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In elf Wochen Offenburg fand sie viele Freunde

  • Sa, 14. Juli 2001
    Zisch

     

ZU GAST IN OFFENBURG: Larissa Mélnikowa aus der russischen Millionenstadt Saratow fährt mit vielen Eindrücken nach Hause.

OFFENBURG (hg). Wenn sich am Montag Larissa Mélnikowa von ihrer Gastfamilie verabschiedet, nimmt sie die Botschaft von Offenburger Gastfreundschaft und Lebensart mit in ihre Heimat. Sie hat elf Wochen Zeit gehabt, Land und Leute kennen zu lernen - und viele Freunde gefunden. Nicht nur in ihrer Gastfamilie Laurischk, wo das Einzelkind aus der russischen Millionenstadt Saratow Ellen, Vera und Kai mittlerweile als ihre Geschwister bezeichnet. Auch zu deren Mutter Sibylle hat sich eine enge Beziehung entwickelt, ebenso zu Mitschülern am Grimmelshausen Gymnasium. Aufgefallen ist Larissa dort nicht - nicht einmal aufgrund ihrer Sprache. Denn außer einem kaum merkbaren Akzent beherrscht sie die Sprache ihres Gastlandes perfekt. Die Liebe zur deutschen Sprache hat sie sowohl vom Vater als auch der Mutter "geerbt". Der Vater ist im Ministerium für internationale Beziehungen tätig, und die Mutter lehrt an der Akademie für Rechtswissenschaften das Fach Deutsch. So fiel es auch der Tochter nicht sonderlich schwer, den für den Austausch notwendigen Test zu bestehen. Und auf die Frage nach deutschen Philosophen konnte sie gleich mit Kant und Marx aufwarten.

Der Fahrt nach Deutschland stand nichts mehr im Weg. Nach drei Tagen war Offenburg erreicht. Hier sammelte Larissa unzählige neue Eindrücke. "Dass die Jugendlichen mit dem Fahrrad zur Schule kommen", sagt sie zum Beispiel, "das wäre bei uns nicht denkbar." Dass sie während ihres Aufenthaltes die Städte Köln, Berlin und Freiburg besuchen konnte, in den Pfingstferien eine Woche auf Usedom gewesen ist und selbstverständlich nach Karlsruhe, Stuttgart, Straßburg und in den Europa-Park geführt wurde, wird ihren Berichtskatalog nach der Heimkehr aufstocken. Dass sie im Unterricht weiter ist als ihre Gleichaltrigen, das vermerkt die Schülerin mit Stolz. Dafür reicht eine Wochenstunde Englisch nicht aus, um hier mitzuhalten. "Neun Stunden die Woche habe ich Deutschunterricht, sechs Tage die Woche ist Schule, meist sieben bis acht Stunden, dann Hausaufgaben und zusätzliche Kurse, da bleibt nicht viel Zeit für Freizeitaktivitäten", bescheinigt sie mit spürbarer Wehmut. Dafür ist die Schulzeit ein Jahr kürzer.

Was sie nach deren Ende machen wird, weiß sie noch nicht - auf jeden Fall etwas mit Jura. Dass sie wieder nach Deutschland kommt, steht allerdings fest. Doch erstmals sollen alle Laurischks die Fahrt nach Saratow planen, sagt Larisssa so, als sei die lange Reise ein Halbtagesausflug. Drei Tag und Nächte hat Larissa Mélnikowa jetzt vor sich. Doch sie freut sich auf Zuhause: Im Gespräch war unschwer heraus zu hören, dass Heimweh auch von der herzlichsten Gastfreundschaft in einem fremden Land nicht aufgewogen werden kann.

Ressort: Zisch

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