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Literaturtipp

Drei sommerliche Bilderbücher werben fürs Schwimmen

  • Di, 25. Juli 2017
    Literatur & Vorträge

     

Dass immer mehr Kinder nicht schwimmen können, ist nicht nur jammerschade, sondern auch lebensgefährlich. Gut, dass gleich drei besonders originelle Bilderbuch-Neuerscheinungen Mut machen wollen, den Sprung ins Wasser zu wagen.

Kamillo hat Angst. Foto: -
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Borst vom Forst
Quicklebendig setzt die Berliner Illustratorin Wiebke Rauers das Abenteuer ihres Frischlings Borst in Szene: Eigenwillig ist der und ein leidenschaftlicher Schnüffler, so dass er ständig aus der Reihe seiner Geschwister hufelt, um den Waldboden zu durchpflügen. Autsch, da schneidet er sich prompt an einem komischen Ding die Schnute blutig. Eine Schnecke ist es, aber eine ganz besondere: Sie kann rauschen, "riecht nach Himmel statt nach Erde. Nach warm statt kalt, nach weit statt eng." Ein Bote aus der Welt des Gegenteils – da will das neugierige Wildschwein unbedingt hin! Als endlich die Möwe den entscheidenden Hinweis gibt, ist Borst nicht mehr zu halten: Im Morgengrauen zieht er heimlich los, um dieses sagenhafte "Mehr" zu finden. Yvonne Hergane schildert seine Expedition in ebenso poetischen wie sprachlustigen Versen und lässt ihren Helden jede Menge Gefühle intensiv erleben. Bis er frei und glücklich durch die Wellen paddelt.

Trotzdem gut, dass Wildschweinmama ihn beim zweiten Mal begleitet, doppelt schön, dass Borst am Strand auch gleich einen Seelenverwandten trifft: Ein Robbenkind, das eine Eichel gefunden hat und nun unbedingt auch nach "Gegenteil" reisen möchte.

Auf ins Wasser, Kater Kamillo!

"Wasser ist eklig": Davon ist Kater Kamillo überzeugt. Deswegen klammert er sich mit allen Vieren an den Badewannenrand, um ja nicht nass zu werden. Doch dann kommt der schrecklichste aller Tage: Schwimmunterricht mit der ganzen Klasse! Verzweifelt steht er mit geknicktem Schwanz am Becken, während die anderen fröhlich planschen. Badehose hat er keine, hilft nix, er muss trotzdem rein. Seltsam, welche Riesenshow ausgerechnet Angeber-Kevin veranstaltet: Zigmal nimmt der Anlauf und stoppt, braucht Taucherbrille und Flossen, springt trotzdem nicht ins Wasser. Sollte der etwa auch Muffensausen haben?

Wie zu zweit alles leichter ist und Kamillo mit einem Trick erst Kevin und dann sich selbst in die Fluten stürzt, das erzählt der englische Kinderbuchautor und Illustrator Rob Scotton mit plakativen Bildern in knallbuntem Comicstil. Meisterlich sind seinen Oberflächentexturen, zum Piepen seine fusseligen Helden, an denen man jedes Fellhaar und so viele Emotionen sieht.
Schnabbeldiplapp
Unterstützung braucht auch Günther Jakobs kurzhalsige Ente Emil, die sich wider alle Natur nicht ins Wasser traut. "Schnabbeldiplapp", widerspricht Schwan Henry und nimmt das traurige Entlein resolut unter seine Fittiche. Ab geht’s mit der quietschgelben Citroën-Ente ins nächste Hallenbad! Man ahnt es schon: Mit diesem Projekt hat sich Henry eine echte Herausforderung aufgehalst. Und so bleibt offen, wer hier mehr Mitleid verdient: der panische Emil oder sein zunehmend genervter Schwimmlehrer. Lustigen Guckstoff bietet das merkwürdige Paar allemal: Herrlich, wie Emil greint und zappelt und den guten Henry fast ertränkt. Jakobs erzählt abwechselnd mit ganzseitigen Wimmelbildern und dynamische Einzelszenen, streut lustige Details in sein Schwimmbad-Tohuwabohu und zeichnet seinen Schnabeltieren eine erstaunliche Mimik. Eine hinreißende Geschichte mit viel Drama, einem überraschenden Happy End und großem Wiedererkennungswert. Bester Mutmachstoff!

Yvonne Hergane, Wiebke Rauers:

Borst vom Forst. Magellan Verlag, Bamberg 2017. 32 Seiten, 14 Euro. Ab 4.
Rob Scotton: Auf ins Wasser, Kater Kamillo! Aus dem Englischen von Sylvia Tress.

Esslinger Verlag, Stuttgart 2017. 40 Seiten, 12,99 Euro. Ab 3.
Günther Jakobs: Schnabbeldiplapp.

Carlsen Verlag, Hildesheim 2017. 32 Seiten, 12,99 Euro. Ab 4.

Ressort: Literatur & Vorträge

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 25. Juli 2017: PDF-Version herunterladen

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