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Zischup-Interview

"Erfahrungen, die mein Leben prägen werden"

  • Alexia Wissler, Carina Moos, Katrin Walter, Goethe-Gymnasium Emmendingen & Klasse 9b

  • Mi, 25. April 2012, 09:26 Uhr
    Schülertexte

     

Karibik, USA, Guatemala und Südafrika. Die 24-jährige Julia Kandzia ist schon um die halbe Welt gereist. Alexia Wissler, Carina Moos und Katrin Walter haben sie zu ihren Auslandserfahrungen befragt.

Zischup: Wo warst du schon überall?

Julia Kandzia: Für einen Austausch in den USA, dann in Guatemala nach dem Abitur, in Südafrika für zwei Praktika, in vielen Städten Europas und für einen Spontantrip in der Karibik.

Zischup: Was hast du dort gemacht?

Julia Kandzia: Wie oben erwähnt, einen Sprachkurs und danach Freiwilligenarbeit in einem Kinderprojekt und einem Auffanglager für Wildtiere im Dschungel.

Zischup: Wer oder was hat dich dazu bewogen, dorthin zu reisen?

Julia Kandzia: Dass ich bis kurz vorher gar nicht wusste, dass es dieses Land gibt und ich was vollkommen neues ausprobieren wollte. Vor allem nach 13 Jahren Schule fand ich das eine sehr schöne Aussicht!

Zischup: Kamst du gut mit den anderen Sprachen zurecht?

Julia Kandzia: Da ich vorher kein Spanisch konnte, war es in Guatemala sehr schwer für mich, mich mit der Gastfamilie zu unterhalten und überhaupt im Alltag zurechtzufinden, doch durch einen Sprachkurs und die Notwendigkeit zum Lernen, ging es dann doch eigentlich ganz schnell.

Zischup: Welche Erwartungen hattest du? Wurden sie erfüllt?

Julia Kandzia: Dass ich Erfahrungen machen werde, die mein Leben prägen, ich neue interessante Menschen kennenlerne, Spanisch sprechen lerne, eine zweite Heimat auf der Welt finde, eine andere Kultur und ihre Traditionen kennenlerne und die Zeit mir hilft, meinen weiteren Lebensweg zu meistern. Und alle Erwartungen wurden definitiv erfüllt.

Zischup: Was war in Guatemala anders als in Deutschland? Welche Unterschiede gab es?

Julia Kandzia: Das Essen, die Kultur, die Lebenseinstellung, die Landschaft, das Lebenstempo (alles war viel langsamer, gemütlicher), die Wohnverhältnisse, der Unterschied zwischen arm und reich, generell die Lebensstandards. Die Hygiene war um einiges schlechter. Völlig anders waren auch die Preise für Essen und Unterkunft, der Familiengedanke, der Glaube an Gott und die Religion, die Straßen und das Fahrverhalten, der Umgang mit den Mitmenschen, das Umweltbewusstsein (fast nicht vorhanden) und das Krasseste: Man durfte das Klopapier nicht ins Klo schmeißen, sondern nur in einen Eimer nebendran.

Zischup: Hast du neue Freunde gefunden? Und hast du immer noch Kontakt mit ihnen?

Julia Kandzia: Ja, ich hab dort sehr viele tolle Menschen kennengelernt und mit vielen von ihnen hatte ich danach auch noch Kontakt. Doch mit der Zeit habe ich die meisten aus den Augen verloren und nur noch mit einer – dafür aber umso engeren – Kontakt.

Zischup: Hast du dich manchmal einsam gefühlt? Wenn ja, was hast du dagegen getan und was hat dir geholfen?

Julia Kandzia: Natürlich gab es viele Momente, in denen ich mir meine Freunde oder Familie hergewünscht habe. Nicht nur in negativen Situationen, sondern auch, wenn ich gerne meine Freude mit ihnen geteilt hätte. Aber an Weihnachten war es besonders schlimm, da meine Gastfamilie nicht wusste, dass ich da bin und mir deshalb nicht Bescheid gesagt hatte, dass sie nun feiern. Ich saß in meinem Zimmer und dachte, sie wollen lieber unter sich sein. Das war der einsamste Moment überhaupt, weil ich wusste, Zuhause sitzt meine Familie zusammen und ich bin dort allein. Aber glücklicherweise hat sich das dann noch aufgelöst und ich habe um Mitternacht mit der Gastfamilie gegessen, Feuerwerk geguckt und Geschenke ausgepackt.

Zischup: Was war dein schönstes, was schlimmstes Erlebnis?

Julia Kandzia:
Das Schlimmste war, an einem Verkehrsunfall vorbeizufahren, wo ein noch sehr junger, toter Mann nur mit einer Plastiktüte über dem Kopf mitten auf der Straße lag. Im Allgemeinen waren die Lebensumstände vieler Familien katastrophal, was mich sehr getroffen hat. Das schönste Erlebnis war definitiv eine Affenmama im Dschungel zu sein und mit den kleinen Affenbabies zu spielen, sie zu füttern und zu pflegen. Es gab noch unzählige mehr schöne Erlebnisse, aber dieses ist einfach das Besonderste!

Zischup: Würdest du es wieder tun?

Julia Kandzia: Ja! Und ich empfehle es jeder und jedem, denn sowas ist etwas ganz besonderes.

Ressort: Schülertexte

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