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"Ich habe schon mit Brad Pitt zusammen gedreht"

  • Fr, 27. April 2018
    Schülertexte

     

ZISCHUP-INTERVIEW mit dem Kameraassistenten Gero Neumann über aufwändige Produktionen, lange Drehtage und internationale Stars.

Gero Neumann mit Kamera   | Foto: privat
Gero Neumann mit Kamera Foto: privat

Gero Neumann ist der Onkel von Zischup-Reporterin Maja Drescher und wohnt mit seiner Familie in Berlin. Er ist ein erfolgreicher Kameraassistent. Um mehr über seinen Beruf zu erfahren, hat ihn Maja, Schülerin der Klasse 8a des Kollegs St. Sebastian in Stegen, interviewt.

Zischup: Hallo Gero. Du arbeitest ja als Kameraassistent. Macht dir Dein Beruf Spaß?
Neumann: Ja, er macht mir sehr viel Spaß. Es ist eine Mischung aus Kreativität und Technik. Wir müssen schließlich all die technischen Dinge bedienen können, aber man hat auch einen gewissen kreativen Freiraum. Diese Mischung ist sehr spannend. Außerdem ist mein Beruf sehr abwechslungsreich, weil man ja fast jeden Tag irgendwo anders ist. Jedoch sind die Nachtdrehs sehr anstrengend. Neulich haben wir in Berlin nachts bei einer Temperatur von 15 Grad unter null gedreht.
Zischup: War Kameraassistent schon immer dein Traumberuf?
Neumann: Nein, in der Schule noch nicht, das hat sich erst mit den Jahren entwickelt. Ich hatte mir mal in einer Filmhochschule einen Vortrag angehört. Da habe ich mich das erste Mal mit der Thematik auseinandergesetzt und fand es interessant, Filme zu drehen. Dann habe ich ein Praktikum in einem Lichtverleih und in einem Kameraverleih gemacht und danach angefangen, als Materialassistent zu arbeiten.
Zischup: Drehst du nur deutsche Filme?
Neumann: Ich drehe sowohl deutsche als auch internationale Filme. In den Filmstudios in Babelsberg, das ist in der Nähe von Berlin, sind auch oft internationale Filmproduktionen, weshalb ich auch internationale Filme drehe – derzeit beispielsweise eine amerikanische Serie.
Zischup: Mit welchen berühmten Schauspielern hast du schon gedreht?
Neumann: Ich habe schon mit Tom Hanks, Brad Pitt, Owen Wilson und natürlich mit etlichen Deutschen, wie zum Beispiel Götz George, gedreht.
Zischup: Wie lange ist dein Arbeitstag?
Neumann: Das ist sehr unterschiedlich. Aber zwölf Stunden sind es mindestens.
Zischup: Wie lange dreht man einen Film?
Neumann: Es kommt auf die Art des Filmes an. Einen "Tatort" oder einen Krimi, der in der realen Welt spielt, bekommt man relativ schnell durch. Da dreht man so ungefähr 22 Tage. Ein anderer Film, zum Beispiel ein Fantasyfilm, für den man Kulissen bauen muss, ist viel aufwändiger. Außerdem muss man mehr am Computer arbeiten, da dreht man natürlich viel länger. Der längste Film, den ich gedreht habe, dauerte 86 und der kürzeste weniger als 20 Drehtage. Wie lange der Dreh dauert, hängt auch vom Budget ab. Je mehr Geld da ist, desto mehr Drehtage kann man sich leisten und desto schönere Sachen kann man machen.
Zischup: In welchen Ländern warst du schon arbeitsbedingt?
Neumann: Ich war unter anderem in Ägypten, Marokko und Kenia, aber auch in vielen anderen Ländern. In Europa habe ich schon in fast allen Ländern gedreht. Die kann ich nicht alle aufzählen.
Zischup: Wie viele Menschen arbeiten ungefähr am Set?
Neumann: Das hängt davon ab, wie aufwändig gedreht wird. Aber ich sage mal zwischen 30 und 300 Leuten. Der größte Set, an dem ich war, bestand aus 1500 Leuten: 800 vom Filmteam und 700 Komparsen. Da kann man sich natürlich vorstellen, dass da eine ganze Stadt außenrum gebaut werden muss: 1500 Leute müssen ja auch mit Essen und so versorgt werden. Bei historischen Filmen ist es dann auch gleich aufwändiger, auch wegen der vielen Komparsen und der Masken- und Kostümbildner.

Zischup: Wie viele Kameraassistenten sind bei einem Film?
Neumann: Meistens dreht man mit zwei Kameras, aber mit der ganzen Kameracrew sind wir schon so zehn Leute. Als wir mal riesige Kriegsszenen in einem Tagebau in Cottbus gedreht haben, haben wir sogar mit zehn Kameras gedreht.

Gero Neumann (42) arbeitet weltweit als Kameraassistent. Zusammen mit seiner Familie wohnt er in Berlin.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 27. April 2018: PDF-Version herunterladen

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