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Lernen mit Assistent

  • Sa, 20. März 2010
    Neues für Kinder

     

Vincent (11) ist stark sehbehindert. In der Schule hat er einen persönlichen Helfer.

Vincent mit Laptop und Tafelkamera  | Foto: Michael bamberger
Vincent mit Laptop und Tafelkamera Foto: Michael bamberger
Vincent liebt Sport. Er spielt gerne Fußball und Basketball. Gerade erst hat er angefangen, Skifahren zu lernen, und ist gleich vom Anfänger- in den Fortgeschrittenenkurs gekommen. Und beim Sportwettbewerb in der fünften Klasse ist er sofort Klassenbester geworden. "Da haben alle ziemlich gestaunt, denn keiner konnte sich vorstellen, wie ich das mache", erzählt Vincent und freut sich noch heute darüber. Der 11-Jährige ist von Geburt an stark sehbehindert. Er sieht so schlecht, dass ihm auch eine Brille oder Kontaktlinsen nicht mehr helfen können. Trotzdem besucht er eine normale Schule, die sechste Klasse im Kepler-Gymnasium in Freiburg. Das ist möglich, weil er verschiedene Hilfsmittel und und einen persönlichen Assistenten hat. "Und natürlich gewöhnt man sich dran, ich kenne die Welt ja nicht anders", sagt Vincent. Damit seine Mitschüler einen Eindruck davon bekommen, wie schlecht Vincent sieht, hat die ganze Klasse ein Experiment gemacht: Alle Schüler haben spezielle Brillen aufgesetzt, mit denen sie ihre Umwelt so sahen, wie Vincent sie wahrnimmt. "Sie haben auf jeden Fall gemerkt, wie schwer es ist, sich halb blind zu bewegen, sie konnten kaum die Treppe runterlaufen", erzählt Vincent. Er selber kann sich in seiner gewohnten Umgebung inzwischen sehr sicher bewegen, weil er jeden Weg, jede Straßenecke, jede Treppe ganz genau kennt. Schwierig wird es für ihn besonders bei schnellen Bewegungen. "Deshalb kann ich zum Beispiel kein Handball spielen, ich kann den Würfen nicht folgen", erzählt Vincent. Fußball ist leichter für ihn, beim Basketball hat er gelernt, die Flugbahn des Balles zu berechnen.
In der Schule sitzt Vincent in der ersten Reihe ganz am Fenster. Seine Augen brauchen viel Licht, da ihre Arbeit sehr anstrengend ist. Was auf der Tafel steht, kann Vincent nicht erkennen. Deshalb hat er vor sich einen Laptop und eine Kamera stehen. Die Kamera ist auf die Tafel gerichtet und nimmt das auf, was dort steht. Vincent sieht das auf seinem Laptop und kann es dort so stark vergrößern, dass er es gut lesen kann. Weil er aber nicht sieht, ob der Lehrer etwas an die linke oder die rechte Seite der Tafel schreibt, unterstützt ihn ein Erwachsener, sein persönlicher Assistent. Der sitzt den ganzen Unterricht über bei ihm und richtet Vincents Kamera richtig aus. Oder er sagt ihm, auf wen der Lehrer gerade zeigt. Oder er schreibt die Hausaufgaben für Vincent auf. Oder er geht schnell zum Kopierer und vergrößert ein Arbeitsblatt, wenn der Lehrer das vergessen hat. "Das sind meine Augen", sagt Vincent über seinen persönlichen Assistenten.
Zu Hause hat Vincent keine solche Hilfe. Seine Familie und seine Freunde kennen seine Behinderung und wissen, wann sie Vincent helfen müssen. "Das meiste kann ich aber alleine machen", sagt Vincent stolz. Er hat ein spezielles Lesegerät. Da legt er die Bücher drunter, eine Kamera nimmt die Schrift auf und zeigt sie an einem Bildschirm. "Am liebsten lese ich ,Die drei??? ‘ oder die Sportseiten in der Badischen Zeitung", sagt Vincent. Das ist anstrengend für die Augen, etwa alle zehn Minuten fangen sie an zu flimmern und Vincent muss eine Lesepause machen. Außerdem hat er eine Lupe, die sehr stark vergrößert, und ein Monokular. "Das funktioniert wie ein Fernglas, damit kann ich zum Beispiel Straßenschilder lesen, die erkenne ich nämlich nicht ", erklärt Vincent. Dass er nicht so gut sehen kann wie andere Menschen, ist für Vincent kein Problem. "Ich kann ja trotzdem alles machen, was ich möchte, es dauert halt manchmal ein wenig länger oder ist etwas anstrengender."

Ressort: Neues für Kinder

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