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"Die Frage, was nach Usain Bolt passiert, nervt mich"

Georg Gulde
  • Fr, 04. August 2017
    Leichtathletik

     

VIER FRAGEN AN die vier aus Südbaden stammenden Athleten, die an der WM in London teilnehmen.

Matthias Bühler Foto: dpa
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Vier Sportler, die aus Südbaden kommen, haben sich für die WM qualifiziert: Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch (26/Freiburg), Hürdensprinter Matthias Bühler (30/Haslach i. K.), Geher Carl Dohmann (27/Freiburg) und Speerwerfer Johannes Vetter (24/Offenburg). Wir haben ihnen jeweils vier Fragen gestellt.

Wie lief die WM-Vorbereitung für Sie?

Bühler: Gut, ich bin weiter gesund und stehe voll im Training. Die Wochen vor einer WM trainiere ich sowieso nicht mehr viel, um frisch und spritzig in die Wettkämpfe gehen zu können.

Dohmann: Ziemlich gut. Ich habe bis Ende Juni in Freiburg trainiert und bin dann für gute drei Wochen ins Höhentrainingslager nach Bulgarien im Rila-Gebirge gefahren, so wie in den vergangenen drei Jahren. Seit dem 19. Juli bin ich wieder in Deutschland, dann ging ich vergangenen Donnerstag ins Bundesleistungszentrum in Kienbaum, wo fast das ganze DLV-Team vor der WM zusammenkommt. Am Dienstag bin ich wieder nach Freiburg gereist, von dort geht’s am 11. August nach London. Unsere WM-Strecke könnte übrigens nicht besser sein: Direkt auf dem Prachtboulevard The Mall, zwischen Buckingham Palace und Trafalgar Square, auf einer Zwei-Kilometer-Runde.

Jungfleisch: Seit einiger Zeit habe ich ab und an Achillessehnenbeschwerden. So konnte ich weniger Technikeinheiten absolvierten als geplant. In Wettkämpfen hatte ich indes nie Schmerzen. Vielleicht liegt’s am Adrenalin.

Vetter: Aufgrund der vielen Wettkämpfe und der kurzen Zeit nach der deutschen Meisterschaft war für eine große Vorbereitung kaum Zeit. Wir haben nochmal gut und fokussiert trainiert. Bisher läuft alles nach Plan.

Mit welchen Erwartungen starten Sie in London?

Bühler: Ich möchte auf jeden Fall ins Halbfinale einziehen, das muss auch das Ziel sein bei dem Aufwand, den ich betreibe und dem Leistungsstand, auf dem ich mich befinde.

Jungfleisch: Ich will ins Finale der besten zwölf Springerinnen kommen, eine gute Leistung zeigen, also am besten zwei Meter hoch springen und damit meine persönliche Bestmarke einstellen.

Dohmann: Ich gehe nicht mit speziellen Erwartungen in den Wettkampf, sondern möchte die Zeit erreichen, die an dem Tag für mich möglich ist. Auf welchem Platz ich dann lande, wird man sehen.

Vetter: Alles Step by Step: Erst einmal die Qualifikation überstehen und im Finale dann voll auf Angriff gehen. Als Weltjahresbester ist mein Ziel natürlich Edelmetall – egal, welche Farbe.
An welchen Tagen sind Sie im Einsatz?

Jungfleisch: Am 10. August ist die Qualifikation, am 12. August das Finale.
Bühler: Am 6. August mit Vorlauf und Halbfinale, am 7. August ist der Endlauf über 110 Meter Hürden.

Dohmann: Mein Wettkampf, das 50-Kilometer-Gehen, ist erst am letzten Wettkampftag, also am 13. August. Der Start erfolgt schon um 8.45 Uhr deutscher Zeit.

Vetter: Am 10. August ist die Speerwurf-Qualifikation, am 12. August das Finale.

Was glauben Sie: Wie wird sich die Leichtathletik in der Zeit nach der Ära Usain Bolt entwickeln?
Bühler: Weltweit gibt es genug Sprinttalente wie André De Grasse aus Kanada und Ameer Webb aus den USA, die in die Fußstapfen von Usain Bolt treten können. Es wird interessant zu sehen, wie sich die jüngere Sprintergeneration entwickeln wird. In Deutschland sieht es danach aus, dass die Athleten immer weniger werden. Jedoch kann ich den Nachwuchs gut verstehen, denn wer möchte bei einer so miserablen Sportförderung schon Leistungssport machen.

Dohmann: Ich glaube, die Leichtathletik wird auch nach Bolt ihre Stars finden, es mangelt ihr ja nicht daran. Wichtig ist, dass der Kampf gegen Doping entschlossener geführt wird und vor allem, dass die Korruption und Klüngelei in den internationalen Verbänden endlich aufhört.

Jungfleisch: Ich glaube nicht, dass dann weniger Zuschauer zur Leichtathletik kommen. Dann wird eben ein anderer Sportler gehypt. Ob der dann bei den Fans auch so positiv rüberkommt wie Bolt, das muss man abwarten.

Vetter: Die Frage, was nach Usain Bolt mit der Leichtathletik passiert, nervt mich! Es gibt genug erfolgreiche und interessante Athleten in Deutschland und der Welt, die solche Faxen – also Spielereien mit den Menschen und der Kamera – nicht nötig haben und Leistung zeigen. Es wird in Zukunft vermutlich niemanden geben, der es so versteht, die Masse an Menschen für die Leichtathletik zu begeistern. Umso wichtiger ist, dass so viele Top-Athleten wie möglich für die Leichtathletik werben.

Ressort: Leichtathletik

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 04. August 2017: PDF-Version herunterladen

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