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Schule damals – Schule heute

"Der Lehrer an sich hat nicht die Aufgabe, lieb zu sein"

  • Louis Cuthbertson, Sabet Zimmermann, Nadja Faller, Chiara Mack, Klasse 9c & GSG Waldkirch

  • Mo, 07. Mai 2012, 09:56 Uhr
    Schülertexte

     

Anlässlich des Jubiläums "125 Jahre höhere Schule in Waldkirch" führten Schüler der 9c Interviews zum Thema "Schule damals - Schule heute". Als Interviewpartner ausgesucht wurden ein Referendar und eine Lehrerin mit langjähriger Berufserfahrung.

  | Foto: dapd
Foto: dapd
Niko Hug ist seit vergangenem Jahr am GSG und unterrichtet Französisch und Spanisch.

Zischup: Sie sind ja noch nicht so lange hier an der Schule. Warum sind Sie ausgerechnet an diese Schule gekommen und was schätzen Sie am GSG?
Hug: Das Beste an dieser Schule ist die Stimmung unter den Kollegen, da sie sehr entspannt ist und sie sich untereinander gut verstehen. Für mich ist der Zusammenhalt untereinander sehr wichtig. Auch die Schüler an dieser Schule sind sehr nett und so macht der Unterricht viel mehr Spaß.

Zischup: Ihre Schulzeit ist zwar noch nicht sehr lange her, aber verglichen mit der heutigen: Was hat sich verändert, was ist gleich geblieben?
Hug: Ich habe das Abitur im Jahr 2004 absolviert, deshalb gab es auch keine gravierenden Veränderungen. In der heutigen Zeit wird mehr mit Medien wie Computer gearbeitet. Auch das G8 gab es in meiner Schulzeit noch nicht, was natürlich eine sehr große Veränderung ist.

Zischup: Oft gibt es Diskussionen über das Thema G8 bzw. G9. Was ist Ihre Meinung dazu?
Hug: Durch die verkürzte Schulzeit haben die Schüler mehr Nachmittagsunterricht und müssen in kürzerer Zeit mehr Stoff lernen. Dadurch lastet deutlich mehr Stress und Druck auf ihnen.

Zischup: Wie stellen Sie sich eine perfekte Schule vor?
Hug: Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt im Kollegium ist für mich eines der wichtigsten Dinge. Auch eine gute Ausstattung mit Schulutensilien wie genügend Bücher und Computer ist sehr wichtig.

Zischup: Wie denken Sie, sieht es hier am GSG in 50 Jahren aus?
Hug: Ich denke, dass das Gebäude renoviert wird und noch mit mehr Medien gearbeitet wird. Ich könnte mit vorstellen, dass die Schülerzahlen ungefähr gleich bleiben und auch die Schulausbildung sich nicht groß verändern wird.

Zischup: Was sagen Sie zu dem Spruch: "Lehrer sind liebe Menschen, die uns mit Ausdauer helfen, Probleme zu beseitigen, die wir ohne sie überhaupt nicht hätten!"
Hug: Als Schüler versteht man oft nicht, wieso man zum Beispiel die Formel oder diese Grammatik lernen muss, dennoch ist der Stoff wichtig für die Zukunft. Natürlich braucht man später nicht mehr alles, was man in der Schule gelernt hat, aber ein Großteil davon. Ich kann nur sagen, dass wir als Lehrer den Schülern nichts Böses wollen, sondern ihnen den Lehrstoff so gut wie möglich beibringen möchten.


Dagmar Sartorius unterrichtet Sport, Französisch und Ethik seit 21 Jahren am GSG und ist auch seit insgesamt 21 Jahren im Schuldienst.

Zischup: Was gefällt Ihnen hier so gut bzw. was schätzen Sie an dieser Schule?

Dagmar Sartorius: Ich schätze hier an dieser Schule vor allem die Atmosphäre und die Schüler.

Zischup: Da Sie jetzt schon so lange hier sind, haben Sie die Weiterentwicklungen unserer Schule miterlebt. Was hat sich hier in den Jahren verändert? Sind die Veränderungen Ihrer Meinung nach positiv oder eher negativ?

Sartorius: Die ganze Atmosphäre hat sich positiv entwickelt. Die Arbeitshaltung der Schüler hat sich allerdings etwas zum Negativen entwickelt. Sie haben keinen Spaß mehr am Lernen und die großen Klassen bieten keine guten Lernbedingungen. Die Schüler sollten aber im Hinblick auf ihre eigene berufliche Zukunft den Ernst der Lage erkennen. Sie sollten froh sein, dass sie hier zur Schule gehen können und die Möglichkeiten nutzen.

Zischup: Wenn Sie sich an Ihre eigene Schulzeit zurückerinnern und Sie mit der heutigen vergleichen, was hat sich verändert und was ist gleich geblieben?

Sartorius: Für mich war Schule ein Ort der Kommunikation. In der Schule habe ich meine Freunde gesehen. Ebenso haben früher Zensuren keine große Rolle gespielt. Heute jedoch spielen sie eine sehr große Rolle. Wer keine guten Noten hat, hat später nicht viele Chancen, da nur die Besten Studienplätze oder Arbeitsstellen bekommen.

Zischup: Wenn Sie jetzt noch einmal sechs Jahre alt wären: Würden Sie lieber in eine heutige Schule gehen oder in eine der Vergangenheit?

Sartorius: Ich finde es gut, dass man früher nicht so viel Stress hatte. Jedoch hat man heute eher die Chance herauszufinden, welche Bereiche einen interessieren und man hat viel mehr Möglichkeiten, seine Stärken zu fördern und bekommt an unserer Schule sehr viel Unterstützung.

Zischup: Oft gibt es Diskussionen über das Thema "G8" bzw. "G9". Was ist Ihre Meinung dazu? Würden Sie das "G8" abschaffen oder sind 12 anstatt 13 Jahre Schulzeit besser? Sie haben ja "G8"-Schüler im Unterricht, ebenso aber auch welche, die "G9" haben. Sehen Sie Unterschiede. Und unterscheidet sich der Unterricht?

Sartorius: Ich meine, dass man den Stoff gut in acht Jahren Gymnasialzeit schaffen kann. Andererseits finde ich es unnötig, gerade in der Zeit, in der man so viele Erfahrungen für das eigene Leben machen muss, die Schulzeit zu verkürzen. Die Schüler sind häufig zu jung, um die Tragweite der Themen in der Oberstufe zu begreifen. Sie verstehen die Intensität, mit der man Themen vertieft, nicht richtig. Ich würde euch gerne neun Jahre Schulzeit lassen, aber sie müssen richtig genutzt werden können. Den Unterricht gestalte ich praktisch nicht anders: Es muss der Stoff nur in weniger Zeit durchgearbeitet werden.

Zischup: Wie stellen Sie sich eine perfekte Schule vor?

Sartorius: Für mich ist eine Traumschule eine Schule, die "unverkopfte" Fächer wie Musik, Sport, Handarbeit und Kochen fördert. Fächer mit emotionaler und sozialer Kompetenz sollten Bestandteil des Lehrplans sein. Handarbeit, mit der Hand arbeiten, ist unglaublich wichtig. Aber von vielen Schülern wird das wohl als uncool bezeichnet. Das ist sehr schade. Außerdem bin ich ein Fan der Ganztagsschule, da heute in vielen Familien die Eltern nicht mehr die Kraft und die Zeit haben, sich ausreichend um ihre Kinder zu kümmern.

Zischup: Unsere Schule ist seit 125 Jahren eine "höhere Schule". Wie meinen Sie, sieht es hier in 50 Jahren aus?

Sartorius: Ich hoffe, dass sie sich nicht nur mehr auf Technik fixiert. Ich fürchte mich vor einer "virtuellen" Schule, denn man muss ja ebenso lernen, sich mit anderen Menschen direkt auseinander zu setzen.

Zischup: Was sagen Sie zu dem Spruch: Lehrer sind liebe Menschen, die uns mit Ausdauer helfen, Probleme zu beseitigen, die wir ohne sie nicht hätten!

Sartorius: Der Lehrer an sich hat nicht die Aufgabe, lieb zu sein. Er sollte von den Schülern respektiert werden. Man kann nicht von allen Schülern geliebt werden. Respekt und Akzeptanz ist in meinen Augen das Wichtigste zwischen Schülern und Lehrern. Jedoch bin ich wahnsinnig gerne Lehrer und mir liegt das Glück der Schüler und die Schule am Herzen.

Ressort: Schülertexte

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