebaut.
Zischup: Was war dein größter Erfolg?
Spitz: Wir sind gleich im ersten Jahr von der Landesliga mit 37 Punkten Vorsprung Landesmeister geworden, konnten also eigentlich gleich in die Bundesliga aufsteigen. Aber die Konkurrenten waren damals fünf bayrische Mannschaften, eine württembergische Mannschaft, eine südbadische und eine nordbadische Mannschaft und deshalb waren die Wege immer so weit, und wir konnten uns es nicht leisten, immer so weit zu fahren, deswegen haben wir uns lieber noch ein paar Jahre in der Landesliga gegönnt, sind aber wieder nach zehn Jahren aufgestiegen.
Zischup: Was für ein Gefühl ist es, in einem WM-Finale zu stehen und dann auch noch zu gewinnen?
Spitz: Also meine WM-Siege waren 2007, 2008, 2009 und 2010. Und das Gefühl ist einfach unbeschreiblich. Es ist ein Wahnsinnspreis, auch als wir dann 2007 bei der Siegerehrung von Prinzessin Anne von England geehrt wurden.

Zischup: Du hast selbst ja auch gezogen. Woran muss man denken, wenn man am Tau zieht?
Spitz: Das Tauziehen ist eigentlich ein Kraftakt. Man muss aber auch ein Gefühl für das Ziehen entwickeln. Und man muss einen Rhythmus erschaffen. Man muss auch mal nur dastehen können und spekulieren, was der Gegner macht, und man braucht eine gute Technik.
Zischup: Wie ging deine Familie mit deinem Hobby um?
Spitz: Ja, meine Familie hatte ein bisschen das Nachsehen, da ich auch immer unterwegs war, hauptsächlich in den Sommermonaten.
Zischup: Wie lange warst du aktiv?
Spitz: Ich war 20 Jahre lang als Sportler aktiv und sieben Jahre als Trainer.
Zischup: Bekommt man als Tauzieher ein Gehalt?

Spitz: Nein, Tauziehen ist leider keine Sportart, die bezahlt wird.
Zischup: Wie viele Vereinsmitglieder braucht man für einen Tauziehclub?
Spitz: Zur Gründung eines Vereines brauchte man damals sieben Mitglieder.
Zischup: Wie viel Mann ziehen an einem Tau?
Spitz: Bei den Frauen und Jugendlichen ziehen jeweils sechs Personen, bei den Herren jeweils acht. International sind es überall acht.
Zischup: Was für Preise kann man gewinnen?
Spitz: Bei den Veranstaltungen bekam der Sieger immer einen Pokal, das wurde dann abgeschafft, weil dann oft zu wenig Platz in den Vitrinen war. Nun bekommt man nur noch am Ende der Saison als Meister einen Pokal.
Zischup: Und was ist mit Geldpreisen?
Spitz: Nein, die gibt es leider nicht, es gibt nur Pokale.
Zischup: Hattest du mehr Erfolg aktiv oder als Trainer?
Spitz: Die Erfolge als Trainer waren bedeutend größer als die zur aktiven Zeit. Ich gewann auch das größte Jugendturnier der Welt, das GENSB-Turnier. Das ist ein internationales Turnier, an dem sich Deutschland, England, die Niederlande, die Schweiz und Belgien immer beteiligen.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 18. Dezember 2015: PDF-Version herunterladen

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