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Lieferung per Drohne bleibt Einzelfall

  • David Hutzler (dpa)

  • Di, 08. Oktober 2019
    Wirtschaft

     

Fliegende Transportgeräte spielen in der Praxis für die Zustellung von Paketen in Deutschland noch keine Rolle.

Eine Paketdrohne auf dem Weg zur Insel...t (das Bild stammt aus dem Jahr  2014)  | Foto: Ingo Wagner (dpa)
Eine Paketdrohne auf dem Weg zur Insel Juist (das Bild stammt aus dem Jahr 2014) Foto: Ingo Wagner (dpa)

JUIST. Vor fünf Jahren flog die Zukunft über Juist: Zwischen dem Festland und der Apotheke "Seehund" auf der Nordseeinsel wurden im Herbst 2014 zum ersten Mal regelmäßig Medikamente per Drohne transportiert. Von einem weltweit einzigartigen Projekt sprach damals der Paketzusteller Deutsche Post DHL, der die zwölf Kilometer langen Flüge ausgeführt hatte. Was bleibt vom Drohnen-Rummel? Fragen und Antworten:

Wie waren die Erfahrungen mit
den Lieferdrohnen auf Juist?

Erich Hrdina ist der Apotheker von Juist – und selbst passionierter Hobbyflieger. Er sagt: "Für uns war das mit der Drohne perfekt." Da das DHL-Modell damals nur 1,2 Kilogramm tragen konnte, habe damit zwar nicht die komplette Medikamentenversorgung der Insel geklappt. Aber in Ausnahmesituationen waren die autonomen Fluggeräte seiner Meinung nach wichtig: "Wir hatten einen Notfall an einem Samstag bei Nacht und Nebel. Da hätte kein Hubschrauber mehr fliegen können, da war die Drohne dann schon toll", erinnert sich der Apotheker.

Wird heute regelmäßig
per Drohne geliefert?

Nein. Die Deutsche Post DHL hat zwar weitere Testläufe unter anderem in Bonn und im Alpenort Reit im Winkl unternommen. Im regulären Lieferbetrieb setzt das Unternehmen die Drohnen in Deutschland jedoch noch nicht ein. "Bis auf Weiteres ist das für uns ein reines Forschungsprojekt", erklärt Sprecherin Sarah Preuß. In China hingegen hat die DHL-Schwester DHL Express im Mai die erste innerstädtische Route eröffnet. In der Metropole Guangzhou transportieren Drohnen zweimal täglich Express-Sendungen zwischen zwei Packstationen.

Welchen Nutzen könnten
Paketdrohnen haben?

Insel-Apotheker Hrdina ist seit der Erfahrung auf Juist Drohnen-Fan. "Für die Notfallversorgung sollte man die auf jeden Fall einsetzen", erklärt er. Doch auch in der regulären Paketzustellung können Drohnen sinnvoll sein. Sie erreichen auch abgelegene Orte, etwa auf Inseln oder in dünn besiedelten Bergregionen. "Da ist das Konzept auf jeden Fall zu begrüßen", sagt eine Sprecherin des Bundesverbands Paket- und Expresslogistik.

Welche Nachteile gibt es?
Für den Massenversand eignen sich Drohnen nicht, da sind sich die Beteiligten einig. Bei mehr als drei Milliarden Paketen pro Jahr wäre der Luftraum vollkommen überlastet. "Stellen Sie sich mal vor, da würden Millionen Drohnen in der Luft fliegen", erklärt Anne Putz vom Logistikunternehmen GLS: "Da wäre der Himmel ja schwarz." Auf Juist habe es vor allem Sicherheitsbedenken gegeben, erzählt Erich Hrdina. Keiner wollte unbemannte Fluggeräte über seinem Kopf schwirren haben. Hinzu kommt, dass die Regeln für Drohnenflüge in Deutschland bisher sehr streng sind.

Wie steht die Logistikbranche
zu dem Thema?

In der Zustellerbranche ist von einem Drohnen-Hype nicht viel zu spüren. Die Sprecherin des Bundesverbands sagt: "Drohnen sind ein Randthema bei der Zustellung von Paketen." Auch Unternehmen wie Hermes oder GLS stehen dem Thema skeptisch gegenüber und haben keine Entwicklungsprojekte mit Drohnen laufen. "Ein schönes PR-Thema", meint Anne Putz, "aber keines für GLS".

Werden Drohnen bald den
Lieferverkehr in Innenstädten
entzerren?

Eher nein. Fünf Jahre nach dem Testflug auf Juist setzen die Logistiker auf Elektrofahrzeuge oder Lastenräder. "Das sind alles Dinge, die für uns in Richtung Emissionsfreiheit auch einfacher umzusetzen sind", sagt Sebastian Kaltofen vom Paketzusteller Hermes. Das sieht auch der Bundesverband so. Statt über Drohnen zu reden, könne man den Stadtverkehr ganz konkret entzerren, indem man beispielsweise mehr Packstationen einrichten würde, heißt es dort.

Ressort: Wirtschaft

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 08. Oktober 2019: PDF-Version herunterladen

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