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Kino

"Intrigo – Tod eines Autors" ist ein solider Thriller

Gabriele Schoder
  • Mi, 24. Oktober 2018, 19:28 Uhr
    Kino

     

Daniel Alfredson hat düstere Kurzgeschichten des Bestsellerautors Håkan Nesser verfilmt. "Intrigo – Tod eines Autors" ist ein solider Thriller geworden.

Benno Fürmann als David  | Foto: dpa
Benno Fürmann als David Foto: dpa
Was für eine Besetzung! Sir Ben Kingsley und Veronica Ferres gemeinsam in einem Film, das ist schon ziemlich apart: Was fangen sie miteinander an, der britische Oscar-Preisträger (1983 für "Gandhi") und das deutsche Superweib (1996 in der Titelrolle von Sönke Wortmanns gleichnamiger Komödie)? Ach, sie können gar nichts miteinander anfangen, denn Regisseur Daniel Alfredson und seine Co-Autorin schenken ihnen nicht einen gemeinsamen Moment. Jede Szene im Thriller "Intrigo – Tod eines Autors", der eine Trilogie nach Kurzgeschichten des schwedischen Bestsellerautors Håkan Nesser eröffnet, hat ihn im Fokus: Benno Fürmann.

Der 1972 in Berlin geborene Schauspieler ("Anatomie", "Sin Eater", "Der blinde Fleck", "Babylon Berlin") mit den stahlblauen Augen verkörpert David, den Übersetzer, Autor, gehörnten Ehemann, Rächer, vielleicht auch Mörder, so genau weiß man das lange Zeit nicht. Woraus der Thriller sein nicht unbeträchtliches Spannungskapital schlägt. Der Schwede Alfredson, der 2010 mit seinen Stieg-Larsson-Verfilmungen "Verdammnis" und "Vergebung" in die deutschen Kinos kam, weiß, wie er sein Publikum in Atem hält. Diesmal mit einem höchst verzwickten Plot, der Genreneulinge schwindeln machen kann. Aber selbst Kenner sind mit Rätselraten ziemlich beschäftigt.

Des Autors Frau ist spurlos verschwunden

Ein Schriftsteller sei er, sagt David, als er bei Kultautor Henderson (Kingsley) aufkreuzt, der zurückgezogen auf einer Insel unterm Leuchtturm lebt. Und er bräuchte den Rat des berühmten Kollegen, ob seine Geschichte was tauge. Die sich früh als seine eigene entpuppt: eine Geschichte von Eifersucht, Mordplänen und vom spurlosen Verschwinden seiner Frau. Aber jetzt, Jahre später, hört er in einer Konzertaufzeichnung im Radio ihr charakteristisches Husten: Lebt Eva (Tuva Novotny) also doch noch? Wo? Mit wem?

Hineingeschachtelt in diese Handlung ist die vom verschwundenen Erfolgsautor Germund Rein: Er hat sich das Leben genommen, heißt es, aber warum wurde er nie gefunden? Was hat seine Witwe zu verbergen? Und warum darf Reins letztes Manuskript, das zu übersetzen David beauftragt wird, unter keinen Umständen in der Originalsprache veröffentlicht werden? David findet in Reins Text mysteriöse Hinweise, geht ihnen nach und teilt seine Entdeckungen der Polizei mit. Der nachfolgende Medienrummel macht Davids Übersetzung zum Verkaufsschlager und seine Lektorin (Ferres) glücklich, ihn aber nicht. Immer exzessiver betreibt er die Suche nach Eva, seinerseits von einem geheimnisvollen Mann verfolgt.

Rückblenden verweben die Erzählstränge zu einem dichten Teppich aus Fiktion und Wirklichkeit. Und während man sich müht, sein Muster zu erkennen, könnte man glatt übersehen, dass selbst die Schauspieler mehr damit beschäftigt sind, den Plot abzuarbeiten, als ihren Figuren Tiefe zu verleihen. Solide, spannende Unterhaltung bietet "Intrigo – Tod eines Autors" aber allemal. Und wann kam ein düsterer Skandinavienkrimi je in so lichten Bildern daher, wie sie Kameramann Pawel Edelman auf Hendersons Insel einfängt?

"Intrigo – Tod eines Autors" (Regie: Daniel Alfredson) läuft flächendeckend.
Ab 12 Jahren.

Ressort: Kino

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 25. Oktober 2018: PDF-Version herunterladen

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