Account/Login

Lehrer und Schüler lachen an den gleichen Stellen

  • Annika Horst

  • Mi, 23. September 2015
    Freiburg

     

Zwei Lehrer und zwei Schülerinnen besuchen gemeinsam den Film "Fuck ju Göhte II" / Elyas M’Barek als Kollege willkommen.

Gemeinsamer Kinobesuch (von links): Th...ser, Lorena Deimel und Petra Schwarz.   | Foto: Annia Horst
Gemeinsamer Kinobesuch (von links): Thomas Zimmermann, Alicia Ziser, Lorena Deimel und Petra Schwarz. Foto: Annia Horst
Passend zum Schulanfang kam "Fuck ju Göhte II" in die Kinos, ein Film, der nicht nur ein satirisches Licht aufs deutsche Schulsystem wirft, sondern auch Schüler und Lehrer bewegt. Wir haben Petra Schwarz und Thomas Zimmermann, die an den St.-Ursula-Schulen in der Hildstraße unterrichten, bei einem gemeinsamen Filmbesuch mit ihren Schülerinnen Lorena Deimel und Alicia Ziser begleitet.

Petra Schwarz ist – ähnlich wie Film-Lehrer Zeki Müller – keine traditionell ausgebildete Lehrerin, sondern erst später in den Beruf ’reingerutscht. Heute unterrichtet sie Recht und Wirtschaft. Ihr Kollege Thomas Zimmermann gibt ebenfalls Recht und Wirtschaft, dazu Deutsch, Geschichte und Gemeinschaftskunde. Für beide Lehrer hat der Film nur wenig mit dem Schulalltag, sondern viel mehr mit einer sozial-romantischen Vorstellung von Schule zu tun. Seit der Pisa-Studie, so Zimmermann, ist die Freiheit im Unterricht stark eingeschränkt, was individuelle Zuschnitte des Unterrichts sowie ein intensives Lehrer-Schüler-Verhältnis verhindere. Er vermisse diese "klassischen Momente, wo ich während der Schule mal mit den Schülern auf der Kielmauer sitzen kann." Wie im Film hat auch er eine Klassenfahrt gehabt, die einfach absolut gelungen war und die den Zusammenhalt zwischen Lehrer und Schüler nachhaltig gestärkt hat.

Zimmermanns Lieblingsszene in "Fuck ju Göhte II": Eindeutig "Faust gegen Pisa", die auch für Petra Schwarz eine ganz wichtige ist. Ähnlich wie ihr Kollege bemängelt sie die Einschränkungen, die der Pisa-Prozess für die Schulen mit sich gebracht hat, was im Film sehr überspitzt aufscheine.

Lernen ohne Notendruck

Den Schülern ohne Notendruck etwas beizubringen, was nicht im Lehrplan steht, dafür stehe "Fuck ju Göhte II". Sie wünscht sich die Freiheit, diesen Ansatz auch in ihrem Alltag umsetzen zu können.

Der Humor des Films spricht Lehrer und Schülerinnen ähnlich an, alle vier lachen an den gleichen Stellen. Lorena Deimel und Alicia Ziser, beide in der 13. Klasse, sind allerdings wesentlich zurückhaltender, was die Akzeptanz der Figur Zeki Müller angeht. "Kompetentz und Fachwissen" vermisse sie, meint Alicia Ziser. "Als Schülerin möchte ich schließlich etwas lernen." "Mehr Respekt" würde sich Lorena Deimel von ihrem Lehrer erwarten. Der Austausch auf Augenhöhe sei zwar gut, jedoch kommen die Beleidigungen bei ihr nicht gut an. Beide Schülerinnen sind jedoch begeistert davon, dass Zeki Müller als Lehrer nicht perfekt sein muss. Dass er authentisch auftritt und eigen Fehler zugibt, sei ein großes Plus, das sich im Schulalltag so nicht wiederfinde.

Während sich die Schülerinnen also Zeki Müller kaum als Lehrer vorstellen können, ist die Vorstellung für Schwarz und Zimmermann, einen solchen Kollegen zu haben, nicht übertrieben abwegig. "Alles, was belebt, zum Nachdenken anregt und mehr auf die Persönlichkeit des Schülers eingeht, sollte gefördert werden" meint Thomas Zimmermann. Weniger Unterricht nach Plan sei eine begrüßenswerte Ambition. "Fuck ju Göhte II" macht für Petra Schwarz deutlich, wie wichtig ein gutes Klassenklima und eine entsprechende Lernatmosphäre ist. Als Frau, schmunzelt Peta Schwarz, habe sie auch überhaupt nichts gegen die äußere Gestalt eines Zeki Müller, wie ihn Elyas M’ Barek darstellt.

Ressort: Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 23. September 2015: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel